# taz.de -- Finanzloch bei der Pflegeversicherung: Desaster mit Ansage | |
> Die Gesundheitsministerin müsste die Pflege von Grund auf reformieren – | |
> so, dass sie nicht zum Armutsrisiko wird. Zu erwarten ist etwas anderes. | |
Bild: Pflege wird sich ins Private verlagern | |
Es ist eine Katastrophe, die absehbar war: Bis 2029 droht den Pflegekassen | |
ein Finanzloch von 12,3 Milliarden Euro. Was das für jene heißt, die | |
gepflegt werden müssen, und die, die pflegen, [1][darf man sich schon jetzt | |
ausmalen]: Pflegebedürftige werden in ihren Betten liegen, ungewaschen, mit | |
vollen Windeln, ohne Frühstück. Personal in Heimen wird von Zimmer zu | |
Zimmer hetzen, nie genug Zeit haben, deshalb möglicherweise mal vergessen, | |
eine Tablette zu geben. Für Angehörige zu Hause dürfte es noch dramatischer | |
werden, denn für sie gibt es nicht einmal einen Feierabend. | |
Die von [2][Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU)] einberufene | |
Bund-Länder-Kommission für eine Pflegereform steht vor einer Aufgabe, die | |
so groß ist wie der Himalaja. Am Montag kam sie zum ersten Mal zusammen, | |
bis Ende des Jahres soll sie Vorschläge erarbeiten. Die Erwartungen sind | |
entsprechend hoch und könnten trotz der Dringlichkeit für heftige | |
Verstimmung in der Bevölkerung sorgen. Denn Pflege ist teuer und wird noch | |
teurer, soll sie auch künftig gewährleistet sein, Stichwort alternde | |
Gesellschaft. Kommission und Gesundheitsministerin müssen daher unangenehme | |
Wahrheiten aussprechen und die Pflege von Grund auf reformieren – und das | |
so, dass Pflege weder zum Armutsrisiko wird noch aufgrund von Armut erst | |
gar nicht gewährleistet werden kann. | |
Eine solide Reform erwartet man nicht unbedingt – [3][soziale Fragen liegen | |
zumindest bisher nicht im Fokus der Regierung]. Zumal nahezu jede Ausgabe | |
unter dem berühmt-berüchtigten Finanzierungsvorbehalt steht. Man ahnt es | |
schon: Pflege dürfte mehr und mehr [4][ins Private verlagert werden]. Das | |
wäre die schlechteste aller Ideen, sollte die Kommission mit solchen | |
Vorschlägen aufwarten. CDU-Seniorenministerin Karin Prien hat mit der Idee | |
für eine Familienpflegeversicherung den Grundstein dafür schon gelegt. Zu | |
Lasten der Frauen, denn sie werden es sein, die ihre Jobs kündigen, weil | |
sie für die Eltern zu Hause da sein müssen. Aber vielleicht überrascht die | |
Kommission ja mit praktikablen, finanzierbaren und sozial verträglichen | |
Ideen. | |
7 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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