# taz.de -- Prozess zu Angriff auf jüdischen Student: Verbindungen nach rechts | |
> Im Prozess zum Angriff auf Lahav Shapira soll am Donnerstag ein Urteil | |
> fallen. Mails zeigen: Der Anwalt des Angeklagten war im Kontakt mit | |
> AfD-Politikern. | |
Bild: Der Angeklagte mit seinem Rechtsanwalt Ehssan Khazaeli (l.) im Kriminalge… | |
Berlin taz | War Antisemitismus das Motiv? Am Donnerstag soll in Berlin das | |
Urteil gegen Mustafa A. fallen, der beschuldigt wird, [1][den jüdischen | |
Studenten Lahav Shapira angegriffen zu haben]. A. hat gestanden, beharrt | |
aber darauf, nicht aus Judenhass gehandelt zu haben. E-Mails, die der taz | |
exklusiv vorliegen, zeigen nun: A. wird in dem Verfahren von einem Anwalt | |
vertreten, der in der rechtsextremen Szene aktiv war und Verbindungen zu | |
radikalen AfD-Politikern hatte. | |
Der Jurist, um den es geht, heißt Ehssan Khazaeli. Bislang fiel er im | |
Prozess gegen A. vor allem mit aggressivem Ton und teils wunderlichem | |
Verhalten auf. So [2][fuchtelte er etwa mit einem braunen Papierumschlag | |
herum], von dem er behauptete, er enthalte 5.500 Euro in bar. Es war der | |
erfolglose Versuch, einen Täter-Opfer-Ausgleich mit dem Nebenkläger Shapira | |
zu erreichen. | |
Doch die Vergangenheit des Anwalts mit Schwerpunkt Medienrecht ist mehr als | |
nur wunderlich. Die jetzt aufgetauchten Mails zeigen, dass Khazaeli um das | |
Jahr 2010 im Umfeld der rechtsextremen Partei „Pro Deutschland“ aktiv war. | |
Offenbar hielt er 2010 auf deren Bundesparteitag eine Rede. Dort traf er | |
offenbar den rechtsextremen Geschäftsmann Patrik Brinkmann, mit dem er | |
später auch Mails austauschte. Brinkmann galt damals als Führungsfigur der | |
Neonaziszene in Europa. | |
Ein Facebook-Screenshot zeigt zudem, dass Khazaeli im selben Zeitraum | |
„Jugendgruppenleiter“ bei der rechten Kleinstpartei „Die Freiheit“ war. | |
Einige Verbindungen hielten offenbar: Aus den Mails geht hervor, dass sich | |
Khazaeli um das Jahr 2018 wohl noch mit René Stadtkewitz traf, der einst | |
Bundesvorsitzender von „Die Freiheit“ gewesen war. Stadtkewitz trat letztes | |
Jahr der AfD bei. | |
## Treffen mit AfD-Politikern | |
Khazaeli hatte aber auch Kontakt mit aktiven AfD-Politikern. Besonders oft | |
taucht in dem vorliegenden Mailverkehr [3][Ronald Gläser] auf. Der war | |
einst FDP-Mitglied und gehörte zu deren rechtem Flügel um Jürgen Möllemann. | |
Als letzterer 2003 über einen Antisemitismus-Skandal stürzte und Suizid | |
beging, nutzte Gläser das, um Verschwörungstheorien mit antisemitischem | |
Unterton zu verbreiten. 2013 trat er in die AfD ein, seit März dieses | |
Jahres sitzt er im Bundestag. | |
Mit Khazaeli hatte Gläser 2020 Kontakt, als er ihm schrieb: „Kommen Sie mal | |
wieder am Potsdamer Platz vorbei?“ In dessen Nähe befindet sich das | |
Berliner Abgeordnetenhaus, in dem Gläser damals saß. Mit dem Berliner | |
AfD-Landtagsabgeordneten Marc Vallendar plante Khazaeli ebenfalls ein | |
Treffen, ob dieses wirklich stattfand, geht aus den Mails allerdings nicht | |
hervor. Khazaeli äußerte sich auf Anfrage der taz nicht zu den Vorwürfen. | |
Auch Gläser ließ eine Bitte um Stellungnahme unbeantwortet. | |
Nebenkläger Shapira und auch die Staatsanwaltschaft sind davon überzeugt, | |
dass der Angeklagte ein antisemitisches Motiv verfolgte. A. beteuerte beim | |
Prozessauftakt das Gegenteil. Hintergrund der Tat war offenbar eine | |
Meinungsverschiedenheit zum Umgang mit propalästinensischen Protesten. A. | |
schlug Shapira mehrmals und trat ihm dann ins Gesicht, als er am Boden lag. | |
Folge waren mehrere komplizierte Brüche und eine Hirnblutung. | |
Würde A. Antisemitismus nachgewiesen, hätte das deutliche | |
strafverschärfende Folgen. Dann wäre etwa eine Bewährungsstrafe | |
ausgeschlossen. | |
17 Apr 2025 | |
## LINKS | |
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## AUTOREN | |
Frederik Eikmanns | |
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