| # taz.de -- US-Atompläne auf dem Mond: Wer zuerst kommt, strahlt zuerst | |
| > Die USA prahlen damit, einen Atomreaktor auf den Mond setzen zu wollen. | |
| > Doch statt um Wissenschaft oder Energiegewinnung geht es dabei um | |
| > Geopolitik. | |
| Bild: Die US-Weltraumagentur Nasa plant den Bau eines Atomreaktors auf der Mond… | |
| Es ist der nächste Nadelstich im zweiten Wettrennen um das Weltall, nichts | |
| weiter: Die [1][US-Weltraumagentur Nasa plant einem Medienbericht zufolge | |
| den Bau eines Atomreaktors auf der Mondoberfläche]. Die Raumfahrtbehörde | |
| soll innerhalb von 60 Tagen konkrete Vorschläge aus der Industrie für einen | |
| 100-Kilowatt-Reaktor einholen, der bis 2030 in Betrieb gehen soll. Ein | |
| solches Kraftwerk soll die benötigte stabile Stromversorgung für künftige | |
| Mondmissionen bereitstellen, wenn dort während der rund zweiwöchigen | |
| Dunkelphase zwischen Untergang und Aufgang der Sonne keine Solarenergie | |
| gewonnen werden kann. | |
| Beim Wettrennen um die Nutzung des Mondes ist diesmal der Mond nicht | |
| Ziellinie, sondern Startpunkt – und China ersetzt die Sowjetunion als | |
| kosmischen Antagonisten der USA. Die [2][Weltraummächte betrachten den Mond | |
| als geostrategische Basis,] um von dort tiefer ins Weltall vorzudringen und | |
| mehr Kontrolle über das erdnahe Weltall zu haben. Die USA arbeiten bereits | |
| seit einem Jahrzehnt aktiv daran, internationales Weltraumrecht umzudeuten. | |
| Aktuell schaffen sie mit dem Artemis-Abkommen einen rechtlichen Rahmen, der | |
| sogenannte Sicherheitszonen auf dem Mond erlauben soll, die das Einmischen | |
| anderer Staaten in die eigenen Angelegenheiten verhindern sollen. Auf | |
| Wunsch der USA vom Abkommen ausgeschlossen: China. Kein Unterzeichnerstaat | |
| dürfe in Sachen Mond mit China kooperieren. | |
| Da soll dann also eine amerikanische Mondbasis stehen, mit Solaranlagen und | |
| einem Kraftwerk befeuert, und die Chinesen dürfen nicht schmulen. Die | |
| Chinesen ihrerseits planen eine gemeinsame Mondbasis mit Russland, wobei | |
| Russland eher die Rolle des Trittbrettfahrers zukommen dürfte. | |
| All das untergräbt den Grundsatz der 1960er Jahre, [3][das Weltall für alle | |
| offen zu halten.] Schon damals steckte dahinter viel Rhetorik, doch die | |
| Astropolitik des 21. Jahrhunderts lautet im Grunde: „Wer zuerst kommt, | |
| reißt sich alles unter den Nagel.“ Die USA haben dieses Prinzip bestens | |
| verstanden – und gehen auf dem Mond keine kleinen Schritte für die | |
| Menschheit, sondern große Schritte für sich selbst. | |
| 5 Aug 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Enno Schöningh | |
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