Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Pressefreiheit in der Türkei: Schwedischer Journalist Joakim Medin…
> Für die Zeitung „Dagens ETC“ flog Medin in die Türkei und wurde am
> Flughafen festgenommen. Seitdem hat die Redaktion in Stockholm nichts
> mehr von ihm gehört.
Bild: Journalist Joakim Medin wurde am 27. März in der Türkei verhaftet
„Sie nehmen mich jetzt zum Verhör mit“, schreibt der schwedische Journalist
Joakim Medin seiner Redaktion am Donnerstag kurz nach seiner Landung in
Istanbul. Für die Stockholmer Tageszeitung Dagens ETC flog der
Auslandsreporter in die Türkei, um über die neuesten Entwicklungen rund um
die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu und die
Proteste zu berichten. Dazu kam es nicht. Seit dieser Textnachricht
herrscht Funkstille.
Als die Redaktion auch 24 Stunden später nichts von Medin hört, wendet sie
sich an die Öffentlichkeit. [1][Dagens ETC] ist bekannt für tiefgehende
Recherchen und hat eine links-grüne Ausrichtung – ähnlich der taz.
Was bisher bekannt wurde: Man hat den Reporter für Außenpolitik in ein
Gefängnis im Istanbuler Stadtteil Meltepe gebracht. Auf X schreibt
ETC-Chefredakteur Andreas Gustavsson, dass Medin nicht einfach abgeschoben
werde, sondern verhaftet worden sei. „Es handelt sich um eine sehr ernste
Angelegenheit“, [2][so Gustavsson.]
## Türkei wirft Schweden Präsidentenbeleidigung vor
Das türkische Online-Medium [3][T24 berichtet], dass Medin
„Präsidentenbeleidigung“ und „Mitgliedschaft in einer terroristischen
Organisation“ vorgeworfen wird. Weiter wird bei T24 – und weiteren
türkischen Medien, mit Verweis auf die türkische Nachrichtenagentur AA,
vermeldet, dass die Generalstaatsanwaltschaft in Ankara seit 2023 gegen den
40-jährigen Schweden ermittelte.
Am 11. Januar 2023 hatten PKK-Mitglieder eine Figur des türkischen
Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan an den Füßen vor dem Rathaus in Stockholm
aufgehängt. Die Türkei behauptet nun, Medin gehöre zu einer Gruppe von 15
Verdächtigen, die die Demonstration gefördert haben oder mit ihr in
Verbindung stehen soll.
Auf der Website von Dagens ETC ist derweil das Porträt des inhaftierten
Reporters zu sehen, über einen Kommentar des Chefredakteurs mit dem Titel:
„Journalist von Dagens ETC wurde in der Türkei seiner Freiheit beraubt“.
Darunter hat die Redaktion in einem weiteren Text Stimmen aus der Politik
gesammelt. Jonas Sjöstedt, Europaabgeordneter der schwedischen Linken,
bezeichnet darin Medin als „bedeutendsten Berichterstatter über die
Unterdrückung der Kurden und über die türkischen Sicherheitsdienste“.
„Wir nehmen es immer sehr ernst, wenn Journalisten inhaftiert werden“, sagt
Schwedens Außenministerin Maria Malmer Stenergard. Sie pocht im
öffentlich-rechtlichen Sender SVT darauf, dass der Journalist
schnellstmöglich Zugang zu konsularischen Diensten erhält.
## „Inakzeptable Bedrohung für die freien Medien“
Nooshi Dadgostar, der Vorsitzende der Linkspartei, betont, dass die
Pressefreiheit ein demokratisches Recht sei, das respektiert werden müsse,
und dass das Vorgehen der Türkei eine inakzeptable Bedrohung für die freien
Medien darstelle. Die Sozialdemokratische Europaabgeordnete Evin Incir
sagt, dass die Verhaftung Medins „deutlich zeigt, dass Erdoğan jetzt nicht
nur inländische Medien und Journalisten angreift, sondern auch ausländische
Akteure – um zu verhindern, dass die Welt einen Einblick in die Situation
im Land erhält“.Schweden hat den türkischen Botschafter in Stockholm zu
einer Erklärung zur Verhaftung Medins aufgefordert. Das schwedische
Generalkonsulat in Istanbul steht in Kontakt mit den örtlichen Behörden.„Es
ist nicht zu rechtfertigen, dass diejenigen angegriffen werden, die
versuchen, zu berichten, was passiert. Dies ist ein Angriff nicht nur auf
Joakim Medin, sondern auf uns alle“, teilt Erik Larsson, Vorsitzender von
[4][Reporter ohne Grenzen Schweden] in einer Erklärung mit.
