# taz.de -- Vorkaufsrecht in der Warschauer Straße: Für das „Haus mit dem B… | |
> Bewohner:innen des maroden Hauses in der Warschauer Straße haben die | |
> Finanzverwaltung gebeten, ihr Zuhause zu retten – die soll Hilfe | |
> verweigern. | |
Bild: Die Bewohner:innen des „Hauses mit dem Balkon“ bangen um ihr Zuhause | |
Berlin taz | Das [1][Wohnhaus an der Ecke Warschauer | |
Straße/Kopernikusstraße] ist wohl eines der prägnanteren in der Stadt. Gut | |
sichtbar eine Holzkonstruktion, die x-förmig den darüber liegenden Balkon | |
stützt. Kultig vielleicht, aber vor allem auch marode, klagen | |
Bewohner:innen. Seit Jahrzehnten verwahrlost das Gebäude, das derzeit einem | |
Luxemburger Fond gehört. Mehrere Wohnungen stehen leer. | |
Kürzlich weckte die Ankündigung des Baustadtrats von | |
Friedrichshain-Kreuzberg, Florian Schmidt (Grüne), [2][das Vorkaufsrecht | |
für das Gebäude ziehen zu wollen], Hoffnung bei den Mieter:innen. Doch | |
diese droht jetzt zerstört zu werden. Denn nachdem Stadtentwicklungssenator | |
Christian Gaebler (SPD) angekündigt hatte, den Fall zu prüfen, ging laut | |
Medienberichten am Donnerstagnachmittag die Absage von Finanzsenator Stefan | |
Evers (CDU) bei den Bewohner:innen der Warschauer Straße 25 ein. | |
Das wiederum dementiert die Pressestelle der Finanzverwaltung gegenüber der | |
taz. Ein Schreiben des Finanzsenators, in dem das [3][Vorkaufsrecht | |
grundsätzlich ausgeschlossen] werde, gebe es nicht. Tatsächlich aber hat | |
Evers den angedachten Plan abgelehnt, das Haus durch die landeseigene | |
Wohnungsgesellschaft Berlinovo zu erwerben und an eine Genossenschaft zu | |
übergeben. Das teilte er den Hausbewohner:innen in einer E-Mail mit, | |
die der taz vorliegt. | |
Der Vorschlag, das Gebäude an eine Genossenschaft weiterzuverkaufen, | |
unterliege nicht der [4][„satzungsgemäßen Tätigkeit“ von Berlinovo], hei… | |
es darin. Darüber hinaus sei der Ankauf des Hauses unwirtschaftlich, | |
Zuschüsse stünden für das Vorhaben ebenfalls nicht zur Verfügung. | |
Das Hauptproblem liege aber in der Zuständigkeit, so der Finanzsenator in | |
dem Schreiben. Die liege bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, | |
Bauen und Wohnen, die sich mit dem Fall bisher aber gar nicht beschäftige, | |
wie der taz auf Nachfrage mitgeteilt wird. Dennoch könne Senator Evers das | |
[5][Anliegen und die Sorgen der Hausbewohner:innen] nachvollziehen, | |
schreibt er weiter. | |
## „Herber Schlag für die Hausgemeinschaft“ | |
Kritik an Evers' Reaktion kommt von [6][Katrin Schmidberger], Sprecherin | |
der Grünenfraktion für Wohnen und Mieten: „Die plötzliche Absage des | |
Finanzsenators ist ein herber Schlag für die betroffene Hausgemeinschaft“, | |
schreibt sie in einer Mitteilung. Sie befürchte ein „Behörden-Pingpong“, | |
ein Hin- und Herschieben der Verantwortung. | |
Dafür bleibt jedoch keine Zeit. Bereits am kommenden Donnerstag läuft die | |
Frist ab, um das Vorkaufsrecht zu ziehen. Neben der Berlinovo seien auch | |
„weitere sechs l[7][andeseigene Wohnungsunternehmen] in der Lage, das | |
Vorkaufsrecht auszuüben“, so Schmidberger. Dafür bedürfe es aber des | |
politischen Willens. | |
Das Vorkaufsrecht sieht sie auch als Druckmittel auf den bisherigen | |
Eigentümer, eine Abwendungsvereinbarung zu unterzeichnen. Mit dieser würde | |
er sich unter anderem verpflichten, keine Maßnahmen zu ergreifen, [8][die | |
Mieterhöhungen nach sich ziehen]. „Das Vorkaufsrecht ist eines der wenigen | |
Instrumente, die die Bezirke haben, um Mieter*innen zu schützen“, so | |
Grünenpolitikerin Schmidberger. Die Finanzverwaltung teilte der taz | |
unterdessen mit, dass es vorrangiges Ziel sei, „die Investoren zum | |
Abschluss einer Abwendungsvereinbarung zu bewegen“. | |
Noch halten die Bewohnerinnen des „Hauses mit dem Balkon“ ihre Hoffnungen | |
hoch: Bis die Frist am 12. Juni verstreicht, könne auch eine der anderen | |
[9][landeseigenen Wohnungsgesellschaften das Vorkaufsrecht ausüben], wenn | |
es dafür den politischen Auftrag gebe. Viele der Hausbewohner:innen | |
sind auf soziales Wohnen und die niedrigen Mieten angewiesen. Auf dem | |
freien Wohnungsmarkt hätten sie kaum eine Chance. | |
Am Freitag findet um 18 Uhr eine Kundgebung von Mieter:innen, | |
Kiezanwohner:innen und Politiker:innen an der Kreuzung Warschauer | |
Straße/Kopernikusstraße statt. | |
6 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Marco Fründt | |
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