# taz.de -- Russische Wagner-Gruppe in Mali: Verbrennungen, Isolation und Water… | |
> Die Methoden gleichen denen in der Ukraine: An mindestens sechs | |
> Standorten des malischen Militärs haben Wagner-Söldner Zivilisten | |
> misshandelt. | |
Bild: Ein im Januar 2022 verbreitetes undatiertes Foto von russischen Kämpfern… | |
Dakar taz | Mit Zigaretten verbrannt, tagelang in Metallcontainern in der | |
brütenden Hitze eingesperrt, endlose Musikbeschallung, Isolation, | |
Waterboarding: Die Aussagen, die das investigative Journalistenkollektiv | |
[1][Forbidden Stories] zusammengetragen und vor wenigen Tagen | |
[2][veröffentlicht] hat, zeugen von schwersten Menschenrechtsverletzungen. | |
Seit ihrer Ankunft in Mali Ende 2021 haben demnach die russischen Söldner | |
der Wagner-Gruppe Hunderte von Zivilisten verhaftet, inhaftiert und | |
gefoltert. | |
Mindestens sechs ehemalige UN-Stützpunkte und Militärbasen der malischen | |
Armee – in den Orten Bapho, Kidal, Nampala, [3][Niafunké], Sévaré und | |
Sofara – wurden zu geheimen Foltergefängnissen umfunktioniert, in denen | |
zwischen 2022 und 2024 Zivilisten gefangen gehalten wurden, berichtet | |
Journalist Guillaume Vénétitay, der federführend an der Recherche beteiligt | |
war. Vermutlich gebe es sehr viel mehr Haftanstalten als nur die sechs | |
identifizierten. | |
„Die Foltermethoden gleichen denen, die auch in der Ukraine angewendet | |
werden“, sagt Vénétitay der taz. In der Ukraine hatte die Recherche | |
ursprünglich begonnen, als Forbidden Stories gemeinsam mit France 24, Le | |
Monde und IStories die Arbeit der ukrainischen Journalistin [4][Wiktorija | |
Roschtschyna] fortgesetzt hatte. | |
Diese war im Sommer 2023 von Russland gefangen genommen worden, als sie | |
über die illegale Inhaftierung von Zivilisten in den von Russland besetzten | |
Gebieten der Ukraine recherchierte. Sie wurde am 19. September 2024 in der | |
Gefangenschaft für tot erklärt, ihre [5][von schwerer Folter gezeichnete | |
Leiche] im Februar 2025 an die Ukraine übergeben. | |
## Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung | |
Auch in Mali wird den russischen Kämpfern immer wieder vorgeworfen, während | |
ihrer Einsätze an der Seite von Malis Armee Verbrechen zu begehen und gegen | |
die Zivilbevölkerung vorzugehen. Wiederholt haben Zeugen berichtet, dass | |
Wagner innerhalb der Militärlager eigene Bereiche operiere, die nicht von | |
Malis Armee betreten werden würden. Diese scheine nicht willens oder in der | |
Lage, ihre russischen Partner zu zügeln, heißt es dazu in dem Bericht. | |
Während die russischen Paramilitärs nach dem Bruch der malischen Machthaber | |
mit der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich zunächst von der Bevölkerung | |
als neuer Sicherheitspartner begrüßt wurden, verbreiten sie tatsächlich | |
Angst und Schrecken. Vor allem die Bevölkerung in den Konfliktgebieten | |
sieht sich im Kreuzfeuer zwischen Islamisten und den | |
Anti-Terror-Operationen gefangen – und mit dem Generalverdacht | |
konfrontiert, mit Terroristen zu kollaborieren. | |
Offiziell hat die Wagner-Gruppe ihre Mission in Mali inzwischen beendet. | |
Ein Video in Wagner-nahen Telegram-Kanälen erklärte vor kurzem den Auftrag | |
für „erfüllt“. An Wagners Stelle tritt nun das [6][„Afrika-Korps“], e… | |
russische Militäreinheit, die im Gegensatz zu Wagner direkt dem Kreml | |
unterstellt ist. Doch während Wagner als kampferprobte Truppe galt, hat | |
sich das „Afrika-Korps“ in den Kampfzonen bislang diskret zurückgehalten. | |
Die [7][Sicherheitspartnerschaft zwischen Mali und Russland] ist damit zwar | |
formalisiert, ihre tatsächliche Schlagkraft bleibt aber ungewiss. Seit | |
Dezember 2024 sollen nach Informationen des Investigativteams rund 1.500 | |
Männer des Afrika-Korps in Mali eingetroffen sein, auch zahlreiche | |
ehemalige Wagner-Kämpfer wurden in die neue Truppe integriert. Inwieweit | |
Wagners Methoden weiterhin Anwendung finden, wird sich noch zeigen. | |
## Terroranschläge häufen sich | |
Während das Werbevideo Wagners Zeit in Mali als heroischen Erfolg feiert, | |
steht dies im starken Kontrast zu den jüngsten Meldungen über vermehrte | |
Terroranschläge. „Aber auch hier muss man vorsichtig sein mit Aussagen von | |
beiden Seiten. Es herrscht ein PR-Krieg, und weder die Armee noch die | |
Dschihadisten geben verlässliche Zahlen zu ihren Opfern an“, warnt | |
Vénétitay. | |
In Mali kämpfen die wechselnden Regierungen seit langem gegen islamistische | |
Gruppen und andere Aufständische. Die fragile Sicherheitssituation diente | |
Militärführer Assimi Goita 2020 als Rechtfertigung, die zivile gewählte | |
Regierung zu stürzen. Grundlegend verbessert hat sich die Sicherheit aber | |
seither nicht. Goita drehte Anfang Juni dann die notwendigen | |
Stellschrauben, um sich auf fünf unbegrenzt erneuerbare Jahre im Amt | |
bestätigen zu lassen. | |
Gegen Opposition und Kritik gehen die Militärmachthaber mittlerweile | |
systematisch vor, aus weiten Teilen des Landes dringen kaum noch | |
unabhängige Berichte nach außen. Viele Regionen sind für Journalist*innen, | |
Beobachter*innen oder humanitäre Organisationen nicht mehr zugänglich, | |
unabhängige Recherchen oft gar nicht oder nur stark eingeschränkt möglich. | |
Was bleibt, ist die Staatspropaganda – oder deren Schweigen, wenn die | |
Nachrichten unangenehm werden. | |
„Recherchen zu Wagner in Mali durchzuführen, war uns nicht möglich“, | |
berichtet Vénétitay. Zu groß ist das Sicherheitsrisiko für Journalisten und | |
Zeugen. „Stattdessen haben wir Malier interviewt, die nach Mauretanien | |
geflohen sind“, berichtet er. Erst auf der anderen Seite der Grenze, und | |
auch dort nur an sicheren Orten, hätten Betroffene unter Wahrung ihrer | |
Anonymität von ihren Erlebnissen erzählt. | |
17 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Helena Kreiensiek | |
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