## Für „großen persönlichen Mut“ ausgezeichnet
„Joakim Medin kennt die Region. Er hat in Syrien in Einzelhaft gesessen. Er
hat die türkische Folter direkt vor seinen Augen gesehen. Ich hoffe sehr,
dass er bald freikommt“, schreibt [5][Sakine Madon], die politische
Chefredakteurin der Zeitung Upsala Nya Tidning auf X.
Joakim Medin ist nicht nur Journalist, sondern auch Lehrer und Autor
mehrerer Bücher. Aus seinen Reisen nach Syrien ging 2016 ein Buch über die
kurdische Revolution hervor. In seinem neuesten Buch, das 2023 erschien,
beschäftigt er sich mit der Türkei und dem NATO-Beitritt Schwedens.
Im Jahr 2022 erhielt er die [6][Ehrenmedaille der Stadt Uppsala], weil „er
als investigativer Journalist, Autor und Dozent mit Integrität und großem
persönlichen Mut durch riskante Reportagereisen in verschiedene Teile der
Welt die Verletzlichkeit und das große Leid der Menschen in Kriegen und
Konflikten aufzeigen konnte.“
Transparenzhinweis: Klaudia Lagozinski war 2023 zwei Monate im Rahmen des
Internationalen Journalistenprogramms (IJP) bei Dagens ETC als
Gastjournalistin und berichtet weiterhin über Deutschland für das
Stockholmer Medium.
29 Mar 2025
## LINKS
[1] /Neues-linkes-Medium-in-Schweden/!5047285
[2] https://x.com/a_gustavsson
[3] https://t24.com.tr/haber/isvec-te-erdogan-maketiyle-eylem-yaptigi-gerekcesi…
[4] https://www.reportrarutangranser.se/joakim-medin-frihetsberovad-i-turkiet/
[5] https://x.com/Sakine
[6] https://web.archive.org/web/20230124214554/https://www.uppsala.se/kommun-oc…
## AUTOREN
Klaudia Lagozinski
## TAGS
Schwerpunkt Türkei unter Erdoğan
Ekrem İmamoğlu
Türkei
Reporter
Reporter ohne Grenzen
Schwerpunkt Pressefreiheit
GNS
Anfeindungen gegen Journalisten
Reporter ohne Grenzen
Schwerpunkt Türkei unter Erdoğan
Schwerpunkt Pressefreiheit
Schwerpunkt Türkei unter Erdoğan
Schwerpunkt Türkei unter Erdoğan
Schwerpunkt Türkei unter Erdoğan
Pressefreiheit in der Türkei
## ARTIKEL ZUM THEMA
Schwedischer Reporter in türkischer Haft: Joakim Medin ist wieder frei
Ministerpräsident Kristersson bezeichnet die Rückkehr des Journalisten nach
Schweden als Erfolg diskreter Verhandlungen. Der Journalist äußerte sich am
Samstag öffentlich zu seiner Zeit im Gefängnis.
Bericht von Reporter ohne Grenzen: Doppelt so viele Attacken auf Presse in Deut…
Fast 90 tätliche Angriffe auf Medienschaffende wurden 2024 hierzulande
gezählt. Besonders Nahost-Demos waren ein gefährlicher Einsatzort.
Proteste in der Türkei: Einkaufsboykott spaltet Istanbul
Mit einem Boykottaufruf protestiert die türkische Opposition gegen
Festnahmen im Rahmen der Inhaftierung von Ekrem İmamoğlu. Die Regierung ist
empört.
Bedrohte Pressefreiheit: Mundtot geklagt
Einschüchterungsklagen gegen Journalist:innen werden als SLAPPs
bezeichnet. Eine EU-Richtlinie soll Schutz bieten. Warum ist sie notwendig?
Verhafteter schwedischer Journalist: In Erdoğans Türkei sind Fakten eine Bele…
Die Verhaftungswelle in der Türkei richtet sich auch gegen
Journalist:innen. Joakim Medin weiß nun immerhin, was ihm vorgeworfen
wird.
Großkundgebung für Freilassung İmamoğlus: Machtdemonstration der türkische…
Die Proteste gegen die politisch motivierte Inhaftierung des Istanbuler
Oberbürgermeisters Ekrem İmamoğlu reißen nicht ab. Am Samstag kommen in
Istanbul Massen zusammen.
Autoritäre Wende in der Türkei: Erdoğans riskanter Schachzug
Die Verhaftung İmamoğlus könnte den türkischen Präsidenten teuer zu stehen
kommen. Die Massenproteste bringen seine Herrschaft ins Wanken.
Proteste in der Türkei: Wie der türkische Staat die freie Presse bedrängt
Bedrohte Fernsehsender, inhaftierte Journalisten – die Regierung attackiert
die Pressefreiheit und fördert Zensur. Die Menschen protestieren trotzdem!
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.