# taz.de -- Bund-Länder-Kommission zur Pflegereform: Arbeitsgruppe soll Millia… | |
> Der Pflegeversicherung droht ein Milliardendefizit. Eine | |
> Bund-Länder-Gruppe soll Reformvorschläge erarbeiten – nicht eingeladen | |
> sind Vertreter der Praxis. | |
Bild: Nogger dir einen: Wenn die Fragen in der Pflege geklärt sind, muss auch … | |
Die gesetzliche Pflegeversicherung [1][steckt in der Krise]: Es fehlen | |
Milliarden, und die Beitragssätze steigen. Eine neue Arbeitsgruppe von Bund | |
und Ländern soll jetzt Vorschläge für eine Reform der Finanzen erarbeiten. | |
Am Montag kamen die Vertreter*innen zum Auftakttreffen bei | |
Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) in Berlin zusammen, Ende des Jahres | |
sollen Ergebnisse präsentiert werden. | |
[2][Die finanziellen Lücken sind nicht neu]. Anfang 2025 [3][hatte die | |
Pflegeversicherung deshalb zuletzt die Beiträge erhöht]. Dieses Jahr gibt | |
es so nur ein kleines Minus. Doch 2026 wird ein Defizit von 3,5 Milliarden | |
Euro erwartet, bis 2029 fehlen laut Bundesrechnungshof 12 Milliarden Euro. | |
Im Bundeshaushalt sind Finanzspritzen vorgesehen – allerdings zu wenig: In | |
diesem Jahr will die Bundesregierung 500 Millionen Euro zuschießen, 2026 | |
sollen zusätzliche 1,5 Milliarden kommen. Zusätzliche Mittel könnte der | |
Bundestag bereitstellen, andernfalls müssten spätestens 2026 erneut die | |
Beiträge erhöht werden, erklärte Warken. | |
Ein Grund ist, dass die Zahl der Pflegebedürftigen stark steigt – von 4 | |
Millionen 2019 auf 5,6 Millionen Menschen heute. 2055 werden es laut | |
Berechnungen 7,6 Millionen Pflegebedürftige sein. Die Kosten steigen, auch | |
weil dringend benötigte Pflegekräfte besser bezahlt werden. Einen immer | |
größeren Teil für die Pflege im Heim müssen Pflegebedürftige selbst | |
bezahlen. Im ersten Jahr sind es durchschnittlich [4][fast 3.000 Euro pro | |
Monat]. Mehr als ein Drittel der rund 800.000 Pflegebedürftigen in Heimen | |
ist auf Sozialhilfe angewiesen, Tendenz steigend. | |
Das alles soll jetzt also die Kommission angehen, darauf haben sich SPD und | |
Union im Koalitionsvertrag geeinigt. Neben Warken gehört der Arbeitsgruppe | |
auch Familienministerin Karin Prien (CDU) an, für die Bundesländer sind die | |
zuständigen Ressortchef*innen dabei. Außerdem nehmen die kommunalen | |
Spitzenverbände teil. | |
## Vertreter*innen der Praxis fehlen in der Kommission | |
Nicht zur Kommission geladen sind dagegen die Vertreter*innen der | |
Trägerverbände. Das kritisiert Andreas Wedeking, Geschäftsführer des | |
Verbands katholischer Altenhilfe innerhalb der Caritas. Die Kostenträger | |
und Leistungserbringer müssten mit an den Tisch, fordert er, die Praxis | |
müsse gehört werden, Lösungen könne die Politik nicht alleine bestimmen. | |
Immerhin seien aber die Kommunen vertreten, die später für die Umsetzung | |
vieler Maßnahmen zuständig sind. | |
Zusätzlich zur Reform brauche es jedoch Soforthilfen, sagt Wedeking. Denn | |
vielen Pflegeeinrichtungen fehle Geld, weil die Sozialämter die Anträge der | |
Pflegebedürftigen oft nicht schnell genug bearbeiten. Das Sozialamt muss | |
eigentlich einspringen, wenn Pflegebedürftige den Eigenanteil nicht | |
bezahlen können, bis zur Bearbeitung bleiben die Pflegeheime aber auf den | |
Kosten sitzen. Wedeking fordert einen Pflegesonderfonds, der die Lücken | |
zumindest teilweise ausgleicht. Andernfalls drohe vielen Heimen eine | |
Insolvenz. „Die Pflege spricht mit einer Stimme“, so Wedeking, die | |
Problemlage würde von allen Interessenvertreter*innen ähnlich | |
beschrieben. „Das darf jetzt nicht weiter in die Zukunft vertagt werden, | |
die Probleme müssen jetzt angegangen werden.“ | |
Eine Möglichkeit, mehr Geld in die Kassen zu bringen, wäre auch die | |
Zusammenführung von gesetzlicher und privater Pflegeversicherung. Dem | |
erteilte Warken jedoch eine Absage. Stattdessen will sie mehr Anreize für | |
private Vorsorge schaffen, sagte sie am Montag im ZDF. Auch Kürzungen | |
schloss sie nicht aus: Wichtiger als eine Deckelung der Eigenbeteiligung | |
sei die Frage, welche „Leistungen wir uns noch leisten können“. | |
7 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Luisa Faust | |
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