| # taz.de -- Proteste in der Türkei: Wie der türkische Staat die freie Presse … | |
| > Bedrohte Fernsehsender, inhaftierte Journalisten – die Regierung | |
| > attackiert die Pressefreiheit und fördert Zensur. Die Menschen | |
| > protestieren trotzdem! | |
| Bild: Bilder, die die Regierung nicht in den Medien sehen will: Festnahme einer… | |
| „Weder ist die Türkei die alte Türkei, noch ist RTÜK das alte RTÜK.“ So | |
| drohte Ebubekir Şahin, der Vorsitzende der türkischen | |
| Medienaufsichtsbehörde RTÜK, jenen Fernsehsendern, die über die | |
| Demonstrationen [1][für den inhaftierten Istanbuler Bürgermeister Ekrem | |
| İmamoğlu] berichteten. Mit diesem beispiellosen Vorgehen versucht RTÜK, die | |
| wenigen verbliebenen kritischen Medien durch Sendeverbote und Lizenzentzug | |
| zum Schweigen zu bringen. | |
| Seit der Festnahme von İmamoğlu und Dutzenden anderen am Morgen des 19. | |
| März wegen Korruptions- und Terrorvorwürfen [2][erlebt die Türkei | |
| landesweite Straßenproteste]. Bereits am ersten Tag schränkte die Behörde | |
| für Informationstechnologie und Kommunikation (BTK) den Zugang zu sozialen | |
| Medien und Kommunikationsplattformen massiv ein und drosselte landesweit | |
| die Internetgeschwindigkeit. Gleichzeitig wurde den Medien die unabhängige | |
| Berichterstattung über die Proteste faktisch untersagt. Am Sonntag richtete | |
| RTÜK-Präsident Ebubekir Şahin eine sogenannte „letzte Warnung“ an die | |
| Medien und drohte mit Lizenzentzug: | |
| „Sanktionen werden gegen Sender verhängt, die die Öffentlichkeit zu | |
| Protesten aufrufen, Kommentatoren eine Plattform bieten, die sich wie | |
| Sprecher illegaler Organisationen äußern, oder Inhalte verbreiten, die | |
| führende Staatspolitiker, Ermittlungsrichter, Polizeibeamte oder | |
| Sicherheitskräfte beleidigen oder sogar bedrohen.“ | |
| Nach geltendem Recht darf RTÜK nicht in Live-Übertragungen eingreifen oder | |
| diese blockieren. Die Behörde kann aber nach eigenem Ermessen Sanktionen | |
| wie hohe Geldstrafen verhängen, die sie seit Jahren einsetzt, um | |
| oppositionelle Medien unter Druck zu setzen. 2024 wurden | |
| regierungskritische Sender zehnmal häufiger bestraft als regierungsnahe. | |
| İlhan Taşçı, RTÜK-Mitglied der oppositionellen Republikanischen Volkspartei | |
| (CHP), erklärte in sozialen Medien, dass RTÜK Senderchefs anrufe und sie | |
| unrechtmäßig auffordere, ihre Berichterstattung einzustellen: „Leider wurde | |
| [3][die Pressefreiheit] im Land außer Kraft gesetzt.“ | |
| Hinzu kommen Verhaftungen: In den frühen Morgenstunden des Montags wurden | |
| neun Journalisten, die über die Proteste in verschiedenen Städten berichtet | |
| hatten, festgenommen. Zudem wurden mehr als 700 Social-Media-Accounts auf X | |
| blockiert. Der CHP-Vorsitzende Özgür Özel kritisierte das Vorgehen der | |
| Behörden auf X am Sonntagabend: „Als ob es nicht schon genug wäre, dass der | |
| RTÜK den oppositionellen Fernsehsendern eine Art Memorandum gegeben hat, um | |
| die Stimmen der Demonstranten zu unterdrücken, versuchen sie nun mithilfe | |
| der BTK die sozialen Medien zum Schweigen zu bringen, indem sie den Zugang | |
| zu Hunderten von Accounts auf X sperren lassen.“ | |
| Wie schon während der Gezi-Park-Proteste vor zwölf Jahren versucht das | |
| Erdoğan-Regime, die Demonstranten zu isolieren und zu kriminalisieren, | |
| indem es den Zugang zu unabhängigen Informationen blockiert. Die | |
| zahlreichen von der Regierung kontrollierten Medien verbreiten systematisch | |
| Falschinformationen und verleumden Menschen, die für ihre demokratischen | |
| Grundrechte auf die Straße gehen. Doch wie Şahin selbst sagt, „Die Türkei | |
| ist nicht mehr die alte Türkei“. Die Menschen gehen trotz aller | |
| Repressionen in großer Zahl auf die Straße – und keine Medienzensur kann | |
| das ändern. | |
| 24 Mar 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ali Çelikkan | |
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