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# taz.de -- Handtaschenverkauf für die gute Sache: Gut gelaunter Feminismus de…
> In Hamburg mobilisierten Business-Frauen für die Frauenhäuser der Stadt.
> Mittendrin: Regisseur Sönke Wortmann.
Bild: Können teuer sein: Handtaschen
Los geht es mit einem Abstieg. „Einfach die Treppe runter“, sagt die Frau
am Eingang. Die Treppe führt ins Untergeschoss des „Fabric Future Fashion
Lab“, das ist eine der [1][betont kreativen Zwischennutzungen], mit denen
man in Hamburg seit einiger Zeit den Leerstands-Kummer von
Gewerbeflächen-Inhaber:innen lindern möchte. Wo eigentlich
Globalisierungs-Containerware verkauft würde, lässt sich dann ein:e
Künstler:in bei der Atelierarbeit zusehen. Oder bietet gleich einen
Malkurs an.
Hier, im temporären Mode-Labor, geht es um die Mode von morgen: In bester,
weil Exklusivität verströmender Einkaufspassagenlage sollen sich Start-ups
und Designer:innen ausprobieren können. Es gibt hier auch anständigen
Kaffee, und: [2][„Bei gutem Wetter warten die Außenplätze am Fleet!“]
[3][Was mich hierherführt], ist aber ausgerechnet die Mode von gestern.
Genauer, es sind Handtaschen, gespendet von ihren Besitzer:innen. Drei
Tage lang werden sie verkauft, im Keller, und das für einen guten Zweck:
Der Erlös, dazu noch Geldspenden, fließt [4][an die Hamburger
Frauenhäuser].
Hinter der Aktion stehen [5][die Hamburger Zonta-Clubs], fünf gibt es, in
denen sich „Frauen in verantwortlichen Positionen“ einsetzen – gerade auch
für weniger privilegierte Geschlechtsgenossinnen: „Gewalt gegen Frauen gibt
es in allen gesellschaftlichen Schichten“, schreiben sie aus Anlass der
zweiten „Taschenbörse“; die erste hatte frau 2023 ausgerichtet. Da lasse
sich „ein neues Lieblingsstück ergattern“ – und zugleich dazu „beitrag…
dass Andere, an einem sicheren Ort, Kraft und Zuversicht sammeln können“.
Die so mit Bedeutung, nun, gefüllten Behältnisse hängen aufgereiht an
Kleiderstangen, sortiert nach dem Preis. Die meisten Taschen, Täschchen und
Rucksäcke, von anonym-logolos bis zum maximal klangvollen Markenartikel
kosten zwischen 10 und 100 Euro, ich sehe aber auch welche für 150, 500,
für 800 Euro. Die hängen nicht dicht gedrängt da, sondern werden
präsentiert fast wie in den Geschäften eine Etage höher.
## Der Schirmherr schaut vorbei
Wie viele zusammengekommen sind, lässt sich auf den ersten Blick nicht
sagen, allerlei ging schon am Freitag weg. So auch die teuerste Tasche,
1.200 Euro. Am Vortag war auch Julia Westlake da, NDR-Promi und
Schirmherrin der Aktion, am Samstagvormittag hat Sozialstaatsrätin Petra
Lotzkat vorbeigeschaut. Am Nachmittag hat sich der zweite Schirmherr
angekündigt: der Film- und [6][neuerdings auch wieder Fernsehregisseur]
Sönke Wortmann.
Der ist bekannt geworden mit „Kleine Haie“, der schwulen Comic-Adaption
[7][„Der bewegte Mann“] oder „Das Superweib“. In seinem Frühwerk zumal
findet sich aber auch manche [8][nicht dumme Befassung mit
Geschlechterrollen], da muss dann schon mal [9][ein lernunwilliger Macho in
eine Frauen-WG] ziehen; immer recht freundlich gehalten, komödiantisch,
positiv. Auch die Charity-Aktion erklärt ja nicht „die Männer“ zum
Feindbild, das wäre mit den betont unpolitischen Business-Frauen nicht zu
machen.
Um 14.03 Uhr trifft Wortmann im Keller ein, es gibt ein Täsch-, nee,
Tässchen Kaffee, auch will das Social-Media-Team [10][ein kurzes
Interview]. „Männer sind ein Teil des Problems“, sagt der 65-Jährige der
taz auf die Frage, warum gerade ein Mann die Aktion unterstützen sollte.
„Ohne Männer müssten Frauen nicht ins Frauenhaus gehen, wenn sie in Not
sind.“
## Das toxisch Männliche
Ausgerechnet auf die Handtasche zu setzen, „etwas sehr Weibliches“, das
versteht der Filmemacher „als ironisches Statement“. Er erzählt auch, dass
er gedacht habe, „wir sind weiter, als Gesellschaft“: Stattdessen werde
„das Woke“ bekämpft, und „es setzt sich wieder etwas toxisch Männliches
durch, das ich nicht verstehe“.
Ganz und gar untoxisch sind die andern Männer, die – deutlich in der
Minderheit – gekommen sind. Meist sitzen sie auf einem der Sofas, während
ihre Begleitungen shoppen, es bezahlen dann oft die Männer. Einfacher, die
Konfrontation mit toxischen Kumpels und Kollegen vermeidend, ist es heute
nicht zu haben, ein Ally der feministischen Sache zu sein. Da gibt es keine
Ausrede.
12 Apr 2025
## LINKS
[1] /Ein-Kaufhaus-fuer-Hamburgs-Kreative/!5861820
[2] https://fabric.hamburg/
[3] https://fabric.hamburg/
[4] https://www.hamburg.de/politik-und-verwaltung/behoerden/sozialbehoerde/them…
[5] https://zonta-hamburg.de/
[6] /Neue-ARD-Serie-Charite/!5390462
[7] /!1540074
[8] /!1744563/
[9] /!1695352
[10] https://www.instagram.com/hamburgerzontaclubs/reel/DIEutkDtGxM/?locale=de-…
## AUTOREN
Alexander Diehl
## TAGS
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Frauenhaus
Kolumne Großraumdisco
Schwerpunkt Feministischer Kampftag
Gewalt gegen Frauen
häusliche Gewalt
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