# taz.de -- Verhandlungen in Berlin: Klimapolitik unter neuen Vorzeichen | |
> Der Petersberger Klimadialog in Berlin wird überschattet von Trump und | |
> der eskalierenden Erderhitzung. Baerbock hofft auf ökonomische | |
> Kipppunkte. | |
Bild: Es geht nun nicht mehr nur um die Wirtschaft, sondern auch um Frieden und… | |
Berlin taz | Die von den USA ausgehenden Schockwellen erreichen auch die | |
internationale Klimapolitik: Klimaschutz ist in den Augen der | |
Top-Diplomat*innen der Welt jetzt nicht mehr nur gut für die Wirtschaft, | |
sondern sichert auch den Frieden und den Multilateralismus. | |
Dazu gebe es keine Alternative, sagte der designierte Präsident der | |
nächsten Weltklimakonferenz André Corrêa do Lago auf dem Petersberger | |
Klimadialog, wo [1][am Dienstag und Mittwoch die Länder der Welt über den | |
Weg zu mehr Klimaschutz verhandelten]. „Die nächste Weltklimakonferenz kann | |
dann als Erfolg gelten, wenn sie den Multilateralismus stärkt“, sagte er. | |
„Klimapolitik ist knallharte Sicherheitspolitik“, sagte Außenministerin | |
Annalena Baerbock (Grüne). Die Klimakrise gefährde Leben und befeuere | |
Konflikte. „Aber das heißt auch, dass jedes Zehntelgrad weniger die Welt | |
sicherer macht.“ | |
Auf der nächsten Weltklimakonferenz, die im brasilianischen Belem | |
stattfindet, müssten „die in Dubai vereinbarten Ziele“ vorangebracht | |
werden, sagte Baerbock, unter anderem ein Entwaldungsstopp und die Abkehr | |
von den fossilen Brennstoffen. | |
Sie überging damit die weniger ambitionierten Ergebnisse der Klimakonferenz | |
2024 in Baku, wo die in Dubai vereinbarte Abkehr von fossilen Brennstoffen | |
[2][nicht mehr in der Abschlusserklärung vorkam]. | |
## „Zwei kritische Fronten“ | |
Mit Blick auf die USA warnte Baerbock davor, die damit verbundenen | |
Rückschläge der Klimapolitik schönzureden. Es seien aber ökonomische | |
Kipppunkte eingetreten, sodass „manches nicht mehr zurückdrehbar“ sei, weil | |
erneuerbare Energien schlicht billiger als fossile Brennstoffe sind. „Wenn | |
die USA außen vor bleiben wollen, machen wir deutlich, dass wir die Chancen | |
nutzen wollen, die sich präsentieren, nicht nur in Europa, sondern auch in | |
Lateinamerika und Afrika.“ | |
UN-Generalsekretär António Guterres sieht „zwei kritische Fronten“ bei den | |
Klimaverhandlungen in diesem Jahr: Zunächst müssten alle Länder ihre | |
Klimaziele für 2035, die sogenannten Nationally Determined Contributions | |
(NDCs), einreichen, denn „Investoren brauchen Sicherheit und | |
Berechenbarkeit“. Diese Ziele dürften nicht hinter den bis 2030 | |
vereinbarten NDCs zurückbleiben: „Jeder, wirklich jeder muss mehr tun.“ | |
Außerdem müsse es einen „glaubwürdigen“ Pfad zu den 1,3 Billionen Dollar | |
Klimafinanzierung geben, die im vergangenen November in Baku vereinbart | |
wurden. Dazu muss die amtierende Weltklimakonferenz-Präsidentschaft aus | |
Aserbaidschan gemeinsam mit den Brasilianer*innen einen Bericht | |
vorlegen, über den [3][auf der nächsten Weltklimakonferenz verhandelt | |
werden kann]. | |
Zu Inhalten dieses Berichts wollte sich André Corrêa do Lago nicht äußern. | |
Eine Abgabe auf die klimaschädliche See- und Luftfahrtbranche oder die Öl- | |
und Gas-Förderung erwähnte er auch auf Nachfrage nicht, obwohl sie in den | |
vergangenen Jahren mehrfach bei Verhandlungen aufkam. | |
## Zivilgesellschaft soll mehr Druck machen | |
Der Brasilianer kündigte allerdings an, in Belem zivilgesellschaftliche | |
Organisationen mehr Druck auf die Verhandlungen ausüben zu lassen, auch auf | |
Betreiben des brasilianischen Präsidenten Lula da Silva. | |
Das markiert einen Bruch mit den Konferenzen der vergangenen Jahre, die in | |
Aserbaidschan, Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfanden. | |
Dort klagten Aktivist*innen und NGOs über Repressionen und Sorge um | |
ihre Sicherheit. | |
Wie die Gastgeber der vergangenen Jahre ist aber auch Brasilien ein Land, | |
in dem viel Erdöl und -gas gefördert wird. „Wir wollen transparent und | |
offen damit umgehen“, sagte Corrêa do Lago. Auch dass der Veranstaltungsort | |
Belem wenige Hotels, schlechte Infrastruktur und soziale Konflikte hat, | |
solle den Delegierten vor Augen führen, mit welchen Problemen | |
Entwicklungsländer im Kampf gegen den Klimawandel konfrontiert sind. | |
27 Mar 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Petersberger-Klimadialog-in-Berlin/!6074895 | |
[2] /Kommentar-zur-UN-Klimakonferenz-in-Baku/!6051058 | |
[3] /Finanzversprechen-auf-der-Klimakonferenz/!6048285 | |
## AUTOREN | |
Jonas Waack | |
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