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# taz.de -- Berliner Verwaltung und KI: Bloß nicht halluzinieren
> Der im vergangenen Jahr abgeschaltete Berliner Verwaltungs-Chatbot Bobbi
> soll wiederauferstehen. Das Nachfolgeprojekt könnte aber am Geld
> scheitern.
Bild: Hightech-Metropole Berlin: Humanoider Roboter (l.) und Regierender Bürge…
Berlin taz | Bobbi ist tot. Keine sieben Jahre alt, sprach er 13 Sprachen,
auch wenn er sich manchmal sehr unbeholfen ausdrückte. Dafür war Bobbi ein
Arbeitstier: Ganze 72.000 Kundenkontakte absolvierte der knuffige Bürobär
allein im Jahr 2023.
Auch wenn vieles sicherlich nicht über ein neugieriges Klicken und ein „Wie
kann ich Ihnen helfen?“ hinausging. Seit Ende 2024 ist endgültig
[1][Schluss für den Chatbot] auf der Website der Berliner Verwaltung. Der
Senat hat das Forschungsprojekt nicht verlängert.
Bobbi würde kaum bessere Ergebnisse liefern als die auf der
Verwaltungsseite integrierte Suchmaschine, so der Senat. Auch viele
Nutzer:innen sähen das so, heißt es in einer Antwort des Senats auf eine
parlamentarische Anfrage des SPD-Abgeordneten Jan Lehmann zur Zukunft von
„Chatbot Bobbi“ im vergangenen Jahr.
Die Idee, den Berliner Behördendschungel mithilfe von künstlicher
Intelligenz zu lichten, ist trotzdem nicht gescheitert. Der Bereich der
künstlichen Intelligenz hat seit Bobbis Einführung 2017 quasi eine
Revolution erlebt. Sprachmodelle wie ChatGPT und DeepSeek können inzwischen
einigermaßen überzeugend ganze Hausarbeiten schreiben.
## So eloquent wie ChatGPT
Bobbi soll also wiederauferstehen, diesmal so eloquent wie ChatGPT. „Bis
auf Weiteres geht die Senatskanzlei davon aus, dass als Nachfolge eine
Lösung unter Einsatz von großen Sprachmodellen anzustreben ist“, so die
[2][Antwort der für Digitalisierung zuständige Senatskanzlei auf eine
weitere, in dem Fall aktuelle Anfrage Lehmanns].
Die Vorstellung, der Berliner Verwaltung jederzeit eine Frage stellen zu
können und eine brauchbare Antwort zu bekommen, ist derzeit geradezu
illusorisch. Einen [3][Termin beim Bürgeramt] oder der Einwanderungsbehörde
zu bekommen, gleicht einem Glücksspiel.
Stattdessen wird erwartet, sich durch die umständlichen FAQs auf der
verschachtelten Verwaltungswebsite zu kämpfen und die kryptischen
Formulierungen korrekt zu entschlüsseln. Wer kein Deutsch oder Englisch
kann, hat von vornherein verloren. Ein kompetenter, multilingualer Chatbot
wäre fast zu schön, um wahr zu sein.
Tatsächlich gibt es bis dahin noch einige Hürden zu meistern, zeigt die
Antwort auf Lehmanns Anfrage. Der Chatbot dürfe „nicht halluzinieren“,
schreibt der Senat. Damit ist das weitverbreitete Problem unter
Sprachmodellen gemeint, im Notfall glaubwürdige, aber falsche Antworten
auszudenken, weil sie nicht über die passenden Daten verfügen. Im
schlimmsten Fall vergibt Bobbi 2.0 Bürgeramt Termine, die gar nicht
existieren.
Das zweite Hindernis ist deutlich profaner, aber umso schwerwiegender:
„Konkrete Planungen hängen auch von [4][der Aufstellung des Doppelhaushalts
2026/2027] ab“, heißt es in der Antwort. Um es mal, ganz ohne KI zu
übersetzten: Höchstwahrscheinlich wird kein Geld da sein.
20 Mar 2025
## LINKS
[1] https://service.berlin.de/chatbot/
[2] https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-21…
[3] /Buergeramtstermin-verzweifelt-gesucht/!6063546
[4] /Landeshaushalt-2026-und-2027/!6067089
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
## TAGS
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
Verwaltung
Berlin
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Horst Köhler
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
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