| # taz.de -- Streik bei der „Süddeutschen Zeitung“: Wenn der Stift ruht | |
| > Die Redaktion der „SZ“ streikt wieder für mehr Lohn. Der Verlegerverband | |
| > verweist auf die enormen Umbrüche in der Zeitungsbranche. | |
| Bild: Die Redakteur*innen begründen ihre Forderungen mit mehr Gehalt auf die g… | |
| Schon sechs Mal in diesem Jahr ist [1][die Süddeutsche Zeitung (SZ)] in | |
| ungewohnter Form erschienen: Weniger umfangreich, weniger aktuell. Der | |
| Grund ist ein Konflikt zwischen Redakteur*innen und Verlag, der seit | |
| Monaten anhält. Er spiegelt die enormen Umbrüche in der Zeitungsbranche. | |
| Die SZ erschien an sechs Tagen in [2][ausgedünnter Ausführung], weil weite | |
| Teile der Redaktion streikten. Jeweils zwei Tage Ende Januar, Mitte Mai und | |
| zuletzt Anfang Juli. Nicht nur die gedruckte Zeitung, auch die | |
| Onlineberichterstattung, Podcast-Produktion und der Content in den sozialen | |
| Medien wurde heruntergefahren. Die SZ erklärte das ihrer Leserschaft | |
| jeweils online. | |
| Die [3][Gewerkschaft Verdi] spricht von einem weiteren zweitägigen Streik | |
| in der SZ im März. Daran sollen sich etwa 200 Journalist*innen | |
| beteiligt haben. Sie sind nicht alleine. Mitte Mai streikten laut Verdi | |
| Redaktionsmitglieder von elf Regionalzeitungen in Baden-Württemberg. Auch | |
| in anderen Redaktionen in Bayern, in NRW und an der Ostseeküste soll die | |
| Beteiligung an Streiks gestiegen sein. | |
| Der Grund: Geld. Die Deutsche Journalistinnen und Journalisten Union (DJU) | |
| als Teil von Verdi verhandelt seit Monaten mit dem Zeitungsverlegerverband | |
| BDZV über einen neuen Tarifvertrag. Im Zuge dessen riefen die DJU und die | |
| andere große Gewerkschaft für Journalist*innen, der Deutsche Journalisten | |
| Verband (DJV), mehrfach zu Streiks auf. | |
| Die DJU fordert 12 Prozent mehr Lohn, der DJV 10,5 Prozent – jeweils bei | |
| zwölf Monaten Laufzeit. Im März hatte die Verlagsseite ihrerseits ein | |
| erstes Angebot vorgelegt. Es sah eine Erhöhung in drei Stufen vor, und zwar | |
| 120 Euro mehr Gehalt rückwirkend ab Januar 2025, 1,5 Prozent mehr ab August | |
| 2026 und ein Prozent mehr ab 2027. | |
| Außerdem wollen die Verlage die Gehaltsstaffelung verändern, sodass mit | |
| zunehmenden Jahren Berufserfahrung nicht mehr bedeutend mehr Gehalt gezahlt | |
| wird. Dieses Angebot wurde von den Gewerkschaften abgelehnt. | |
| ## Umsätze sinken | |
| Die Redakteur*innen begründen ihre Forderungen nach mehr Gehalt mit der | |
| gestiegenen Inflation. Der letzte Tarifvertrag wurde 2022 ausgehandelt und | |
| sah nur leichte Lohnerhöhungen vor. Allerdings zahlte der Verlagsverband | |
| seit Oktober 2023 eine Prämie von 120 Euro pro Monat bis Ende 2024, um die | |
| Inflation auszugleichen. | |
| Der Verlagsverband hingegen beharrt darauf, dass die Branche vor großen | |
| Herausforderungen steht: Die meisten Verlage verkaufen immer weniger | |
| Print-Zeitungen, die jedoch nach wie vor das Geschäft tragen. Deswegen | |
| würden Umsätze sinken. Gleichzeitig fordere die Umstellung auf den | |
| Digitaljournalismus hohe Investitionen. | |
| Beides zusammen lasse „keinen Spielraum für derart hohe | |
| Gehaltssteigerungen, wie sie die Journalistengewerkschaften fordern“, so | |
| Georg Wallraf, der für die BDZV die Verhandlungen führt, Ende letzten | |
| Jahres. | |
| Im Mai sah es kurzzeitig nach einer Einigung aus, die dann doch platzte. | |
| Die Gewerkschaften werfen dem Verlagsverband vor, kurzfristig Bedingungen | |
| gestellt zu haben, die eigentlich längst ausgeräumt waren. Die Verlagsseite | |
| betont, diese Forderungen immer gestellt zu haben und beschuldigt die | |
| Gewerkschaften, eine Lösung verkündet zu haben, die es gar nicht gab. Die | |
| Stimmung sei angespannt, berichtete die SZ selbst in einem langen | |
| [4][Artikel]. | |
| „Die Wut über die inakzeptable Vorgehensweise der Verleger am | |
| Verhandlungstisch ist immens, die Streikenden erwarten ein besseres | |
| Ergebnis als die letzten Angebote“, so Matthias von Fintel vergangene | |
| Woche. Er verhandelt für die DJU. | |
| Die nächste Verhandlungsrunde wird am kommenden Freitag, den 18. Juli in | |
| Hamburg stattfinden. Es ist bereits die zehnte. Die DJU hatte schon | |
| vergangene Woche wieder zu Streiks in den Redaktionen aufgerufen. Bisher | |
| hat die Süddeutsche ihre Leser*innen noch nicht vorgewarnt. Doch weitere | |
| ausgedünnte Ausgaben scheinen nicht ausgeschlossen. | |
| 15 Jul 2025 | |
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| [1] /Suedwestdeutsche-Medienholding/!6088626 | |
| [2] /Kuerzungen-bei-der-SZ/!6044963 | |
| [3] /Streit-bei-der-Charite-Tochter-CFM/!6084768 | |
| [4] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streik-sz-journalismus-gruende-li.32… | |
| ## AUTOREN | |
| Alice von Lenthe | |
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