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# taz.de -- Der nächste Papst: Es wird kein zweiter Franziskus
> Alle Welt spekuliert über den nächsten Papst. Warum auf eine progressive
> Stimme nicht zu hoffen ist.
Bild: Der Nachfolger von Papst Franziskus wird im Mai gewählt – der Zeitgeis…
Streng geheim hinter verschlossenen Türen wird zwischen dem 6. und 11. Mai
[1][ein neuer Papst gewählt]. Das Verfahren ist so abgeschirmt, dass manche
schon von einem Krimi sprechen. Am Ende löst der Vatikan den Fall aber
selbst: Der nächste Pontifex ist einer der 135 zur Wahl stehenden
Kardinäle, die jünger als 80 Jahre sind.
Fieberhaft wird jetzt über den einen oder anderen Kandidaten spekuliert, es
werden Charisma verglichen und theologische Haltungen abgeklopft. Eines
aber dürfte feststehen: [2][Einen zweiten Franziskus wird es nicht geben].
Das hat nichts damit zu tun, dass der Argentinier nicht beliebt war. Im
Gegenteil, sein Engagement für die Armen und den Globalen Süden, seine
Bescheidenheit und seine Empathiefähigkeit machten ihn zu einem besonderen
Papst. Auch zu einem, der versuchte, die katholische Kirche dem Zeitgeist
anzupassen.
Aber sein Reformwille hatte Grenzen: Weihen für Frauen waren mit ihm auf
keinen Fall zu haben, ebenso wenig eine Ehe für alle, also auch für queere
Personen. Nicht einmal die Segnung für Homosexuelle, der Franziskus seinen
Segen gab, durfte seinem Willen zufolge [3][einem Hochzeitsritual ähneln].
Für die Aufarbeitung sexueller Gewalt in katholischen Einrichtungen hatte
er offenbar nicht mehr übrig, als ein paarmal den Rosenkranz zu beten.
Doch Reformen vor allem in diesen drei Punkten wünschen sich sowohl
katholische Frauenorganisationen als auch Homosexuellenverbände und
Menschen, die als Kinder und Jugendliche von katholischen Würdenträgern
missbraucht wurden. Sie haben jedes Recht dazu, nicht nur, weil das Fragen
der Gleichstellung sind. Sondern weil die Welt von heute nicht mehr die von
1950 ist.
Unabhängig davon, dass der Alltag in katholischen Einrichtungen
zusammenbrechen würde, würden all die dort arbeitenden Frauen ihre Arbeit
einstellen, gibt es herausragende Theologinnen, die natürlich Priesterinnen
werden könnten. So wie es queeren Menschen zusteht, einander zu heiraten,
mit allen Rechten und Pflichten, die heterosexuelle Paare auch haben.
[4][Missbrauchsopfer] müssen endlich für das erlittene Elend entschädigt
und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Kurz: Den Reformprozess
hatte Franziskus gerade mal sanft angestoßen. Dass dieser fortgeführt wird,
ist kaum zu erwarten.
Im Gegenteil, wir dürfen wohl damit rechnen, dass der nächste Papst ein
konservativer Knochen ist, der die katholische Kirche in eine Welt
(zurück)führt, wie sie ein Großteil der Kardinäle am liebsten früher als
später hätte: ohne Frauengedöns und queeres Lotterleben, mit
Vater-Mutter-Kinder-Familien und einer männlichen Macht, die über allem
steht.
Damit würden Vatikan und katholische Kirche auf einen Kurs einschwenken,
den die Welt gerade eingeschlagen hat – hin zu Autokratien, der Macht des
Stärkeren, toxischer männlicher Hybris, weg [5][vom Anspruch an
Gleichstellung, Solidarität, Menschlichkeit]. Die Zahl der erzkonservativen
bis reaktionären Kardinäle, die gewählt werden könnten, ist jedenfalls
nicht gering.
26 Apr 2025
## LINKS
[1] /Spekulationen-um-Nachfolge-im-Vatikan/!6083779
[2] /Nach-dem-Tod-von-Papst-Franziskus/!6080720
[3] /Vatikan-und-Homosexualitaet/!5757990
[4] /Genesungsbegleiterin-ueber-Traumata/!6072231
[5] /Der-Papst-ist-tot/!6079547
## AUTOREN
Simone Schmollack
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