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# taz.de -- Politisch bewusstes Open-Air-Kino: Von verschwundenen Flüssen und …
> „Lux“ heißt die Freiluft-Kinoreihe der Arbeitnehmerkammer Bremen. Sie
> zeigt Filme übers Mensch-Natur-Verhältnis an Orten, die zu ihrem Inhalt
> passen.
Bild: Der Film „Wohin die Flüsse verschwinden“ zeigt auch, wie ein Staudam…
Ein Dokumentarfilm über verschwundene Flüsse wird an der Lesum, einem
Nebenfluss der Weser gezeigt. Ein Porträt der Fotokünstlerin Claudia
Andujar wird bei einem Kunstcafe und neben einem Skulpturengarten zu sehen
sein. Und für einen Film, in dem die gemalten [1][Landschaften] Vincent van
Goghs eine Hauptrolle spielen, wird die LED-Videoleinwand in einem
denkmalgeschützten Landschaftspark aufgebaut.
Für ihre Open-Air-Kinoreihe „Lux Freilicht“ koppelt die Arbeitnehmerkammer
Bremen Filme inhaltlich mit den Vorführorten. Seit drei Jahren hat sich
dieses Prinzip bei sommerlichen Freiluftkinoveranstaltungen in den
kulturell benachteiligten Stadtteilen von Bremen-Nord bewährt.
Im Stil des altbewährten Wanderkinos, das die Filme zum Publikum bringt,
werden auf freien Flächen Filme gezeigt – so auf der Naturwiese der
Kanusportabteilung Tura, im Garten der Kunst und Kulturstiftung Kränholm
und im Wätjen Park.
Zwischen 80 und 240 Gäste kommen bei freiem Eintritt zu diesen
Veranstaltungen. In diesem Jahr kommt der Lucie-Flechtmann-Platz in der
Bremer Neustadt dazu, ein ehemaliger, inzwischen entsiegelter Parkplatz.
Eine Location zu der im Grunde die ganze Reihe passt, denn ihr Thema
lautet: „Natürlich Mensch – der Mensch in der Natur“.
## Wasserkrise im Kanusport-Verein
Gezeigt werden Dokumentar- und Spielfilme mit ökologischen Themen. Die
meisten von ihnen laufen sonst entweder im Fernsehen oder in Kommunalkinos:
So wird die Reihe dann auch vom Kommunalkino City 46 kuratiert und mit der
mobilen Vorführtechnik versorgt.
Die Dokumentation „Wohin die Flüsse verschwinden – Leben in der
Wasserkrise“, die am 31.7. bei der Tura Kanusport am Lesumhafen auf dem
Programm steht, wurde zudem auch noch von Radio Bremen produziert. Der
90-Minüter zeigt am Beispiel von sechs Flüssen auf vier Kontinenten, wie
die Ressource Wasser immer knapper wird und große Flüsse wie der Colorado
oder der spanische Ebro austrocknen. Ursache ist die Übernutzung des
Wassers durch Industrie und Landwirtschaft.
Die Autoren Manuel Daubenberger und Felix Meschede werden selber nach der
Vorstellung auch über Lösungsansätze sprechen. So werden etwa in Frankreich
Staudämme wieder abgerissen. In Indien gelingt es, so genannten
„Wassermännern“ mit einer jahrtausendealten Technik Flüsse in der Wüste
wieder zum fließen zu bringen.
Das Künstlerinnenporträt „Die Visionen der Claudia Andujar“, das die
Schweizer Filmemacherin Heidi Specogna vergangenes Jahr vollendet hat,
läuft am 7. August im Haus [2][Kränholm], im Stadtteil St. Magnus. Darin
stellt Specogna eine Fotografin und Aktivistin vor, die seit den 1950er
Jahren mit ihren Bildern und medialen Kampagnen in Brasilien für die
[3][Yanomani kämpft.]
Diese im Amazonas beheimatete Ethnie war lange vom Aussterben bedroht.
Inzwischen wurden ihr, auch dank der Aktionen von Claudia Andujar,
Gebietsrechte an Regenwäldern zugesichert.
Ein kleiner Hit in den europäischen Programmkinos war vor einigen Jahren
der isländische Spielfilm „Gegen den Strom – Woman at war“ von Benedikt
Erlingson. Die Geschichte von der isländischen Chorleiterin Halla, die sich
mit der Aluminiumindustrie anlegt, um das isländische Hochland zu schützen
passt so gut zum Motto der Filmreihe, dass der Film am 27.8. [4][in der
Constructors University] in Bremen Grohn und am 31.8. auf dem
Lucie-Flechtman-Platz gleich zweimal aufgeführt wird.
In der Neustadt läuft er in einem Doppelprogramm mit dem finnischen
Dokumentarfilm „Once Upon a Time in the Forest“, der von einer ähnlich
leidenschaftlichen und radikalen Umweltschützerin erzählt. Die Kamera der
Filmemacherin Virpi Suutari begleitet die 22jährige Ida, die sich gegen die
flächendeckende Abholzung von finnischen Wäldern durch die Papierindustrie
zur Wehr setzt.
Die Protagonistin wird zum Beginn des Films wie ein Waldwesen aus einem
Märchen inszeniert und die Sequenzen von der blonden jungen Frau, der die
Vögel des Waldes in die Hand fliegen und die einmal sogar einen Baum
umarmt, wirken mit ihrem kitschigen Pathos unfreiwillig komisch. Auf der
DOK Leibzig gab es dafür den Publikumspreis „Die goldene Palme“.
Neben dem Bilderrausch von Godfrey Reggios Kultfilm „Koyaansqatsi“ (30.8.
Lucie Flechtmann Platz) und dem Bilderreigen von Dorota Kobiela und Hugh
Welchmans Van Gogh-Hommage „Loving Vincent“ (5.9., Wätjens Park) ist mit
„Flow“ (30.8, Lucie Flechtmannplatz und 6.9. Ökologiestation Bremen) auch
ein aktueller Oscargewinner im Programm.
Der Animationsfilm sorgt für eine Schlusspointe, denn in ihm kämpft eine
kleine Katze mit vielen anderen Tieren gegen eine mächtige Flutwelle. Und
dies in einer Welt, in der die Menschen bereits ausgestorben sind. Es geht
also natürlich auch ohne den Menschen weiter mit der Natur.
3 Aug 2025
## LINKS
[1] /Studie-zu-impressionistischer-Kunst/!5918533
[2] https://www.kraenholm.de/
[3] /Schutz-von-Indigenen-im-Amazonasgebiet/!5912409
[4] /Constructor-University-in-Bremen/!5930625
## AUTOREN
Wilfried Hippen
## TAGS
Kino
Bremen
Umwelt
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Berliner Nachtleben
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