| # taz.de -- Plenarsitzung im Abgeordnetenhaus: Gut Ding will offenbar Weile hab… | |
| > Die erste Gesetzeslesung zur Verwaltungsreform zeigt, dass ein Beschluss | |
| > kein Selbstläufer ist und noch für längere Debatten im Parlament sorgen | |
| > wird. | |
| Bild: Nicht der Senat, sondern das Parlament entscheidet über die Verwaltungsr… | |
| Berlin taz | Applaus von der Linkspartei für einen Regierungschef von der | |
| CDU? Und das nicht anlässlich eines Erinnerungstags, bei dem | |
| allgemeingültig von Demokratie und von Freiheit die Rede ist? Es ist das | |
| Thema Verwaltungsreform, das im Abgeordnetenhaus dafür sorgt, dass sich | |
| auch am linken Rand des Plenarsaals die Hände für den Regierenden | |
| Bürgermeister Kai Wegner rühren. | |
| Beschlossen ist das Gesetzespaket nach einem Vierteljahrhundert | |
| vergeblicher Anläufe damit aber noch nicht. In einer sonst eher ruhigen | |
| Debatte zeigt sich an einigen kurzen, aber zentralen Stellen, dass dafür | |
| noch einiges zu klären ist. | |
| Verwaltungsreform, das ist der Versuch, Berlins Behörden und Ämter | |
| effizienter zu machen. Das vorrangige Problem bisher: Es gab keine | |
| Übersicht, was Senatsverwaltungen und Bezirke überhaupt zu tun haben, oft | |
| waren Aufgaben nicht klar zugeordnet. Die für die Reform in Wegners | |
| Senatskanzlei zuständige Staatssekretärin Martina Klement (CSU) berichtete | |
| schon vor Monaten, dass bei letztlich über 4.000 Aufgaben 800 zwischen den | |
| beiden Ebenen strittig seien und sich bei 300 davon niemand zuständig | |
| fühlen würde. | |
| Das führte oft zum Verwaltungs-Pingpong: Ein Bürger, ein Unternehmen, ein | |
| Wohnungsbauentwickler fragt wegen einer Information, einer Genehmigung, | |
| einer Zusage an, wird an eine andere Stelle verwiesen, die zurückverweist, | |
| weil sie sich nicht für zuständig hält. Das kann nicht nur Zeit und Nerven | |
| kosten, sondern auch neue Wohnungen und Arbeitsplätze. | |
| ## Überparteiliche Zusammenarbeit | |
| Regierungschef Wegner hatte sich [1][schon 2023 mit allen | |
| Bezirksbürgermeistern zusammengesetzt]. Seit Anfang 2024 hat zudem mehrfach | |
| eine Spitzenrunde der Koalition mit den Fraktionschefs von Grünen und | |
| Linkspartei getagt. Deren Stimmen braucht Wegner, weil er es für | |
| unerlässlich hält, die Reform in der Landesverfassung zu verankern. | |
| [2][Ende Februar schien in diesem Kreis alles geklärt] | |
| Woran hakt es also noch? Zum einen daran, wer am Ende das Sagen hat. In | |
| Teilen der SPD hält man es auch verfassungsrechtlich für unabdingbar, dass | |
| der Senat nicht an das Votum der geplanten Einigungsstelle gebunden ist. Im | |
| vorige Woche beschlossenen Senatsentwurf ist formuliert, man könne sich „in | |
| gewichtigen Einzelfällen“ darüber hinwegsetzen. | |
| Zudem gibt es Debatten darüber, wofür der Senat den Bezirken zwingend | |
| ausreichend Geld zusichern muss. Beides aber entspricht offenbar nicht dem, | |
| was Wegner, die Koalition und Linkspartei und Grüne in der Spitzenrunde | |
| Ende Februar festlegten – und was Grundlage für den Senatsbeschluss sein | |
| sollte. | |
| Darum ist am Donnerstag von Grünen-Fraktionschef Werner Graf nach viel Lob | |
| – „ein Meilenstein für ein besseres Berlin“ – zu hören: „Am | |
| Abgeordnetenhaus wird es liegen, das zu korrigieren.“ Und | |
| Linksfraktionschef Tobias Schulze kündigt nach Ausführungen zur Gründung | |
| von Groß-Berlin 1920 an: Für Neues gegenüber der Einigung vom Februar | |
| „stehen wir nicht zur Verfügung“. | |
| ## SPD will intensiv prüfen | |
| Bei der SPD jedoch klingt es nicht so, als sei man gewillt, die Kritik | |
| anzunehmen und einzulenken. Man werde „so gründlich wie nötig vorgehen“, | |
| sagt ihr Fraktionschef Raed Saleh. Das Reformpaket werde man in einer | |
| Anhörung „und gegebenenfalls auch mit Gutachten“ intensiv prüfen. Sorgfalt | |
| sei geboten, „denn es sind noch einige zentrale Fragen zu klären“. | |
| Wegen der Mai-Feiertage, die beide auf einen Donnerstag fallen, tagt das | |
| Abgeordnetenhaus erst wieder in sechs Wochen. [3][Danach bleiben bis zur | |
| Sommerpause ab dem 11. Juli noch drei Sitzungen] für den Beschluss des | |
| Reformpakets. | |
| 10 Apr 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Verwaltungsreform-in-Berlin/!5960966 | |
| [2] /Spitzentreffen-im-Roten-Rathaus/!6068816 | |
| [3] https://www.parlament-berlin.de/Ausschuesse/19-plenum | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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