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# taz.de -- Wieder im Kino: Die Wunder der Natur
> Im Union Filmtheater wagt David Attenborough einen Blick in die Zukunft
> der Meere. Im Klick Kino würdigt Heinz Emigholz den Baustoff Beton.
Bild: „Ocean with David Attenborough“ (2025)
Angesichts der großen Konkurrenz im Fernsehen hat es der Naturfilm im Kino
nicht leicht, sein Publikum auch im Kino zu finden. Viele Kino-Naturfilme
setzen deshalb auf eine Art Überwältigungsstrategie: Möglichst spektakuläre
Bilder kombiniert mit pompösem Orchestersound sollen dem Publikum ein
Erlebnis bieten, das auf diese Weise nur das Kino mit seiner großen
Leinwand zustande bringt. Nachteil: Leise und nachdenkliche Töne haben da
wenig Chancen.
Der Film „Ocean with David Attenborough“ ist anders. Er bietet genau diese
unaufgeregte und solide Art von Information, die man aus den Dokus mit dem
weltweit berühmten Naturforscher gewohnt ist, der seinen beruflichen
Werdegang einst eng mit der BBC verknüpft hatte. Attenborough ist ein
geborener Erzähler, vor der Kamera und mit seinen Kommentaren aus dem Off
weiß er seine Begeisterung und Faszination für die Wunder der Natur stets
publikumswirksam zu vermitteln.
Man kann das „old-fashioned“ finden – aber der Mann ist ja auch immerhin
schon 99 Jahre alt. „Ocean“ befleißigt sich einer überschaubaren
dreiaktigen Dramaturgie: Faszination für den Lebensraum unter Wasser (man
entdeckt dort immer neue, bislang unbekannte Lebewesen), die massive
Bedrohung durch den Klimawandel und die Fabrikfischerei mit
Grundschleppnetzen, und schließlich der positive, mit einer Mahnung
versehene Blick in die Zukunft.
Wenn man Meeresgebiete unter strengen Schutz stellt, regenerieren sie sich
offenbar in relativ kurzer Zeit wieder von allein. Wäre zweifellos gut,
wenn man die Lebewesen der Ozeane auch in Zukunft nicht bloß aus
historischen Dokumentationen kennt (8.5., 17.45 Uhr, 11.5., 10.30 Uhr,
[1][Union Filmtheater]).
Beton hat heute keinen so guten Ruf mehr, nicht zuletzt aus
Umweltschutzgründen, denn die Produktion trägt in nicht unerheblicher Weise
zum Klimawandel bei. Aus historischer und/oder ästhetischer Sicht kann man
das natürlich anders sehen: In „Parabeton – Pier Luigi Nervi und römischer
Beton“ dokumentiert Heinz Emigholz in der ihm eigenen Weise das Schaffen
des italienischen Bauingenieurs Pier Luigi Nervi (1891-1979), der
insbesondere in seiner Heimat eine Reihe von bedeutenden modernen
Betonbauten schuf.
Nervis Kuppeln und seine kühn geschwungenen Treppenkonstruktionen scheinen
das Material immer wieder an seine Grenzen zu führen. Kombiniert sind die
unkommentierten und mit einem aus Originaltönen komponierten Soundtrack
versehenen Bilder von Nervis Werken mit Aufnahmen von Betonbauten der
römischen Antike.
Wie in seinen Architekturfilmen üblich, erfasst Emigholz die Gebäude in
starren Kameraeinstellungen, montiert seine Bilder jedoch so beweglich,
dass dem Betrachter der Weg durch das Gebäude praktisch vorgeschlagen wird.
Zu sehen in der Reihe „Architektur und Film“ im Klick Kino, zu Gast sind
Regisseur Heinz Emigholz sowie Dr.-Ing. Elke Genzel von der Hochschule für
Wirtschaft und Technik (10.5., 17.30 Uhr, 12.5., 20 Uhr, [2][Klick Kino]).
Eine meiner großen Genre-Vorlieben gilt dem Piratenfilm. Denn das ist das
Kino par excellence: bunt, bewegt, abenteuerlich und immer leicht
anarchistisch (selbst, wenn die Geschichten pro forma etwas anderes
erzählen).
Eine der ersten großen Produktionen des Genres ist „The Black Pirate“
(1926), der nicht nur den Vorzug besitzt, komplett in 2-Farb-Technicolor
gedreht worden zu sein, sondern mit Douglas Fairbanks auch den am
breitesten grinsenden Abenteuerdarsteller der 20er-Jahre in der Hauptrolle
zu präsentieren. Musikalisch wird der Stummfilm von Richard Siedhoff an der
Kinoorgel untermalt (10.5., 19.30 Uhr, [3][Filmmuseum Potsdam]).
8 May 2025
## LINKS
[1] https://www.kino-union.de/programm
[2] https://www.klickkino.de/programm/architektur-und-film-parabeton/
[3] https://www.filmmuseum-potsdam.de/index.php?id=46e8df7f7869167f7277001c3254…
## AUTOREN
Lars Penning
## TAGS
Filmgeschichte
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