# taz.de -- Gesichert rechtsextreme Partei: Rufe nach einem AfD-Verbot werden l… | |
> Die Einstufung der AfD als rechtsextremistisch hat die Debatte über ein | |
> entsprechendes Verfahren neu entfacht. Das Verfassungsschutzurteil sei | |
> Teil eines „autoritären Umbaus“ der Gesellschaft, sagt Wagenknecht. | |
Bild: Nachdem die AfD nun als gesichert rechtsextrem eingestuft wurde, steigt d… | |
Frankfurt a.M./Berlin epd/dpa | Mit der Einstufung der AfD als gesichert | |
rechtsextremistisch durch den Verfassungsschutz nimmt die Diskussion über | |
ein mögliches Parteiverbot wieder Fahrt auf. Die Unionsfraktion reagierte | |
dabei zurückhaltend auf Rufe nach der Einleitung eines raschen | |
Verbotsverfahrens gegen die AfD. „Wir müssen angesichts der Einschätzung | |
des Bundesamts für Verfassungsschutz zur Einstufung der AfD nun genau | |
analysieren, welche Konsequenzen das im Umgang mit dieser Partei haben | |
kann“, sagte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Alexander | |
Throm, der Augsburger Allgemeinen. | |
Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die AfD seit Freitag laut | |
Mitteilung als gesichert rechtsextremistische Bestrebung ein – wegen der | |
die Menschenwürde missachtenden, extremistischen Prägung der Gesamtpartei. | |
Ein [1][Parteiverbotsverfahren kann nur von Bundestag, Bundesrat und | |
Bundesregierung initiiert werden]. Die schlussendliche Prüfung, ob eine | |
Partei verfassungswidrig ist, liegt beim Bundesverfassungsgericht. | |
Die AfD-Bundessprecher Alice Weidel und Tino Chrupalla kritisierten die | |
[2][Verfassungsschutz-Hochstufung ihrer Partei] als politisch motiviert und | |
kündigten an, sich juristisch dagegen zur Wehr zu setzen. Auch Beatrix von | |
Storch, stellvertretende Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, | |
bekräftigte dies in den ARD-Tagesthemen am Freitagabend und kritisierte, | |
dass der AfD der Bericht mit den Belegen des Verfassungsschutzes nicht | |
vorliege. | |
Die Berliner Justiz-Senatorin Felor Badenberg (CDU) betonte im | |
Deutschlandfunk am Samstag, dass es keinen Rechtsanspruch gebe auf die | |
Veröffentlichung des Gutachtens des Verfassungsschutzes. Wenn die AfD | |
jedoch gegen die Entscheidung gerichtlich vorgehe, werde ihr auch das | |
Gutachten zur Verfügung gestellt, sagte Badenberg. | |
Der [3][Kandidat für den FDP-Vorsitz, Christian Dürr], sprach sich in den | |
Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag) gegen einen AfD-Verbotsantrag | |
beim Bundesverfassungsgericht aus. „Das Signal an die Wählerinnen und | |
Wähler, die die AfD bei der Bundestagswahl zur zweitstärksten Kraft gemacht | |
haben, wäre fatal.“ Dürr forderte: „Wir müssen die AfD politisch wieder | |
klein machen, indem wir konkrete Probleme endlich lösen.“ | |
Hingegen befürwortete der Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour (Grüne) | |
ein AfD-Verbotsverfahren. „Die Entscheidung des Verfassungsschutzes ist | |
konsequent und eine gute Grundlage für ein zeitnahes Verbotsverfahren“, | |
sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Eine wehrhafte Demokratie | |
könne ihrer eigenen Zersetzung durch Antidemokraten nicht folgenlos | |
zuschauen. | |
Auch der [4][CDU-Politiker und Mitinitiator eines AfD-Verbotsverfahrens, | |
Marco Wanderwitz], sieht nun bessere Voraussetzungen für ein Verbot der | |
Partei. Wanderwitz betonte im Interview mit RTL und N-TV am Freitagabend, | |
dass ein Verbot der AfD das effektivste Mittel sei, um Menschen für | |
Parteien der demokratischen Mitte zu begeistern. „Und deswegen muss die AfD | |
sozusagen ausgeschaltet werden, wenn wir da Erfolg haben wollen“, sagte | |
Wanderwitz. Einem Zeitungsbericht zufolge soll die Einstufung der AfD durch | |
den Verfassungschutz als „gesichert rechtsextremistisch“ auch Thema auf der | |
nächsten Innenministerkonferenz werden. | |
