# taz.de -- Europäische Nahost-Politik: Gaza ist nicht Tempelhof | |
> Die geplanten Hilfslieferungen als „Luftbrücke“ zu vermarkten, ist | |
> Propaganda. Und selbst Symbolpolitik können andere besser als Friedrich | |
> Merz. | |
Bild: Wollen „Airdrops“ für Gaza: Abdullah II. Ibn Al-Hussein (vorne), Kö… | |
Mittlerweile sieht es die ganze Weltöffentlichkeit: [1][Israel hungert die | |
Palästinenser in Gaza aus]. Selbst die europäischen Staats- und | |
Regierungschefs, die die rechte israelische Regierung in ihrem genozidalen | |
Krieg diplomatisch decken und mit Waffen beliefert haben, rutschen deshalb | |
langsam nervös auf ihren Stühlen hin und her. Vielleicht um nicht als | |
Gehilfen in die Geschichte einzugehen, wollen sie ihren Dissens bekunden. | |
Aber ihre Politik wirklich ändern wollen sie auch nicht. Das Ergebnis ist | |
eine Mischung aus Symbolpolitik und Zynismus. | |
So lässt sich etwa die Ankündigung von Friedrich Merz verstehen, | |
[2][gemeinsam mit Jordanien eine „Luftbrücke“ für Gaza ins Leben zu rufen… | |
Der Begriff dockt natürlich an die Berliner Luftbrücke der Alliierten | |
1948/49 an: Für die gut zwei Millionen Westberliner – etwa so viele | |
Menschen wie in Gaza – kamen etwa 4.500 Tonnen Hilfsgüter täglich an. | |
Praktisch im Minutentakt landete ein Flugzeug in Tempelhof. | |
Was Deutschland in Gaza vorhat, erreicht nicht annähernd diese Dimensionen. | |
Hier geht es nur um den Abwurf von ein paar Paletten, was gefährlich für | |
die Menschen auf dem Boden und dazu noch ineffizient ist. So zitiert der | |
Spiegel [3][einen deutschen Militär]: „Wir werfen vier Tonnen pro Flug ab, | |
der Zehntausende Euro kostet. Ein Lkw bringt für einen Bruchteil davon 40 | |
Tonnen nach Gaza.“ | |
Als Merz am Dienstag mit dem jordanischen König vor die Presse trat, sprach | |
er womöglich auch deshalb nicht mehr von einer „Luftbrücke“, sondern nur | |
noch von „Airdrops“. Der Bundeskanzler offenbarte zwischen den Zeilen gar | |
den propagandistischen Gehalt der Aktion. Sie leiste nur einen kleinen | |
Beitrag, sei aber ein „wichtiges Signal: Wir sind da, wir sind in der | |
Region, wir helfen“. | |
## Was wirklich helfen würde | |
Dabei könnte Deutschland echten Druck auf Israel ausüben. Die | |
Bundesregierung könnte Sanktionen verhängen, die Waffenlieferungen gänzlich | |
stoppen und die Aufklärung der Völkermordvorwürfe unterstützen. | |
Selbst in der Symbolpolitik sind andere Merz voraus. So ist die Anerkennung | |
Palästinas durch Frankreich ein zwar symbolischer, aber dennoch nötiger | |
Schritt. Großbritanniens Premierminister Starmers Position dagegen ist: Wir | |
werden Palästina anerkennen – wenn Israel seinen Krieg nicht beendet. Das | |
heißt nichts anderes als: Wir erkennen an, was euch zusteht, aber nur wenn | |
Israel euch weiter auslöscht. | |
Das Selbstbestimmungsrecht ist aber keine Verhandlungsmasse. Die | |
Palästinenser haben ein Anrecht auf ein Leben in Freiheit und Würde. Die | |
Bundesregierung und ihre europäischen Verbündeten sehen das offenbar anders | |
– sonst würden sie ihre Politik ändern. | |
30 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Amnesty-Generalsekretaerin-fordert-mehr-als-nur-die-Luftbruecke-fuer-Gaza/… | |
[2] /Hunger-in-Gaza/!6099490 | |
[3] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/nahostkonflikt-israelpolitik-der… | |
## AUTOREN | |
Leon Holly | |
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