| # taz.de -- Verfassungsschutzbericht 2024: Rechte radikalisieren sich | |
| > Laut Bericht des Berliner Verfassungsschutzes werden Neonazis immer | |
| > gewaltbereiter. Der Geheimdienst soll mit einem neuen Gesetz mehr | |
| > Befugnisse bekommen. | |
| Bild: Neonazis treten immer offener und aggressiver auf | |
| Berlin taz | In Berlin gibt es zunehmend gewaltbereite Neonazis – das hat | |
| nun auch der Verfassungsschutz (VS) in seinem Jahresbericht 2024 | |
| festgestellt, der am Dienstag nach der Sitzung des Senats vorgestellt | |
| wurde. „Insbesondere homosexuelle und queere Menschen sind von Anfeindungen | |
| betroffen“, so Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Den Kampagnen der | |
| Rechtsextremen würden dabei auch Taten folgen, wie die [1][Angriffe auf die | |
| CSD]s im vergangenen Jahr zeigten. | |
| Der VS hat den Angriffen auf die queere Bewegung daher ein Sonderkapitel | |
| gewidmet, das sich mit den Mechanismen und Strategien der traditionellen | |
| und Neuen Rechten befasst. Neben üblichen Akteuren wie der | |
| Neonazi-Kleinstpartei [2][„Der Dritte Weg“] und ihrer Jugendorganisation | |
| „Nationalrevolutionäre Jugend“ (NRJ) habe sich im vergangenen Jahr aus | |
| virtuellen Netzwerken heraus eine neue rechtsextreme Jugendkultur mit hoher | |
| Gewaltbereitschaft entwickelt, so Spranger. | |
| Zwar hat sich laut VS-Bericht die Zahl der Neonazis in Berlin mit 1.450 | |
| Personen nicht verändert, die Szene trete jedoch „deutlich offener und | |
| aggressiver auf“. Dies zeige sich auch bei den [3][jüngsten Demonstrationen | |
| in der Hauptstadt]. Rechte Positionen würden insbesondere via Social Media | |
| unter jungen Menschen immer anschlussfähiger, von wo aus diese sich dann | |
| radikalisieren, so der Leiter des Berliner Verfassungsschutzes Michael | |
| Fischer. | |
| Über die AfD wurde indes kein Wort verloren. „Wir dürfen uns dazu aus | |
| rechtlichen Gründen nicht äußern“, erklärte Fischer auf Nachfrage. Das | |
| Bundesamt für Verfassungsschutz hatte nach seiner Einstufung der AfD als | |
| gesichert rechtsextremistisch eine „[4][Stillhaltezusage]“ abgegeben, bis | |
| es ein Gerichtsurteil dazu gibt. Die Rechtsextremen hatten gegen ihre | |
| Einstufung geklagt. Spranger betonte, das Gutachten werde vom Berliner VS | |
| „sehr intensiv darauf geprüft, welche Auswirkungen das auf Berlin hat“. | |
| Auch zu einem [5][möglichen Verbotsverfahren] äußerte sich die | |
| Innensenatorin nicht. | |
| ## Mehr Vorgaben beim Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel | |
| Neben dem Bericht befasste sich der schwarz-rote Senat mit einem neuen | |
| Verfassungsschutzgesetz, das am Dienstag verabschiedet wurde. Damit werden | |
| zum einen Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts umgesetzt, das bereits | |
| [6][2022 strengere Vorgaben] beim Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel | |
| gemacht hatte. So sind künftig strengere Kontrollen etwa durch richterliche | |
| Bestätigungen nötig. | |
| Darüber hinaus soll der VS mehr Befugnisse bekommen, etwa indem er | |
| Verdachtsfälle öffentlich benennen darf. Spranger zeigte sich | |
| zuversichtlich, dass das Gesetz noch in diesem Jahr vom Abgeordnetenhaus | |
| beschlossen wird. | |
| Der innenpolitische Sprecher der Linken Niklas Schrader sieht die | |
| Gesetzesnovelle kritisch: So enthalte etwa die Bestandsdatenauskunft sehr | |
| weitgehende Befugnisse. Damit kann der VS personenbezogene Daten von Handy- | |
| und Internetnutzer*innen abrufen. Auch die Offenlegung von | |
| Verdachtsfällen sei ein zweischneidiges Schwert: Neben höherer Transparenz | |
| gebe es auch eine hohe Stigmatisierungswirkung. „Es geht dabei nicht nur um | |
| die AfD, sondern auch um verschiedenste linke Gruppierungen.“ | |
| 20 May 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Marie Frank | |
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