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# taz.de -- Goldschakal auf Sylt: Der Schuss bleibt erstmal aus
> Umweltschützer hatten mit einer Klage gegen den Abschuss des
> Wolfsverwandten Erfolg. Übergriffe auf Schafe seien laut Wildtierexperten
> die Ausnahme.
Bild: Zwei Schafe am Lister Ellenbogen – viele ihrer Artgenossen wurden vom G…
Göttingen taz | Die [1][Einwanderung von Goldschakalen nach Deutschland]
verlief in den vergangenen Jahren eher klammheimlich und unter dem
öffentlichen Radar. In den letzten Wochen aber hält ein Exemplar die
Öffentlichkeit auf Trab. Muss der streng geschützte Schakal getötet werden
oder nicht?
Auf der [2][Nordseeinsel Sylt hatte das Tier Anfang Juni Dutzende Schafe
gerissen] und ihnen teils auch die Ohren abgebissen. War zunächst von rund
50 Opfern die Rede, verdoppelte sich die Zahl später auf beinahe 100
getötete Lämmer und Mutterschafe.
Die Entscheidung des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums, den
Schakal zum Abschuss freizugeben, hielt gerade mal eine Woche. Umwelt- und
Jagdverbände im Bundesland hatten vehement dafür geworben, obwohl
Goldschakale in Deutschland geschützt sind.
Umweltschützer klagten gegen die Ausnahmegenehmigung. Kurzzeitig hätte
jeder Jäger das Tier trotzdem schießen dürfen – bis das
schleswig-holsteinische Verwaltungsgericht vergangene Woche einem
Widerspruch stattgab. Dieser hat nun zumindest „aufschiebende Wirkung“, bis
über den Antrag selbst entschieden ist.
Das Massaker an den Sylter Schafen hatte durchaus verwundert. Hieß es doch
bislang, Goldschakale attackierten allenfalls vereinzelt mal ein Schaf. Auf
ihrem Speisezettel stünden meist aber Beeren und Mais, Aas und
Schlachtabfälle, Insekten, Amphibien, Fische sowie auch mal kleine
Säugetiere wie Mäuse.
## „Goldschakale sind Nahrungsopportunisten“
Grundsätzlich gelte das nach wie vor, sagt der Goldschakalexperte Felix
Böcker vom Wildtierinstitut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt
Baden-Württemberg der taz: „Goldschakale sind [3][Nahrungsopportunisten.
Das heißt, dass sie sich von den Dingen ernähren, die in großer Zahl
vorkommen und mit wenig Energieaufwand zu bekommen sind].“ Aber
Goldschakale seien auch sehr anpassungs- und lernfähige Tiere, „es gibt
also auch immer Individuen, die sich auf bestimmte Verhaltensweisen
spezialisieren können.“
Wildtiere, die sich von anderen Tieren ernähren, hätten ihr Jagdverhalten
über eine lange Evolution den natürlichen Beutetieren angepasst, erläutert
der Experte. Wichtig für den Jagderfolg sei, „dass ein Beutetier einen Reiz
beim Jäger auslösen kann, der es dazu bringt, das Tier zu jagen und zu
töten“.
Dieses Verhalten werde unter natürlichen Bedingungen meist einmal
ausgelöst, auch wenn andere Beutetiere präsent seien. Komme es zu
Situationen, in denen Beutetiere nicht mehr flüchteten – wie es bei den
eingezäunten Sylter Schafen wohl der Fall war – könne der Reiz zu jagen und
zu töten immer wieder ausgelöst werden. [4][„Dieses sogenannte surplus
killing ist genauso auch von Wölfen, Hunden, Füchsen oder Mardern
bekannt].“
Dabei werde häufig mehr erbeutet, als überhaupt gefressen werden könne.
Vorfälle wie jetzt auf Sylt blieben beim Goldschakal eine Ausnahme, betont
Böcker. „Trotzdem werden solche Ausnahmen auch in Zukunft vorkommen.“ Ob
der Sylter Goldschakal, sofern er dem beschlossenen Erschießungstod
entgeht, auch in Zukunft Nutztiere angreifen wird, ist laut Böcker völlig
unklar.
Er sieht im Abschießen auffälliger Einzeltiere ohnehin nicht die Lösung des
Problems. Wichtig findet er, „dass ein [5][qualitatives, ganzheitliches
Management] für den Umgang mit solchen Tierarten konzipiert wird“.
16 Jun 2025
## LINKS
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[4] /Buch-ueber-Fuechse-in-Grossbritannien/!5691752
[5] /SOLANGE-ICH-LEBE-BIN-ICH-DAMIT-BESCHAeFTIGT-MICH-AN-DINGE-ZU-GEWOeHNEN-WAR…
## AUTOREN
Reimar Paul
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Naturschutz
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