# taz.de -- Hafen-Gesellschafter entlassen Managerin: Der Wind wird rauer | |
> Die Stadt Hamburg und die Reederei MSC regieren seit Ende 2024 den | |
> Hamburger Hafen. Nun beschlossen sie: HHLA-Chefin Angela Titzrath muss | |
> gehen. | |
Bild: War seit 2017 HHLA-Chefin: Angela Titzrath | |
Hamburg taz | Allzu große finanzielle Sorgen muss sich Deutschlands | |
mächtigste Hafenmanagerin Angela Titzrath nun immerhin nicht machen: Ihr am | |
Montagabend beschlossener Rauswurf bei der Hamburg Hafen und Logistik AG | |
(HHLA), dem zentralen Betreiberunternehmen im größten deutschen Seehafen, | |
dürfte angenehm mit einigen Millionen Euro entschädigt werden. | |
[1][Doch durchaus ernste Sorgen sollten sich nun die übrigen | |
HHLA-Beschäftigten machen:] Mit dem Rauswurf Titzraths zeigt das neue, seit | |
Ende letzten Jahres herrschende Gesellschafterduo – die Stadt im Verbund | |
mit der weltgrößten Privatreederei MSC – dass der Wind im Hafenbetrieb nun | |
rauer wird. | |
Titzrath kam 2017 an die Spitze der HHLA. 2022 wurde sie obendrauf noch | |
Präsidentin des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe, der | |
Arbeitgeberseite im Seegüterumschlag. Vor ihrem Wechsel nach Hamburg hatte | |
die 59-Jährige schon eine längliche Karrierelaufbahn als | |
Unternehmensmanagerin hingelegt, besonders im Daimler-Konzern und im | |
Vorstand der Deutschen Post/DHL. | |
Titzraths Start bei der HHLA fiel in eine Zeit, als man in Hamburg noch | |
vollkommen ernst [2][mit exorbitanten Wachstumsraten beim wichtigen | |
Containerumschlag rechnete.] Bei einem Stand von rund acht Millionen | |
Standardcontainern träumte man von 15, 16 oder 17 Millionen schon in 2030. | |
## Hamburger Hafen hängt hinterher | |
Tatsächlich aber stagniert der Umschlag seither, lag im vergangenen Jahr | |
immer noch bei knapp acht Millionen. Mit dem Auslaufen der Coronapandemie | |
zeigte sich dann auch, dass die Konkurrenz in Rotterdam und Antwerpen | |
davongezogen war: Eine Krisenstimmung im Hamburger Hafen machte sich breit | |
– und sorgte für Panik bei der Stadt, in deren Hand sich die HHLA zu diesem | |
Zeitpunkt noch nahezu ausschließlich befand. | |
Titzrath gehörte nicht zu den großen Befürworter:innen des 2023 | |
angestoßenen MSC-Einstiegs. In den geheim geschmiedeten Plan war die | |
Vorstandsvorsitzende nicht einmal eingeweiht und letztlich vor vollendete | |
Tatsachen gestellt worden. Ausgeheckt und eingefädelt hatten den [3][allein | |
die drei obersten regierenden SPD-Granden um Bürgermeister Peter | |
Tschentscher.] Dennoch schien Titzrath seither weiter in verantwortlicher | |
Position an Bord bleiben zu wollen, um die HHLA aus der gegenwärtigen Krise | |
zu führen. Und auch das Herrschaftsduo Stadt/MSC war einverstanden, | |
verlängerte im vergangenen Jahr gar ihren Vertrag um vier weitere Jahre. | |
Dass dann doch nicht alles in Ordnung war, deutete sich spätestens | |
vorvergangene Woche an: Titzrath wollte, wie zuvor mit der Stadt und MSC | |
abgesprochen, eine Dividende von 16 Cent pro Aktie auszahlen lassen. Doch | |
die beiden Partner entschieden sich kurzerhand um, senkten den Betrag auf | |
zehn Cent. Titzrath stand blöd da. So könne aber doch die | |
Investitionsfähigkeit der HHLA gestärkt werden, argumentierten Stadt und | |
MSC. Nur: Von den gesparten Millionen dürfte nun ein guter Teil in die | |
Entschädigung Titzraths fließen. | |
Kaum verwunderlich also, dass sich die Opposition in der Hamburger | |
Bürgerschaft mit Kritik nicht zurückhält. Von einem „Tollhaus“ spricht d… | |
CDU; die Linke sieht die Stadt als Erfüllungsgehilfin von MSC-Interessen | |
gegenüber dem Unternehmensmanagement. „Das ist ein weiterer Schritt des | |
Machtausbaus von MSC“, sagt Linkensprecher Kay Jäger. | |
25 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Reeder-Einstieg-in-den-Hamburger-Hafen/!5992229 | |
[2] /Streit-um-MSC-Einstieg/!6014919 | |
[3] /Belegschaft-gegen-Privatisierung/!5996056 | |
## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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