Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- „Jamel rockt den Förster“ bleibt: Anti-Nazi-Festival wehrt bü…
> Die Veranstalter von „Jamel rockt den Förster“ wehren sich vor Gericht
> erfolgreich gegen strengere Auflagen. Aber der Landkreis gibt noch nicht
> auf.
Bild: Die Geschichte geht weiter: 2022 feierte das Festival sein 15-jähriges B…
Hamburg taz | Das Festival „Jamel rockt den Förster“ kann voraussichtlich
doch ohne strenge Auflagen stattfinden. Das Verwaltungsgericht Schwerin hat
am Donnerstag die Veranstaltungsvorgaben des Landkreises
Nordwestmecklenburg abgewiesen. Geklagt hatten zuvor die
Veranstalter:innen Birgit und Horst Lohmeyer.
Das Ehepaar veranstaltet das Musikfestival gegen rechts bereits seit 2007.
Das aus Hamburg stammende Paar war vor über 20 Jahren in das 35-Seelen-Dorf
in Mecklenburg-Vorpommern gezogen, das seit Jahren [1][als
„nationalsozialistisches Musterdorf“ bekannt] ist. Begleitet von
zahlreichen Drohungen und Angriffen protestiert das Ehepaar seither gegen
die Vereinnahmung von Jamel durch Neonazis.
Durch ihren beständigen Widerstand erlangten die Lohmeyers deutschlandweite
Unterstützung und Bekanntheit. Sogar zahlreiche Stars wie etwa die Toten
Hosen, die Ärzte, die Fantastischen Vier und Fury in the Slaughterhouse
spielten schon auf dem Festival, das ursprünglich als familiäres Sommerfest
geplant war. Mittlerweile besuchen jedes Jahr bis zu 3.000 Menschen das
kleine Dorf in der Nähe von Wismar.
Jahrelang durften Lohmeyers Flächen der Gemeinde als Parkplätze nutzen.
Jetzt will die Gemeinde Gägelow, zu der Jamel gehört, eine [2][Pachtgebühr
von mehreren Tausend Euro]. Weil das Ehepaar daraufhin eine tagelang
andauernde Versammlung anmelden wollte, kündigte der zuständige Landkreis
Nordwestmecklenburg für das Festival zahlreiche Auflagen an.
## Gemeinde will auf einmal hohe Gebühren
Die Lohmeyers wähnten hinter dem Vorgehen eine Strategie gegen ihr
politisches Engagement. Schließlich werde ein Teil dieser
[3][Gemeindeflächen an einen Neonazi in Jamel verpachtet], erklärte Birgit
Lohmeyer bereits im Januar im Gespräch mit der taz. Dieser zahle dafür nur
rund 60 Euro – fürs ganze Jahr.
In einem Eilantrag hatte das Ehepaar gegen die Vorgaben geklagt. Das
Gericht in Schwerin hat der Klage der Veranstalter:innen nun
stattgegeben und mehrere Auflagen wie etwa ein Glasflaschen- und
Alkoholverbot sowie die Bereitstellung von deutlich mehr Ordnungskräften
für das Festival vorerst gekippt.
Für potenzielle Gefahren für die Sicherheit und Ordnung des Dorfes, die
etwa durch Alkoholkonsum der Besucher:innen entstünde, fehle es an
„eindeutigen Referenzfällen“, so das Gericht. Auch die Verwendung von
Glasflaschen könne nicht verboten werden. In einer Mitteilung verwies das
Gericht auf „gerichtsbekannte und offenkundige Erfahrungen der Vorjahre“.
Aufgrund der Nähe zu neonazistischen Dorfbewohner:innen und des
potenziellen Besucherandrangs müssen die Veranstalter:innen der
Polizei dieses Jahr allerdings erstmals vorab die Namen der auftretenden
Personen nennen. Bisher hatte das Ehepaar die Künstler:innen bis zum
Auftritt geheim gehalten.
## Mit der Entscheidung zufrieden
Die Lohmeyers sind mit der Entscheidung des Gerichts zufrieden. Man sei
froh, dass die Auflagen gekippt wurden und hoffe, dass das
Open-Air-Festival wie geplant am 22. und 23. August stattfinde. Allerdings
kündigte der Landkreis kurz nach Verkündigung des Beschlusses an,
Beschwerde einlegen zu wollen.
Die SPD kritisiert das Vorgehen des CDU-Landrates. „Dieses Engagement
verdient breite Unterstützung und darf keine Steine in den Weg gelegt
bekommen – schon gar nicht vom Landrat“, teilte der Vorsitzende der
SPD-Landtagsfraktion, Julian Barlen, mit.
Sollte der Widerspruch erfolgreich sein, werden die Auflagen vor dem
Oberverwaltungsgericht in Greifswald verhandelt. Ob es dazu kommt, bleibe
abzuwarten, sagt Birgit Lohmeyer: „Auch wir können nicht in die Glaskugel
gucken.“
24 Jul 2025
## LINKS
[1] /Jamel/!t5223371
[2] /Festival-gegen-rechts-in-Jamel/!6059996
[3] /Gemeinderatssitzung-in-Jamel/!6072101
## AUTOREN
Quirin Knospe
## TAGS
Schwerpunkt Demos gegen rechts
Demokratie
Antifaschismus
Reden wir darüber
Social-Auswahl
Schwerpunkt Stadtland
Jamel
Schwerpunkt Neonazis
## ARTIKEL ZUM THEMA
Pastor über Gegensätze und Spirituelles: „Es geht darum, dass das Herz ber�…
Ulf Werner ist Pastor in der Hamburger Kirche der Stille und Trompeter in
einer Ska-Punk-Band. Zwei Welten, die für ihn problemlos zusammengehen.
Gemeinderatssitzung in Jamel: Am langen Tisch mit den Nazi-Nachbarn
Das Dorf Jamel ist bekannt für sein Anti-Rechts-Festival „Forstrock“. Im
zuständigen Gemeinderat sitzt der Neonazi Sven Krüger. Ein Sitzungsbesuch.
Festival „Jamel rockt den Förster“: 48 Stunden Gegenwind
Jamel wurde von Rechtsextremen unterwandert. Seit 15 Jahren wollen
Künstler:innen ihnen mit einem jährlichen Festival etwas entgegensetzen.
Mit Erfolg?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.