# taz.de -- Kinotipp der Woche: Andere Helden | |
> Mit seinen Sozialdramen prägte Vittorio de Sica den italienischen | |
> Neorealismus. Eine Hommage würdigt sein Werk als Regisseur – und | |
> Schauspieler. | |
Bild: Szene aus Vittorio De Sicas „Ladri di biciclette“ (Fahrraddiebe, IT 1… | |
Es sind die Verlierer, die in den bekanntesten Filmen des italienischen | |
Regisseurs Vittorio de Sica die Helden sind, wenngleich auch tragische. In | |
„Fahrraddiebe“ (1948) ist das Antonio Ricci, ein Familienvater, der | |
unbedingt einen Job braucht, um noch irgendwie über die Runden zu kommen. | |
In „Umberto D.“ (1952) ist das Umberto Domenico Ferrari, ein alter Mann, | |
der gerne den Rest seines Lebens in Würde hinter sich bringen würde, aber | |
nicht einmal weiß, wie er seine Miete noch bezahlen kann. | |
Rund um die tragischen Schicksale solcher Figuren schuf de Sica Filme, die | |
bald zu Klassikern des neorealistischen italienischen Kinos zählten, das | |
während der Vierziger und frühen Fünfziger erblühte. Bis heute gehören sie | |
zum filmhistorischen Kanon. Es sind ungeschminkte Sozialdramen, die von | |
einfachen Menschen handeln, die in einer Gesellschaft der sozialen Kälte | |
unterzugehen drohen. | |
Einfach erzählte Geschichten, mit absolut rührenden Szenen wie der des | |
treuen Hundes, der Umberto D. unbeirrt überall hin folgt, auch wenn der | |
bereits beschlossen hat, freiwillig aus dem Leben scheiden zu wollen. Wer | |
beim Schauen dieser Sozialdramen ein Taschentuch braucht, muss sich dafür | |
nicht schämen, diese Streifen sind eben einfach tieftraurig. | |
Das Kino Arsenal, das gerade selbst keine Filme zeigen kann, weil es noch | |
bis Ende des Jahres an seinen neuen Standort in Wedding umzieht, hat | |
gemeinsam mit dem Italienischen Kulturinstitut eine Hommage an de Sica | |
kuratiert, in der natürlich auch die beiden oben genannten Meisterwerke | |
gezeigt werden. Ab dem 2. Mai widmen sich gleich zwei Berliner Kinos, das | |
Bundesplatz-Kino und das Klick Kino, wo die Reihe nun zu sehen sein wird, | |
dem großen italienischen Regisseur. | |
In dieser wird auch gezeigt, dass de Sica nicht nur hinter der Kamera etwas | |
konnte, sondern auch als Schauspieler eine große Nummer war und ziemlich | |
populär. Der Film „Der falsche General“ (1959) etwa, der im Rahmen der | |
kleinen Retrospektive zu sehen sein wird, stammt von Roberto Rosselini, | |
einem weiteren Hauptvertreter des italienischen Neorealismus, und de Sica | |
ist darin zu sehen in einer Hauptrolle. | |
Mitte der Fünfziger lief sich die Welle des Neorealismus in Italien langsam | |
tot. Ähnlich wie in Deutschland wollte man von Faschismus und | |
gesellschaftlichen Verwerfungen immer weniger wissen und endlich mal wieder | |
zukunftsfroh sein. Auch die Arbeit von de Sica wandelte sich, er drehte | |
sogar Komödien wie „Hochzeit auf Italienisch“ (1964), die mit in diese | |
Werkschau aufgenommen wurde. | |
Künstlerisch war das im Vergleich zu „Fahrraddiebe“ vielleicht kein Schritt | |
nach vorne, aber de Sica schaffte es immerhin, auch weiterhin mit seinen | |
Filmen ein Publikum zu finden. Auch Dank Stars wie Sophia Loren und | |
Marcello Mastroianni, die in „Hochzeit auf Italienisch“ in Hauptrollen zu | |
sehen sind, genau wie in vielen anderen Filmen de Sicas. | |
Arsenal und Italienisches Kulturinstitut haben für die Retro acht | |
Regiearbeiten de Sicas herausgesucht und fünf Filme, in denen er als | |
Schauspieler reüssiert. Im Gesamtwerk de Sicas ist das freilich nur ein | |
kleiner Teil, der Mann war schließlich bis zu seinem Tod 1974 bienenfleißig | |
und arbeitete sozusagen bis zum letzten Atemzug. Es gäbe somit Stoff genug | |
für weitere de-Sica-Hommagen. | |
29 Apr 2025 | |
## AUTOREN | |
Andreas Hartmann | |
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