# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Alles mitnehmen, was draußen geht | |
> Kurz vor dem Ende des Sommers laden die Citadel Music Days zum Finale, | |
> Yves Fontanille lädt zu Konzerten im Kiez. Dort trifft Postpunk auf | |
> Avant-Pop. | |
Bild: Verästelnder Avant-Pop: 13 Year Cicada | |
End-of-Summer-Torschlusspanik stellt sich ein. Alles mitnehmen, was draußen | |
geht. [1][Etwa die Konzertreihe „Off Days“], die – quasi als Finale der | |
Citadel Music Days – am Freitag und Samstag zum zweiten Mal auf die | |
Zitadelle Spandau lockt. Zumindest hier, wo gegen 22 Uhr Schluss sein muss, | |
sind die spürbar kürzeren Tage ein Bonus; Konzerte in Dämmerung oder | |
Dunkelheit sind einfach stimmungsvoller. | |
Stilistisch wird an beiden Tagen eine bunte Mischung geboten. Am Freitag | |
gibt es unter anderem ein Comeback der R&B- und Hip-Hop-Künstlerin Nelly | |
Furtado, die eine längere Auszeit genommen hatte. Außerdem dabei | |
französische Singer-Songwriterin Yseult (übrigens die weltweit | |
meistgestreamte frankophone Künstlerin). | |
Ihr neues Album „Mental“ ist weniger balladesk und deutlich roher als | |
früher. Dritter Act ist das Berliner Ensemble A Song For You. Musikalisch | |
noch spannender dürfte der Samstag werden: Da gibt es mit 070 Shake nochmal | |
Hiphop, diesmal angereichert mit Alternative und Elektronik. Außerdem | |
bringt der mehrsprachig singende, palästinensisch-französisch-algerische | |
Musiker Saint Levant seine sehr eigene Mischung aus Hip-Hop, R&B und | |
arabischer Poesie mit. Ebenfalls ein klanglicher Melting Pot ist das, was | |
der Experimenten zugeneigte Londoner Rapper Dakar auf die Bühne bringt (29. | |
& 30. 8., 18 bzw. 16 Uhr, Tagesticket 70, 2-Tagesticket 110 Euro). | |
Am Samstag gibt es nochmal Musik außerhalb des S-Bahn-Rings. Und zwar im | |
popmusikalisch definitiv unterversorgten Südwesten der Stadt – der übrigens | |
von den 1960er bis 1980er Jahren diesbezüglich durchaus belebter war. Der | |
in der Waldsiedlung Zehlendorf wohnhafte Musiker, DJ und Kurator Yves | |
Fontanille will das ändern und veranstaltet in der kommenden Woche zwei | |
Konzerte in seinem Kiez. | |
Am Freitag treten im Gemeindesaal der Zehlendorfer Emmaus-Kirche, unweit | |
der U-Bahn-Station Onkel Toms Hütte, die Gubenstreet Boys auf, ein aus dem | |
[2][inklusiven Musikprojekt Ick Mach Welle] hervorgegangenes | |
Hip-Hop-Projekt, bei dem auch Anton Garber mitmischt. Der hat vergangenes | |
Jahr mit Brezel Göring [3][ein paar Songs der legendären Punkband Pisse | |
gecovert]. So erstaunt nicht, dass auch Göring, der Godfather der DIY-Szene | |
am gleichen Abend mit seiner Band Psychoanalyse auftritt (30. 8., 19 Uhr | |
Uhr, [4][Tickets 5,50-16,50 Euro]). | |
Am darauf folgenden Freitag gibt es dann nochmal ein ähnliches Format an | |
gleicher Stelle – diesmal trifft der Postpunk von Point no Point [5][auf | |
den sich in Klangsphären verästelnden Avant-Pop von 13 Year Cicada] (5. 9., | |
19 Uhr, Tickets [6][5,50-16,50 Euro]). Um 22 Uhr müssen die Konzerte | |
übrigens durch sein, doch der Abend ist längst nicht vorbei: Es gibt eine | |
Aftershowparty im Hockey Club. | |
Ebenfalls am Samstag eröffnet das Musikfest Berlin, das von den Berliner | |
Festspielen mit der Stiftung Berliner Philharmoniker veranstaltet wird – | |
womit auch gleich die neue Spielzeit des Orchesters eröffnet wird. Das | |
Eröffnungskonzert des Royal Concertgebouw Orchestra ist zwar ausverkauft, | |
aber es gibt ja noch dreieinhalb Woche dichtes Programm. | |
Neben den großen Berliner Orchestern und Ensembles sind Gäste aus diversen | |
europäischen Ländern, aber auch aus Südkorea zu Gast. Ein Schwerpunkt liegt | |
in diesem Jahr auf Frankreich – was auch damit zu tun hat, dass Pierre | |
Boulez in diesem Jahr 100 geworden wäre. Dementsprechend kommen drei seiner | |
großen Orchesterwerke zur Aufführung (30. 8.-23.9., weitere Infos [7][gibt | |
es hier]). | |
Am Dienstag ist dann eine schwer klassifizierbares Projekt der tollen, | |
guatemaltekischen Cellistin Mabe Fratti (aktuell ist sie in Mexico Stadt | |
zuhause) zu erleben. Die schreckt vor Improvisation keineswegs zurück, hat | |
aber auch ein Herz für Pop und hat auch schon ein Album mit Gudrun Gut | |
gemacht (aufgehängt am Wetter, sort of). | |
Zusammen mit dem Gitarristen Héctor Tosta aka I la Católica bringen sie ihr | |
Projekt Titanic auf die Bühne. Kammerpop trifft beim gemeinsamen Album | |
„Vidrio“ auf jazzige Arrangements und Post-Minimalismus. Zu erleben in der | |
Kantine Berghain; der Support kommt von Jungstötter (2. 9., 20 Uhr, | |
[8][Tickets im VVK 24,50]). | |
28 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://citadel-music-festival.de/event/off-days | |
[2] /Inklusion-in-der-Musik/!5934032 | |
[3] /Neue-Musik-aus-Berlin/!5988918 | |
[4] https://www.koka36.de/brezel-goering-u-psychoanalyse_ticket_180585.html | |
[5] /Neue-Musik-aus-Berlin/!5879600 | |
[6] https://www.koka36.de/point-no-point-13-year-cicada_ticket_180587.html | |
[7] https://www.berlinerfestspiele.de/musikfest-berlin | |
[8] https://www.berghain.berlin/de/event/80516/ | |
## AUTOREN | |
Stephanie Grimm | |
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