Der amtierende Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Bremens Innensenator | |
Ulrich Mäurer (SPD) werde „sicherstellen, dass die Thematik Gegenstand auf | |
der Innenministerkonferenz im Juni in Bremerhaven sein wird“, sagte eine | |
Sprecherin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Sie fügte hinzu, dass Mäurer | |
dazu auch einen Vertreter oder eine Vertreterin des Bundesamtes für | |
Verfassungsschutz einladen werde. | |
## Wagenknecht: Demokratie einen Bärendienst erwiesen | |
Nach der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistisch [5][beklagt | |
das Bündnis Sahra Wagenknecht] einen „autoritären Umbau“ der Gesellschaft. | |
Die geschäftsführende Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) habe der | |
Demokratie einen Bärendienst erwiesen, meinte die Parteigründerin und | |
Bundesvorsitzende Wagenknecht. | |
„Tatsache ist, dass die Parteien der selbsternannten ‚demokratischen Mitte�… | |
seit Jahren einen autoritären Umbau unserer Gesellschaft vorantreiben, die | |
freie Meinungsäußerung einschränken, unliebsame politische Kräfte mit | |
undemokratischen Mitteln bekämpfen und massiven Konformitätsdruck | |
erzeugen“, sagte sie. | |
Auch der Streit über die Neuauszählung der Stimmen der Bundestagswahl nach | |
dem knappen Scheitern des BSW gehöre „in den gleichen Kontext der Erosion | |
von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie“. | |
## Debatte über AfD-Leute im Staatsdienst und Parteifinanzen | |
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte der Bild: „Wir | |
müssen auch prüfen, welche Konsequenzen diese Einstufung für die Tätigkeit | |
von AfD-Mitgliedern im öffentlichen Dienst haben muss.“ Auch gebe die | |
Entscheidung des Verfassungsschutzes „Anlass zu prüfen, ob die AfD auf | |
dieser Grundlage von der staatlichen Parteienfinanzierung ausgeschlossen | |
werden kann“. | |
Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) hatte bereits am Freitag | |
angekündigt: „Wir werden auch prüfen, inwieweit die Einstufung durch das | |
Bundesamt für Verfassungsschutz Auswirkungen auf AfD-Mitglieder und | |
Funktionäre im öffentlichen Dienst hat.“ Mitarbeiter in Polizei und | |
Verwaltung müssten die Gewähr dafür bieten, dass sie jederzeit für unsere | |
freiheitlich demokratische Grundordnung eintreten. Bei diesem Thema sieht | |
der Innenminister ein länderübergreifend einheitliches Vorgehen angezeigt. | |
## Entzug der staatlichen Parteienfinanzierung? | |
Niedersachsens CDU-Chef Sebastian Lechner hält es wie Herrmann für | |
notwendig, die AfD-Finanzierung in den Blick zu nehmen. „Die | |
Innenministerkonferenz sollte aber jetzt sorgfältig einen Antrag auf Entzug | |
der Parteienfinanzierung prüfen. Rechtsextreme und verfassungsfeindliche | |
Propaganda aus Steuermitteln zu finanzieren, finde ich unerträglich“, sagte | |
Lechner am Freitag. | |
Unter den Landesinnenministern ist ein mögliches Verbotsverfahren, das | |
Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung auf den Weg bringen könnten, | |
allerdings kein Konsens. Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) sagte | |
der Bild: „Die Einleitung eines Verbotsverfahrens ist die logische | |
Konsequenz aus dieser Entscheidung und muss nun konsequent als Nächstes | |
angegangen werden.“ | |
Sein Hamburger Amtskollege [6][Andy Grote (SPD)] äußerte sich | |
zurückhaltender. Er sagte der Bild, für ein mögliches Verbotsverfahren sei | |
die Einstufung als gesichert rechtsextremistisch – sollte sie gerichtlich | |
bestätigt werden – eine notwendige, aber keine ausreichende Voraussetzung. | |
Ob ein Verbotsverfahren mit der erforderlichen sehr hohen Erfolgsaussicht | |
geführt werden könnte, wäre im nächsten Schritt vom Verfassungsschutz | |
beziehungsweise Bundesinnenministerium zu prüfen. | |
3 May 2025 | |
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Alice Weidel | |
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