| # taz.de -- Wieder im Kino: Kunst-Kino mit Methode | |
| > Henry, Jane und Peter…Fonda: Die Reihe „Fonda & Fonda“ zeigt Werke der | |
| > filmaktiven Familie. Im Wedding läuft Fritz Lang samt antifaschistischem | |
| > Abend. | |
| Bild: Donald Sutherland und Jane Fonda in „Klute“ (Regie: Alan J. Pakula, U… | |
| „Fonda & Fonda“ heißt die [1][Filmreihe], die sich in der kommenden Woche | |
| einer Familie von Schauspieler:innen widmet: Vater Henry und seine | |
| Kinder Jane und Peter – wobei die Männer in der Auswahl der Filme | |
| allerdings reichlich unterrepräsentiert sind. Vornehmlich geht es also um | |
| Jane Fonda, die ihre Karriere zwar schon Ende der 1950er Jahre begann, das | |
| in Lee Strasbergs Actors Studio erlernte Method-Acting aber erst mit dem | |
| Beginn der 70er-Jahre so richtig umsetzen konnte. | |
| Für Alan J. Pakulas Paranoia-Thriller „Klute“, in dem sie ein von einem | |
| psychisch gestörten Mörder bedrohtes Call-Girl verkörpert, bereitete sich | |
| Jane auf die Rolle der Bree Daniels entsprechend penibel vor: Sie | |
| verbrachte zwei Wochen mit Prostituierten in Bars und Bordellen und wälzte | |
| bei der Polizei die Karteien mit weiblichen Gewaltopfern. Als Folge dieses | |
| „Einlebens“ in die Figur konnte Fonda dann viele Dialoge improvisieren, | |
| darunter auch die Gespräche Brees mit ihrer Psychiaterin, in denen das | |
| Call-Girl einerseits von seiner Selbstsicherheit im Umgang mit den Kunden | |
| und andererseits von seiner völligen Hilflosigkeit im Umgang mit echten | |
| Gefühlen berichtet. | |
| Dass die Schauspielerin auch im echten Leben stets mit Unsicherheiten zu | |
| kämpfen hatte, die im Verhalten ihres Vaters während ihrer Jugend begründet | |
| waren, fand seinen künstlerischen Ausdruck in Henry Fondas letztem Film „On | |
| Golden Pond“ (1981, R: Mark Rydell), in dem er erstmals gemeinsam mit Jane | |
| vor der Kamera stand. | |
| In den auf einem sentimentalen Theaterstück basierenden Film wurde mit | |
| großer Ehrlichkeit alles hineingepackt, was Jane in der Beziehung zu ihrem | |
| Vater seit der Kindheit bewegt hatte: fehlende Anerkennung, der Wunsch nach | |
| größerer emotionaler Nähe und der beständige Vorwurf, sie sei zu dick. | |
| Zugleich war „On Golden Pond“ ein Geschenk Jane Fondas an ihren damals | |
| bereits schwer herz- und krebskranken Vater, der für seine Rolle den Oscar | |
| gewann und wenige Monate später verstarb („Klute“: 22.5., 21.45 Uhr, 26.5., | |
| 22 Uhr, On Golden Pond, 27.5., 20 Uhr, Babylon Mitte). | |
| Mit einer kleinen Fritz-Lang-Reihe wartet das [2][City Kino Wedding] auf; | |
| die Filmauswahl reicht dabei vom deutschen Stummfilm („Metropolis“) bis zum | |
| Film Noir in Hollywood. Letzterer wird hervorragend repräsentiert durch | |
| „Scarlet Street“ (1945), in dem Lang von einem biederen älteren | |
| Bankangestellten (Edward G. Robinson) erzählt, für den die Bekanntschaft | |
| mit einer attraktiven Femme Fatale (Joan Bennett) die Möglichkeit eines | |
| Ausbruchs aus seiner bürgerlichen Welt bedeutet. Natürlich geht das nicht | |
| gut. | |
| Zu allen Filmvorführungen der Reihe gibt es Einführungen, auch ein Vortrag | |
| über Langs antifaschistische Filme der Kriegszeit ist eingeplant. „Man | |
| Hunt“ (1941) ist übrigens toll, da lohnen auch Ausschnitte… („Scarlet | |
| Street“: 25.5., 18 Uhr, Vortrag John Digance: „Wartime Anti Fascist | |
| Entertainment“, 25.5., 17 Uhr, City Kino Wedding). | |
| Nachdem im italienischen Kino der späten 40er-Jahre der Neorealismus | |
| vorgeherrscht hatte, entwickelten sich dessen Protagonisten im folgenden | |
| Jahrzehnt in ganz unterschiedliche Richtungen: Mit Visconti, Antonioni und | |
| Fellini begann die große Zeit eines intellektuellen „Kunst“-Kinos, während | |
| man sich auf der anderen Seite wieder der unterhaltsamen Komödie widmete. | |
| Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist „Pane, amore e fantasia“ (1953, R: | |
| Luigi Comencini), in dem Vittorio de Sica als fescher Polizist in einem | |
| Abruzzen-Örtchen auf Brautschau geht – und dabei auch Gina Lollobrigida | |
| begegnet (25.5., 20 Uhr, [3][Klick Kino]). | |
| 22 May 2025 | |
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| [1] https://babylonberlin.eu/programm/festivals/fonda-fonda | |
| [2] https://citykinowedding.de/ | |
| [3] https://www.klickkino.de/ | |
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