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# taz.de -- Kinotipp der Woche: Larger Than Life
> Die Filmemacherin Daryl Hannah hat ihren Mann Neil Young auf Tour
> begleitet. Herausgekommen ist ein faszinierendes Porträt von großer
> Intimität.
Bild: „Neil Young: Coastal“ (R.: Daryl Hannah, USA 2025)
Der 17. April ist „Coastal“-Tag. Weltweit kommt an diesem Datum der neue
Film mit [1][Neil Young] in ein paar Kinos, und zwar nur an diesem. Wer an
diesem Tag keine Zeit für den Kinobesuch hat, dem bleibt dann nur noch das
Streaming irgendwann.
Und zumindest Fans von Neil Young würden echt etwas verpassen, schließlich
kommt der Film dem Meister nah wie kaum ein anderer. Dabei gibt es ja
bereits fantastische Dokumentationen über ihn, von so großen Regisseuren
wie Jim Jarmusch und Jonathan Demme.
Aber in diesen Filmen erlebt man einen Young, der larger than life ist. Den
Uropa des Grunge, den Gitarrengott, den Anführer von Bands voller
sagenhafter Musiker. „Coastal“ ist zwar ganz ähnlich gestrickt wie all
diese Dokumentationen und wie diese setzt er auf sehr viele
Konzertaufnahmen, die mit Gesprächssituationen verbunden werden, zu denen
es beispielsweise Backstage gekommen ist.
Doch die alten Filme sind von dem Wunsch motiviert, aus einer spürbaren
Fan-Perspektive heraus die ganze Großartigkeit von Young-Konzerten auf die
Leinwand zu übertragen und zu beschwören. „Coastal“ kommt da viel
nüchterner und unspektakulärer daher und das auch noch in grobkörnigen
Schwarz-Weiß-Bildern.
## Young auf erster Konzerttournee nach der Pandemie
Man sieht in langen Aufnahmen ohne Schnitt Neil Young, den ikonischen
Singer-Songwriter der USA, der eigentlich Kanadier ist, auf seiner ersten
Konzerttournee nach der Corona-Pandemie, die ihn entlang der Westküste der
USA führt. Er reist in seinem bestens ausgestatteten Tourbus und unterhält
sich viel mit seinem Fahrer, mit dem er sich offensichtlich blendend
versteht.
Hin und wieder gibt er on the road ein paar Kommentare von sich, etwa über
Elektroautos, für die sich der Rockmusiker mit einem Faible für
Umweltthemen schon seit langem interessiert. All das ist wahnsinnig
unspektakulär, aber in seiner Beiläufigkeit eben auch ein stückweit
faszinierend. Man bekommt immerhin das leise Gefühl, selbst mit Young auf
großer Fahrt durch die USA unterwegs zu sein.
Der Musiker, der bald 80 Jahre alt wird, trägt auch auf der Bühne
Klamotten, in denen er aussieht, als wolle er sich damit auf Kartoffelernte
begeben. Gut, dieser Style ist längst ein Young-Klischee, aber diese
ausgebeulten Jeans, die er andauernd trägt, sind immer noch bemerkenswert.
Und in diesem Look stellt er sich auf die Bühnen, ganz allein, spielt
Akustik- und E-Gitarre, Piano und Mundharmonika, präsentiert sich und seine
Songs damit ganz intim. Und da seine Stimme immer noch diesen seltsam
verträumten Vibe hat wie vor fünfeinhalb Jahrzehnten, der automatisch
innere Bilder von einer romantischen Hütte irgendwo in den Wäldern
entstehen lässt, ist auch ein derart spartanisch präsentierter Neil Young
immer noch eine Klasse für sich.
Dass er die Kamera in den etwas privateren Momenten so nah an sich
herankommen lässt, liegt an der Person, die diese in ihren Händen hält.
Seine Frau, die Schauspielerin Daryl Hannah, ist die Regisseurin von
„Coastal“.
Die vertrauliche Atmosphäre und vielleicht auch die stets gute Laune Youngs
lässt sich bestimmt mit dieser Konstellation bei der kreativen
Zusammenarbeit erklären. Anfang Juli gibt der alte Mann des Rock dann
endlich auch mal wieder ein Konzert in Berlin. Allerdings kommt er da mit
einer Band.
15 Apr 2025
## LINKS
[1] /Verlorenes-Album-von-Neil-Young/!5957654
## AUTOREN
Andreas Hartmann
## TAGS
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Rockmusik
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