# taz.de -- Die kommenden Koalitionsverhandlungen: Vertrauen geht vor Details | |
> Die Ukraine-Hilfen und der Zollstreit bringen die angehende Koalition in | |
> finanzielle Bedrängnis. Jetzt ist Vertrauen zwischen Union und SPD | |
> gefragt. | |
Bild: Miersch, Esken und Klingbeil auf dem Weg zu Sondierungsgesprächen im Jak… | |
Schon direkt nach der Wahl war klar, dass die SPD im deutschen Machtspiel | |
als einzig mögliche Juniorpartnerin von Friedrich Merz die Arschkarte | |
gezogen hat. Jetzt wird deutlich: Das war untertrieben. Nicht Merz ist das | |
Hauptproblem, sondern Donald Trump. Die nächste Bundesregierung wird wegen | |
des radikalen Kurswechsels der alten Schutzmacht USA tiefgreifende | |
Entscheidungen treffen müssen. Es drohen Aufrüstungszwänge und | |
Verteilungskämpfe, die sich liberale DemokratInnen in ihren schlimmsten | |
Albträumen nicht hätten vorstellen können. Das erfordert ein Umdenken. | |
Noch nie seit 1949 standen angehende Koalitionsparteien so unter Zeit- und | |
Handlungsdruck wie jetzt Union und SPD. Nach dem [1][Stopp der US-Hilfe für | |
die Ukraine] müssen sie dem angegriffenen Land noch mehr beistehen, ohne | |
dabei einen Krieg mit Russland zu riskieren. Als wäre das nicht schwer | |
genug, müssen sie sich auch noch auf einen [2][Zoll- und Handelskrieg] | |
einstellen. Allerdings ist völlig unklar, was dessen Auslöser Trump als | |
Nächstes tut. Auf jeden Fall braucht die angehende Koalition viel Geld. | |
Um auch international sofort finanzielle Handlungsfähigkeit zu | |
demonstrieren, liegt ein [3][Beschluss mit der alten Bundestagsmehrheit] | |
näher als lange Verhandlungen mit der neuen. In normalen Zeiten käme ein | |
solcher Verstoß gegen die demokratischen Spielregeln nicht infrage. Aber er | |
ließe sich vielleicht verzeihen, wenn die weltpolitische Notlage zu einer | |
innenpolitischen Läuterung führt. | |
Union und SPD müssen verstehen, dass sie aufeinander angewiesen sind. Merz | |
darf auch im hintersten Hinterkopf nicht mehr mit der AfD liebäugeln. Und | |
die SPD darf sich nicht mehr von jedem fiesen Halbsatz der Union | |
provozieren lassen. Wichtiger als der genaue Inhalt des Koalitionsvertrags | |
ist ein Mindestmaß an gegenseitigem Vertrauen. Detaillierte Verabredungen | |
sind in einer unberechenbaren Trump-Welt ohnehin nicht lange haltbar. Das | |
Schweigegelübde der VerhandlerInnen ist ein erster Vertrauenstest. Wird er | |
bestanden, sollten sie möglichst schnell regieren. Und ja, man muss ihnen | |
dabei mangels demokratischer Alternativen viel Glück wünschen. | |
5 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Lukas Wallraff | |
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