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# taz.de -- Reality-TV-Wettbewerb um US-Pass: Deutschland sucht den Superstaats…
> Die US-Regierung will eine Show starten, bei der Migranten um die
> Staatsbürgerschaft kämpfen. Daran könnte sich die Bundesregierung ein
> Beispiel nehmen.
Bild: Flee reality
Fans des Reality-TV dürfen sich auf ein neues Format freuen. Laut einem
Bericht der New York Times erwägt das US-amerikanische Ministerium für
Heimatschutz [1][eine Show], deren Gewinner die amerikanische
Staatsbürgerschaft erhalten sollen. Dafür sollen sie Challenges bewältigen,
die amerikanische Traditionen widerspiegeln, zum Beispiel eine Rakete
bauen, um die Raumfahrtbehörde Nasa zu würdigen. Es gehe darum, das
Amerikanisch-Sein zu feiern, sich klarzumachen, welches Privileg es
bedeute, einen amerikanischen Pass zu haben, sagte eine Sprecherin des
Ministeriums.
Das erinnert an den Asyl-Container, den der Regisseur Christoph
Schlingensief vor 25 Jahren [2][vor der Wiener Staatsoper aufgebaut hatte].
Unter dem Motto „Bitte liebt Österreich“ und einem Transparent „Ausländ…
raus“ ließ er Asylbewerber gegen die Abschiebung antreten. Online konnten
das Interessierte im Livestream verfolgen und per Telefon darüber
entscheiden, wer als Nächstes abgeschoben wird. Der Gewinner durfte sich
über eine Aufenthaltsgenehmigung freuen. Die erste schwarz-blaue Regierung
war im Sommer 2000 gerade erst ein paar Monate im Amt, die Brandmauer zur
rechtsextremen FPÖ gefallen – und Schlingensief traf einen Nerv: Rechte
Wutbürger beschimpften ihn, linke Demonstranten stürmten den Container, um
die Flüchtlinge zu befreien.
Was damals in Österreich als Aktionskunst für Furore gesorgt hat, erwägen
Offizielle in den USA heute ganz ernsthaft.
Und Deutschland?
In Deutschland verstehen wir bei den Themen Migration und Integration
keinen Spaß! Deshalb hat das Bundeskabinett vergangene Woche [3][zwei
Gesetzesentwürfe beschlossen]: Geflüchtete mit subsidiärem Schutz sollen
zwei Jahre lang keine Familienangehörige mehr nachholen können. Außerdem
schafft die neue Bundesregierung die sogenannte Turbo-Staatsbürgerschaft
ab, die ihre Vorgängerin eingeführt hatte, um Menschen zu würdigen, die
sich nachweislich besondere Mühe geben, um in Deutschland anzukommen.
„Heute ist ein entscheidender Tag bei der Frage der Reduzierung von
illegaler Migration und im Kampf gegen die Überforderung der
Integrationssysteme“, sagte dazu Bundesinnenminister Alexander Dobrindt
von der CSU.
Was für eine Spaßbremse!
Es mag wegen der vielen aktuellen Schreckensmeldungen von Übersee
irritierend klingen, aber die Bundesregierung könnte sich ein Beispiel an
den USA nehmen. So heftig US-Präsident Donald Trump gerade die autoritäre
Wende im einstigen Land der Freiheit vollzieht, so sehr bleibt das
amerikanische Verständnis der Staatsbürgerschaft doch fortschrittlicher als
das deutsche: Amerikaner kann man werden – auch wenn es einem nicht
geschenkt wird. Deutscher wird man nie so richtig – selbst wenn man sich
mit viel Mühe einen deutschen Pass erkämpft hat.
Die neue Bundesregierung passt nun das Gesetz wieder an die traurige
gesellschaftliche Realität an. Dabei gäbe es doch so viele tolle
Challenges für eine deutsche Version von „Amerika sucht den
Superstaatsbürger“: Komasaufen und Weißwurstwettessen auf der Wiesn,
Wettrennen auf deutschen Autobahnen ohne Tempolimit oder Überleben im
Bahnchaos ohne Internet und Handyempfang.
3 Jun 2025
## LINKS
[1] https://www.nytimes.com/2025/05/16/us/politics/homeland-security-immigratio…
[2] https://www.spiegel.de/geschichte/christoph-schlingensief-der-asylbewerber-…
[3] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/kabinett-beschluesse-migratio…
## AUTOREN
Volkan Ağar
## TAGS
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Neue Bundesregierung
Migration
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Julia Klöckner
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