# taz.de -- Baumfällungen am Marx-Engels-Forum: Endlich beginnt die Umgestaltu… | |
> Freiraum statt neue Altstadt: Das war lange strittig. Nun wird der | |
> Freiraum Realität. Das ist die Nachricht der Woche. Nicht die Fällung von | |
> Bäumen. | |
Bild: Mehr Grün, mehr Aufenthaltsqualität: das Marx-Engels-Forum nach der Umg… | |
Ein schöner Anblick war es nicht. Gefällte Stämme, gestapelt und bereit zum | |
Abtransport, daneben die kahlen Stümpfe. 35 Bäume wurden am Mittwoch am | |
Marx-Engels-Forum gerodet. Der Protest fiel mager aus. Eine Stunde nach | |
Beginn der Fällaktion waren mehr Polizeibeamte vor Ort als Protestierende. | |
Ein „Kettensägenmassaker“ hat Heinrich Strößenreuther die Fällung genan… | |
„In der heutigen Welt gesunde Bäume zu fällen, ist von vorgestern“, | |
kritisiert der Initiator der Initiative [1][„BaumEntscheid“] Berlin. Die | |
Initiative setzt sich für eine Stadt ein, die auf Hitze, Trockenheit und | |
Starkregen vorbereitet ist. „Das heißt, wir brauchen Becken, in denen das | |
Wasser bei Regen rein- und wieder rauslaufen kann, und wir müssen Bäume und | |
Grünflächen erhalten“, so Strößenreuther weiter. | |
Leider sieht der Aktivist, der erst in die CDU eingetreten [2][und dann | |
wieder aus ihr ausgetreten ist], in diesem Fall vor lauter Bäumen nicht das | |
Große und Ganze. Die Planung für einen resilienten Stadtumbau zwischen | |
Fernsehturm und Spreeufer gibt es bereits. Es ist der Siegerentwurf eines | |
Freiraumwettbewerbs, der nun in die Realisierung geht. Für die Bäume, die | |
am Mittwoch gefällt wurden, gibt es nicht nur Ersatz. Das gesamte | |
Rathausforum und Marx-Engels-Forum werden nach dem Prinzip der Schwammstadt | |
umgebaut. | |
Denn das ist eine der Kernaussagen des [3][Entwurfs, mit dem das Büro RMP | |
Stephan Lenzen 2021 den Freiraumwettbewerb für die Umgestaltung des 7 | |
Hektar großen Areals gewonnen hat]. Und es ist auch Teil der ersten | |
bauvorbereitenden Maßnahmen, mit dem die Grün Berlin als Bauherrin nun | |
begonnen hat. | |
„Los geht es mit der Erstellung einer Versickerungsfläche am | |
Marx-Engels-Forum, die Teil des künftigen nachhaltigen | |
Regenwassermanagements zwischen Fernsehturm und Spree wird“, heißt es bei | |
der landeseigenen Gesellschaft „Anstatt wie bisher über die Kanalisation | |
abzufließen, wird das Niederschlagswasser ressourcenschonend gesammelt und | |
vollständig auf dem Areal des Rathaus- und Marx-Engels-Forums verdunstet | |
oder versickert.“ | |
## Ohne Fällungen keine Barrierefreiheit | |
Das zweite Ausrufezeichen des Entwurfs von RMP Stephan Lenzen ist der | |
behindertengerechte Zugang zum Spreeufer. Dafür wird der Marx-Engels-Platz | |
abgeschrägt und soll den barrierefreien Zugang zum Ufer ermöglichen. Das | |
rief am Freitag auch die [4][Iniative Offene Mitte Berlin] in Erinnerung, | |
die sich seit Jahren für eine Aufwertung des Freiraums einsetzt. „Aktuell | |
ist ist das Spreeufer nicht barrierefrei zugänglich, | |
mobilitätseingeschränkte Personen können weder die Schiffsanlegestelle noch | |
das Spreeufer erreichen“, erklärte der Sprecher der Initiative Matthias | |
Grünzig. | |
Grünzig verweist auch auf das Beteiligungsverfahren, das dem | |
Freiraumwettbewerb vorangegangen war. „Die barrierefreie Umgestaltung des | |
Spreeufers war ein wichtiges Anliegen vieler Bürgerinnen und Bürger. Dieses | |
Thema wurde während des Partizipationsverfahrens intensiv diskutiert, und | |
alle Beteiligten waren bemüht, diese Barrierefreiheit ohne größere | |
Eingriffe zu realisieren.“ | |
Dennoch sei es nicht möglich gewesen, die nötigen Rampen ohne Baumfällungen | |
zu planen. Allerdings würden die 35 gefällten Bäume durch 100 neue ersetzt. | |
Grünzigs Initiative hält darum die Kritik an den Baumfällungen für | |
unberechtigt. Vielleicht muss an dieser Stelle auch noch einmal daran | |
erinnert werden, dass sich die Initiative Offene Mitte maßgeblich dafür | |
eingesetzt hat, dass der Freiraum zwischen Fernsehturm und Spree erhalten | |
wird. Denn lange Zeit lautete die Alternative an diesem zentralen Ort der | |
Berliner Mitte: Freiraum oder Rekonstruktion der im Krieg zerstörten | |
Altstadt rund um die Marienkirche. [5][Für letzteres hatte sich auch | |
Berlins Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt ausgesprochen]. | |
Mit dem Beginn des Umbaus am Marx-Engels-Forum sind nun die letzten Zweifel | |
beseitigt, dass der Freiraum kommen wird. Das ist eine gute Nachricht. | |
## Offen bleibt die Spandauer Straße | |
Eine weitere gute Nachricht wäre es, wenn Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) | |
den Widerstand dagegen aufgibt, die Spandauer Straße auf je eine Spur pro | |
Richtung zurückzubauen. Denn das war neben resilienter Umgestaltung und | |
barrierefreiem Zugang zur Spree der dritte wichtige Punkt des | |
Siegerentwurfs: Rathausforum und Marx-Engels-Forum zu einem großen Raum | |
zusammenzuführen und die trennende Wirkung der Spandauer Straße zu | |
überwinden. | |
Vielleicht demonstriert Heinrich Strößenreuther ja einmal vor dem Sitz der | |
Verkehrsverwaltung. Das darf er auch ohne Mitglied der CDU zu sein. | |
14 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.baumentscheid.de/aktuelles/h%C3%A4nder-weg-von-unseren-gesunden… | |
[2] /Klimaaktivist-ueber-seinen-CDU-Austritt/!6059104 | |
[3] https://www.freiraum-wettbewerb.info/aktuelles/article-6966721-194748/rmp-s… | |
[4] https://offenemitteberlin.wordpress.com/ | |
[5] https://www.garten-landschaft.de/rathausforum-berlin-kritik/ | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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