# taz.de -- Vor dem Nato-Treffen: Hochprozentige Einigung | |
> Die Nato-Staaten einigen sich vor ihrem Treffen auf eine Anhebung des | |
> Verteidigungsbeitrags auf ganze 5 Prozent. Nur Spanien tanzt noch aus der | |
> Reihe. | |
Bild: Nato schaffen, ohne Waffen? Wohl kaum. In Den Haag patrouillieren Sicherh… | |
Kurz vor dem Nato-Gipfel im niederländischen Den Haag haben sich die 32 | |
Mitgliedstaaten wohl auf höhere Verteidigungsausgaben geeinigt. Bis 2035 | |
wollen sie laut Nachrichtenagenturen 5 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts | |
in ihre Verteidigung investieren. Davon sollen 3,5 Prozent für reine | |
Verteidigungsausgaben und 1,5 Prozent für verteidigungsrelevante Ausgaben | |
wie Infrastrukturmaßnahmen vorgesehen sein. Dabei geht es etwa um die | |
Sanierung von Brücken oder Flughäfen. Die erhöhten Ausgabenziele sollen am | |
Mittwoch auf dem Nato-Gipfel in einer Erklärung der Staats- und | |
Regierungschefs verabschiedet werden. | |
Polen, Griechenland, Estland und Lettland, aber auch die USA stehen mit | |
einem Anteil von bereits mehr als 3 Prozent an der Spitze. Spanien und | |
Portugal sowie Kanada und Belgien investierten in der Vergangenheit weniger | |
als vereinbart. Deutschland steuerte 2024 erstmals mehr als 2 Prozent des | |
Bruttoinlandsprodukts bei und damit etwa 90,6 Milliarden Euro. Nach Angaben | |
von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) würde jeder Prozentpunkt mehr für | |
Deutschland derzeit ungefähr 45 Milliarden Euro mehr an | |
Verteidigungsausgaben bedeuten. | |
Erst in der vergangenen Woche hatte Nato-Generalsekretär Mark Rutte | |
erklärt, alle Mitglieder würden das bisher vereinbarte Ziel von 2 Prozent | |
erreichen. 2023 waren es noch zehn Nato-Mitglieder. Insbesondere die | |
Bedrohung durch Russland ließ die Mitgliedstaaten in den vergangenen drei | |
Jahren mehr Geld investieren. | |
Doch für Spanien soll es nach dem Willen von Premierminister Pedro Sánchez | |
[1][eine Ausnahme geben]. Bereits am vergangenen Donnerstag nannte er die | |
Pläne in einem Brief an Rutte „unvernünftig“ und „kontraproduktiv“. M… | |
habe eine Vereinbarung getroffen, die es dem Land ermöglicht, auch ohne die | |
Erhöhung auf 5 Prozent des BIP „ein Schlüsselmitglied des Bündnisses zu | |
bleiben und einen angemessenen Beitrag zu dessen Fähigkeiten zu leisten“, | |
verkündete Sánchez. | |
## Spanien und Belgien zieren sich | |
Ein Nato-Diplomat widersprach laut Nachrichtenagentur AFP. Es gebe keine | |
„Ausnahme für irgendeinen Verbündeten“. In der Abschlusserklärung für d… | |
Gipfel habe man eine Formulierung zu höheren Investitionen leicht | |
verändert, von „wir verpflichten uns“ in „Verbündete verpflichten sich�… | |
Ein Schlupfloch für Spanien, das mit dem „wir“ automatisch mitgemeint | |
gewesen wäre. Das Land hatte ursprünglich erst 2029 das 2-Prozent-Ziel | |
erreichen wollen, änderte aber im April seinen Kurs und verabschiedete ein | |
10 Milliarden schweres Investitionspaket, das die nationale | |
Verteidigungsindustrie stärken soll. Sánchez muss gleichzeitig die | |
Interessen der linken Regierung und die der Nato zusammenbringen. | |
Auch Belgiens Außenminister Maxime Prévot forderte „ein Maximum an | |
Flexibilität“ beim erhöhten Ausgabenziel. Das Land ist hoch verschuldet, | |
insgesamt übersteigen die Schulden das Bruttoinlandsprodukt. Und jedes Jahr | |
kommen mehr als 5 Prozent Neuverschuldung dazu. Jeder Prozentpunkt mehr für | |
die Verteidigung ist ein enormer Kraftakt. | |
Seit seinem Amtsantritt im Oktober versucht Nato-Generalsekretär Mark | |
Rutte, die Nato-Partner in der Frage um erhöhte Verteidigungsausgaben zu | |
einen. Im Januar forderte US-Präsident Donald Trump die Verbündeten auf, 5 | |
Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts zu investieren. Die USA selbst gaben im | |
vergangenen Jahr 968 Milliarden Dollar aus, mehr als doppelt so viel wie | |
der Rest der Mitglieder zusammen. Doch ob die USA selbst der Vereinbarung | |
von 5 Prozent folgen werden, ließ Trump offen. | |
23 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Anastasia Zejneli | |
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