| # taz.de -- Die Tricks von Vonovia: Auch ein politisches Versagen | |
| > Der Wohnungskonzern Vonovia erhöht in Berlin Mieten unzulässig und | |
| > untergräbt den Mietspiegel. Der Senat sollte sich das nicht gefallen | |
| > lassen. | |
| Bild: Wer stoppt Vonovia? | |
| Vonovia macht immer weiter: Erneut sind Fälle bekannt geworden, in denen | |
| der Wohnungskonzern [1][Mieterhöhungen damit begründet, dass eine Wohnung | |
| über gute ÖPNV- und Nahverkehrsanbindung] verfüge. Die im vergangenen Jahr | |
| erstmals angewendeten Merkmale dienen dazu, die laut Mietspiegel zulässige | |
| ortsübliche Vergleichsmiete nach oben zu setzen, um damit den | |
| Erhöhungsspielraum zu vergrößern. Das Problem: Diese Kriterien existieren | |
| im Mietspiegel nicht, Vonovia hat sie sich ausgedacht. | |
| Bereits in zehn Urteilen haben [2][Berliner Amtsgerichte derart begründete | |
| Mieterhöhungen zurückgewiesen]. Zwar fehlt noch ein allgemeingültiges | |
| Urteil des Landgerichts, doch es gibt keinen Zweifel: Die Praxis von | |
| Vonovia ist rechtswidrig. Schamlos treibt das Unternehmen die Mieten in | |
| unzulässige Höhen. Und das nicht nur in Berlin: In Dresden gibt es derzeit | |
| Aufregung über ein anderes ausgedachtes wohnwerterhöhendes Merkmal: private | |
| Grünflächen. Es ist eine Frage der Zeit, bis auch Berliner Mieter:innen | |
| für den Rasen im Hinterhof zur Kasse gebeten werden sollen. | |
| Vonovia erhöhte im vergangenen Jahr zehntausendfach die Mieten – oft um die | |
| gesetzlich maximal zulässigen 15 Prozent. Zulässig ist das bis zur | |
| ortsüblichen Vergleichsmiete, die der Konzern durch solche neuen Merkmale | |
| einfach selbst hinaufsetzt. Es darf davon ausgegangen werden, dass die | |
| überwiegende Mehrzahl der betroffenen Mieter:innen aus Unwissenheit oder | |
| Angst Erhöhungen zugestimmt hat, die eigentlich nicht rechtens sind. In der | |
| Folge zahlen alle: Höhere Mietsteigerungen von heute bedeuten höhere | |
| Mietspiegelwerte von morgen und damit erneut größere Erhöhungsspielräume. | |
| ## Der Senat schweigt | |
| An den 15-Prozent-Erhöhungen hatte sich [3][vorsichtige Kritik auch aus der | |
| Regierungskoalition geregt]. Immerhin hatte sich Vonovia einst im | |
| Wohnungsbündnis des Senats dazu verpflichtet, die Mieten um maximal elf | |
| Prozent innerhalb von drei Jahren anzuheben. Der Senat wurde in seinem | |
| Versuch einer freiwilligen Selbstregulierung der Immobilienbranche | |
| vorgeführt, zumindest einige kränkte das. Dass Vonovia womöglich die 15 | |
| Prozent oft nur nehmen konnte, weil das Unternehmen wertsteigernde Merkmale | |
| erfand, scheint dagegen keinen der politisch Verantwortlichen der Stadt zu | |
| kümmern: Der Senat schweigt. | |
| Damit aber wird das Problem eines hemmungslosen und offenkundig | |
| rechtswidrigen Profitstrebens auch zu einem politischen. Der schwarz-rote | |
| Senat lässt die Mieter:innen im Stich. Stattdessen hieß es nach dem | |
| letzten Treffen des Wohnungsbündnisses im vergangenen Jahr, man ziehe eine | |
| „positive Bilanz der Zusammenarbeit“ – da war Vonovias Praxis schon bekan… | |
| und Gegenstand öffentlicher Kritik. Welch ein Hohn. Tatsächlich ist der | |
| Vorgang ein weiteres Zeichen dafür, dass das gepriesene „Bündnis für | |
| Wohnungsneubau und bezahlbare Mieten“ nichts als Augenwischerei ist. | |
| Der Senat müsste Vonovia mindestens öffentlich auffordern, sich wieder an | |
| die Vereinbarungen und den Mietspiegel zu halten. Und eigentlich noch mehr. | |
| Da der Konzern durch seinen Trick die Mieten unzulässig erhöht, könnte auch | |
| die Mietpreisprüfstelle einschreiten, die für überhöhte Mieten zuständig | |
| ist. Doch der politische Willen, sich mit der Immobilienlobby anzulegen, | |
| fehlt. | |
| 4 Apr 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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