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# taz.de -- Mindestlohn für Erntehelfer: Bauernverband für weniger Lohn an Au…
> Landwirte sollten ausländischen Saisonarbeitern nicht den normalen
> Mindestlohn zahlen müssen, verlangt der Bauernverband. Gewerkschafter
> protestieren.
Bild: Erdbeerernte: Die mühevolle Handarbeit wird bislang meistens von auslän…
Berlin taz | Ausländische Erntehelfer sollen künftig nach dem Willen des
Deutschen Bauernverbands weniger Geld bekommen als den Mindestlohn. „Unser
Vorschlag sieht vor, für Saisonarbeitskräfte, die ihren Lebensmittelpunkt
in anderen europäischen Ländern haben, 80 Prozent vom gesetzlichen
Mindestlohn zu zahlen“, sagte Verbandspräsident Joachim Rukwied der
Branchenzeitschrift [1][top agrar]. „Das ist aufgrund der geringeren
Lebenshaltungskosten in den Herkunftsländern gerechtfertigt“, so der
Landwirt. Sollte der Mindestlohn ohne Ausnahme auf 15 Euro pro Stunde
erhöht werden, würden viele Betriebe aus dem Gemüse-, Obst- und Weinbau
aussteigen, ergänzte Rukwied in der [2][Rheinischen Post] vom Montag.
„Wir stehen im europäischen Wettbewerb und unsere Konkurrenten haben jetzt
schon deutlich geringere Kosten. Die Politik muss handeln“, forderte der
Agrarlobbyist. Der deutsche Mindestlohn in der Landwirtschaft sei schon
jetzt „annähernd doppelt so hoch“ wie bei den wichtigsten Konkurrenten in
Europa. Deutschland importiert Obst und Gemüse zum Beispiel aus Spanien und
Italien. Der Anbau in Deutschland geht laut Rukwied zurück.
[3][242.800 Menschen] waren etwa von März 2022 bis Februar 2023 nur
saisonal in der Landwirtschaft angestellt, wie das Statistische Bundesamt
berichtet. Sie ernten zum Beispiel Spargel, Erdbeeren oder Weintrauben und
erledigen auch andere Tätigkeiten auf den Höfen. Die Arbeiter kommen
überwiegend aus Osteuropa, sollen in der Regel den Mindestlohn in Höhe von
12,82 Euro erhalten und haben oft keine reguläre Sozialversicherung. Sie
würden davon profitieren, wenn die Mindestlohnkommission aus Arbeitgeber-
und Arbeitnehmervertretern wie erwartet bis Ende Juni eine Erhöhung für die
Jahre 2026 und 2027 beschließt. Laut dem schwarz-roten Koalitionsvertrag
ist ein Mindestlohn von 15 Euro im Jahr 2026 „erreichbar“.
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) wies Rukwieds
Forderung zurück. „Unter diese äußerste untere Grenze sollte das Entgelt
nicht fallen, damit die Menschen einigermaßen davon leben können“, sagte
Harald Schaum, Vizechef der Organisation. Viele der Saisonarbeiter seien
„an der Armutsgrenze“. Schon jetzt gebe es Ausnahmen für die
Landwirtschaft, zum Beispiel bei der Sozialversicherungspflicht und der
Einkommenssteuer. Außerdem könnten Höfe die täglichen Kosten für Unterkunft
und Verpflegung direkt vom Lohn abziehen. „Und das wird weidlich
ausgenutzt. In unseren jährlichen Monitorberichten sind das oftmals bis zu
50 Prozent des Lohns“, so Schaum. Trotz der vergangenen
Mindestlohnerhöhungen sei in Deutschland zum Beispiel der Erdbeeranbau
keinesfalls eingestellt worden, ergänzte ein Gewerkschaftssprecher.
## Importanteil konstant
Tatsächlich ist Deutschlands Selbstversorgungsgrad zum Beispiel bei Obst in
den vergangenen 10 Jahren kaum gesunken: In den 5 Jahren von 2019 bis 2023
produzierte Deutschland Zahlen der [4][Bundesanstalt für Landwirtschaft und
Ernährung] zufolge im Schnitt 20,40 Prozent des hierzulande verbrauchten
Obstes, in den 5 Jahren davor 20,46 Prozent. Bei Gemüse war der Grad der
Selbstversorgung mit rund 36 Prozent in beiden Zeiträumen ebenfalls fast
konstant. Dass Deutschland nur so wenig Obst und Gemüse selbst produziert,
liegt nicht nur an den Arbeitskosten, sondern zum Beispiel auch am Klima.
23 Jun 2025
## LINKS
[1] https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/rukwied-minister-raine…
[2] https://rp-online.de/politik/deutschland/bauernpraesident-rukwied-fordert-b…
[3] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/04/PD25_N015_41.h…
[4] https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung/versorgungsbilanzen/obst-gemuese-z…
## AUTOREN
Jost Maurin
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Alois Rainer Landwirtschaftsminister
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