| # taz.de -- Deutsche Meyer-Burger-Firmen insolvent: Solarhersteller werden hier… | |
| > Das Unternehmen Meyer Burger wollte in Deutschland wieder eine große | |
| > Fertigung von Solarzellen aufbauen. Der Versuch mündet nun in | |
| > Insolvenzen. | |
| Bild: Qualitätskontrolle für Solarmodule in einem Werk der Meyer Burger Techn… | |
| Berlin taz | Zum zweiten Mal droht der hiesigen Produktion von Solarzellen | |
| das Aus. Das Unternehmen Meyer Burger hat für die Niederlassungen in | |
| Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) und Hohenstein-Ernstthal (Sachsen) | |
| Insolvenz angemeldet. Andere deutsche Hersteller von [1][Solartechnik] | |
| stehen ebenfalls unter Druck. | |
| Wie es für die gut 600 Beschäftigten weitergeht, ist unklar. Bisher | |
| produzieren sie in Bitterfeld Solarzellen, die Strom erzeugen. In | |
| Hohenstein arbeiten die Firmenleitung und die Forschung, außerdem werden | |
| Produktionsmaschinen gebaut. An die Aktivitäten des Unternehmens mit | |
| Hauptsitz in der Schweiz knüpften sich einst große Hoffnungen, doch seit | |
| zwei Jahren nehmen die Probleme zu. | |
| Ein Grund liegt in der starken Konkurrenz aus China, von wo aus riesige, | |
| staatlich geförderte Fabriken den Weltmarkt mit guten und günstigen | |
| Solaranlagen beliefern. Hinzu kommt die Wirtschaftspolitik der USA. Erst | |
| ließ Ex-Präsident Joe Biden die erneuerbaren Energien ausbauen und | |
| subventionieren, was Meyer Burger zu dem Plan animierte, die Produktion von | |
| Deutschland dorthin zu verlagern. Dann kam Donald Trump und seine Wende in | |
| der Energiepolitik. Die Drohung mit Importzöllen vermiest Investoren die | |
| Laune jetzt zusätzlich. Schließlich konnte sich die Ampelkoalition 2023 und | |
| 2024 nicht auf eine zusätzliche finanzielle Förderung der hiesigen | |
| Produktion einigen. Europäische Programme, die eine von China unabhängige | |
| Solarindustrie unterstützen sollen, existieren bisher eher theoretisch, | |
| aber kaum praktisch. | |
| Mit dem Ausstieg von Meyer Burger würde sich der größte in Deutschland | |
| ansässige Hersteller von Solartechnik verabschieden. Es blieben ein paar | |
| kleinere Produktionen. Auch in weiteren Segmenten der solaren | |
| Produktionskette drängen die Probleme. Das Unternehmen SMA bei Kassel, | |
| einstmals Weltmarktführer, leidet ebenfalls unter der chinesischen | |
| Konkurrenz. Dort werden unter anderem Wechselrichter gefertigt, die den | |
| Gleichstrom aus Solarzellen in Wechselstrom für das Netz verwandeln. In der | |
| Fertigung von Batterien sind chinesische Unternehmen ebenfalls führend. | |
| Vor 10 bis 15 Jahren waren Lage und Stimmung schon einmal ähnlich. Davon | |
| zeugen noch die Autobahnschilder bei Bitterfeld, auf denen die Abfahrt | |
| „Solarvalley“ angezeigt wird. Wo jetzt Meyer Burger arbeitet, produzierten | |
| damals Firmen wie Q-Cells große Mengen Solarzellen. In Bonn gab es einen | |
| Konzern namens Solarworld, dessen Chef Frank Asbeck den Autohersteller Opel | |
| schlucken wollte. | |
| ## Boom der Sonnenenergie | |
| Die damalige Solarindustrialisierung brach zusammen, weil chinesische | |
| Anbieter auf den Markt zu drängen begannen. Und damalige Bundesregierungen | |
| kürzten die finanzielle Förderung für die erneuerbaren Energien, weil sie | |
| ihnen zu teuer wurde. Ex-Umweltminister Peter Altmaier (CDU) und | |
| Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) erfanden eine „Strompreisbremse“. | |
| Trotz der Schwierigkeiten von Produzenten wie Meyer Burger und SMA ist | |
| momentan ein Boom der Sonnenenergie im Gange. Jede Menge Solarparks werden | |
| gebaut. Hunderttausende Privathaushalte lassen sich Sonnenzellen an die | |
| Balkons schrauben, um selbst Strom herzustellen. Das hat einerseits mit den | |
| gesunkenen Preisen der Anlagen zu tun, andererseits mit politischer | |
| Unterstützung. Zwar erhalten Solartechnikunternehmen nicht die | |
| Subventionen, die sie gerne hätten, dennoch setzte die Ampelregierung einen | |
| massiven Ausbau der Wind- und Sonnenenergie in Gang. Beispielsweise entlang | |
| von Autobahnen und Bahnstrecken können sich jetzt einfacher Ökokraftwerke | |
| ansiedeln. Der zusätzliche Strom soll fossile Importenergie verdrängen. Die | |
| Union-SPD-Regierung setzt diese Politik einstweilen fort. | |
| Davon haben in den vergangenen Jahren Unternehmen wie Enpal oder 1Komma5 | |
| gut gelebt. Erfolgreich ist, wer Solaranlagen installiert, betreibt, | |
| vermarktet und mit dem Strom handelt. Spezialisierte Baufirmen und | |
| Handwerksbetriebe florieren ebenso. Rund 150.000 Arbeitsplätze seien | |
| mittlerweile in diesem Bereich entstanden, sagt der Bundesverband der | |
| Solarwirtschaft. Zentrale Bestandteile der installierten Technik allerdings | |
| werden importiert. | |
| 2 Jun 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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