# taz.de -- Initiative gegen illegal überhöhte Miete: Stopp dem Mietwucher? | |
> Sowohl Linkspartei als auch Grüne wollen überhöhte Mieten strenger | |
> sanktionieren. Die neue Regierung will erst mal eine Expertengruppe | |
> einsetzen. | |
Bild: „Mietendeckel jetzt“: Demonstrant:innen gegen den folgenlosen „Wohn… | |
Mieter:innen werden hierzulande nicht selten abgezockt. Besonders in | |
Ballungszentren wie Berlin oder München, wo die Nachfrage nach Wohnraum | |
steil steigt, zahlen Zehntausende Haushalte gesetzlich zu viel, wie | |
[1][Daten eines Vergleichsrechners der Linken] zeigten. Mit dem sogenannten | |
Mietwuchergesetz will die Partei dem nun einen Riegel vorschieben. Dieses | |
kommt am Donnerstag im Bundestag zur Abstimmung. | |
Ziel des Gesetzes ist es, überhöhte Mieten künftig einfacher ahnden zu | |
können. Denn auch wenn eine entsprechende Regelung bereits besteht, kommt | |
diese juristisch nur selten zum Zug. Grund dafür ist, dass bisher | |
nachgewiesen werden muss, dass Vermieter:innen die Knappheit an | |
Wohnraum bewusst ausnutzen – was schwer zu belegen ist. „Wir wollen größe… | |
Rechtssicherheit für alle Beteiligten herstellen“, sagt die | |
Linken-Bundestagsabgeordnete [2][Caren Lay], seit Mittwoch Vorsitzende des | |
Ausschusses für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen. | |
Einerseits soll künftig die Beweislast vereinfacht werden; das bloße | |
Vorliegen eines geringen Wohnungsangebots soll als Beleg gegen den | |
Vermieter ausreichen. Andererseits soll das maximale Bußgeld für | |
Mietpreisüberhöhung von 50.000 auf 100.000 Euro erhöht werden. Der | |
Vorschlag orientiert sich an einem Bundesratsbeschluss aus dem Jahr 2022. | |
Eine Miete gilt dann als überhöht, wenn sie mehr als 20 Prozent über der | |
ortsüblichen Vergleichsmiete liegt. Für Lay ist das kein Kavaliersdelikt. | |
„Wer falsch parkt, muss schließlich ebenfalls mit einem Bußgeld rechnen.“ | |
## Grünen fordern Verschärfung der Mietpreisbremse | |
Hanna Steinmüller, wohnungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, | |
findet die Initiative richtig. „Doch eine Verschärfung des | |
Wirtschaftsstrafrechts reicht nicht“, sagt sie der taz. Vielmehr müsse | |
insgesamt verhindert werden, dass die Mieten so stark steigen dürfen. Ihre | |
Fraktion hat deshalb ein umfassenderes Paket ausgearbeitet – das sogenannte | |
Faire-Mieten-Gesetz, über das der Bundestag am Freitag zum ersten Mal | |
berät. | |
Neben der Anhebung des Bußgelds sieht der Entwurf eine Verschärfung der | |
Mietpreisbremse vor: Die Miete soll nur noch um höchstens 9 Prozent in drei | |
Jahren steigen dürfen, aktuell sind es bis zu 15 Prozent. Die Regelung | |
möchten die Grünen langfristig einführen, weiter sollen Indexmieten, also | |
Mieten, die automatisch steigen, strenger reguliert und | |
Eigenbedarfskündigungen erschwert werden. | |
## SPD steht auf der Bremse | |
Dass sich die Linken sowie die Grünen mit ihren Vorschlägen durchsetzen, | |
ist angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Bundestag unwahrscheinlich. Die | |
SPD-Abgeordnete Sonja Eichwede teilt auf Anfrage mit, dass bei ihrer Partei | |
zunächst die Verlängerung der Mietpreisbremse um vier Jahre im Fokus stehe. | |
Ein entsprechender Gesetzesentwurf wurde am Donnerstag vom | |
Bundesjustizministerium vorgelegt. Weitere Maßnahmen zum Mieterschutz | |
würden „zeitnah in ordentlichen Verfahren angegangen“, so Eichwede. | |
Die Koalition plant, bis Ende 2026 eine Expert:innengruppe mit Mieter- | |
und Vermieterorganisationen einzusetzen, die sich auch der | |
Mietwuchervorschrift annehmen soll. Zuerst werde die Regierung diese | |
Ergebnisse abwarten, betont CDU-Abgeordneter Günter Krings. | |
## Mieterbund kritisiert Regierungs-Pläne | |
Ihre Priorität setzt die Bundesregierung auf „bauen, bauen, bauen“ – wie… | |
Kanzler Merz in seiner Antrittsrede formulierte. In den ersten [3][100 | |
Tagen] plant die Koalition einen Gesetzentwurf für einen | |
„Wohnungsbau-Turbo“, der das Angebot an bezahlbarem Wohnraum erhöhen soll. | |
Auch Indexmieten und möbliertes Wohnen will sie stärker regulieren. Ob das | |
reicht, um den Markt zu entspannen? Der Deutsche Mieterbund begrüßt eine | |
Reihe mieterschützender Vorschläge im Koalitionsvertrag, kritisiert aber | |
die fehlenden Maßnahmen gegen zu hohe Mieten. Den Gesetzentwurf der Linken | |
unterstützt der Verband ausdrücklich. | |
Dass ihre Initiativen wenig Erfolgschancen im Bundestag haben, ist der | |
Linkspartei und den Grünen bewusst. Es geht ums Signal: Die Linke will | |
zeigen, dass sie bei dem Thema Wort hält. Sie hatte die Wohnungskrise im | |
Wahlkampf zu einem ihrer zentralen Anliegen gemacht. | |
Die Grünen wiederum nutzen die Vorlage, um sich als soziale Opposition zu | |
profilieren – und um sich von der SPD abzusetzen, die in der Koalition in | |
sozialen Belangen von der Union ausgebremst wird. Gleichzeitig soll es wohl | |
auch ein Zeichen an ehemals grüne Wähler:innen sein, die zuletzt bei der | |
Linken ihr Kreuz gemacht haben. | |
22 May 2025 | |
## LINKS | |
[1] /App-gegen-Mietwucher/!6065703 | |
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## AUTOREN | |
Kai Vogt | |
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