| # taz.de -- Debatte im Berliner Abgeordnetenhaus: Alles nur ein schwarz-rotes A… | |
| > Die Grünen trauen der am Donnerstag vom Landesparlament eingesetzten | |
| > Enquete-Kommission nicht ganz. | |
| Bild: Das Abgeordnetenhaus setzte am Donnerstag die Enquete-Kommisison zu gesel… | |
| Berlin taz | Fast zwei Jahre stand sie schon [1][auf Seite 30 im | |
| Koalitionsvertrag von CDU und SPD], nun hat das Abgeordnetenhaus am | |
| Donnerstag tatsächlich eine Enquete-Kommission eingesetzt mit dem Titel | |
| „Für gesellschaftlichen Zusammenhalt, gegen Antisemitismus, Rassismus, | |
| Muslimfeindlichkeit und jede Form von Diskriminierung“. | |
| Enquete-Kommissionen dienen anders als ständige Parlamentsausschüsse dazu, | |
| sich mit sehr umfangreichen oder komplexen Sachverhalten zu befassen, teils | |
| mit Expertenhilfe. Das Gremium hat 24 Mitglieder: 13 Parlamentarier sowie | |
| Externe wie den von der CDU benannten Psychologen Ahmad Mansour. Zwei | |
| Mitglieder, die die AfD stellen wollte, fielen bei der Wahl am Donnerstag | |
| durch. | |
| Die der Abstimmung vorangehende Debatte stand unter dem Eindruck jüngster | |
| Äußerungen des möglichen künftigen Bundeskanzlers Friedrich Merz (CDU) und | |
| einer [2][Kleinen Anfrage der Unionsfraktion im Bundestag zur Finanzierung | |
| von NGOs]. Merz hatte am Vorabend der Bundestagswahl angekündigt, er werde | |
| wieder Politik für die Mehrheit der Bevölkerung machen, die gerade denke | |
| und „alle Tassen im Schrank“ habe – und nicht „für irgendwelche grüne… | |
| linken Spinner“. | |
| Das spricht aus Sicht von Grünen und Linken im Abgeordnetenhaus gegen den | |
| Ansatz der Enquete-Kommission. Für Grünen-Fraktionschefin Bettina Jarasch | |
| haben Merz’ Worte fatale Vorbildwirkung: „Wenn die politische Führung im | |
| Freund-Feind-Schema agiert, brauchen wir über gesellschaftlichen | |
| Zusammenhalt nicht zu reden.“ Die Kommission sei eine gute Idee, müsse aber | |
| „ein Gegenentwurf zu dem werden, was im Bund geschehen ist.“ | |
| Mit Blick auf jüngste Kürzungen in diesem Bereich vermutete Jarasch eine | |
| Doppelstrategie der schwarz-roten Koalition: „Die Enquete dient als | |
| Ablenkungsmanöver, wo wir über Zusammenhalt diskutieren, während der Senat | |
| zugleich die Strukturen in der Zivilgesellschaft gezielt schwächt.“ Elif | |
| Eralp (Linke) wurde in Sachen Merz noch deutlicher. „Diesen Angriff auf die | |
| Zivilgesellschaft verurteile ich aufs Schärfste“, sagte sie und setzte mit | |
| Blick auf den Regierungschef hinzu: „Und das erwarten wir auch von Ihnen, | |
| Herr Wegner.“ | |
| ## „Dann verliert Berlin, dann verlieren wir alle“ | |
| Der aber ging weder auf diese Forderung nach einer Distanzierung ein noch | |
| auf die Worte von Merz selbst. In einem sehr präsidialen Auftritt sprach | |
| Wegner stattdessen davon, wie notwendig [3][die Achtung der Menschenwürde] | |
| und gegenseitiger Respekt seien. Gehe das verloren, „dann verliert Berlin, | |
| dann verlieren wir alle“. Mehrfach gab es dafür Applaus aus allen | |
| Fraktionen von Linkspartei bis AfD. Wegner warb zudem für Kompromisse. „In | |
| einer Demokratie ist der errungene Kompromiss niemals faul“, sagte der | |
| Regierungschef. Er sei vielmehr „das Lebenselexier der Demokratie“. | |
| 27 Feb 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.berlin.de/rbmskzl/politik/senat/koalitionsvertrag/ | |
| [2] https://dserver.bundestag.de/btd/20/150/2015035.pdf | |
| [3] https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte-der-bundesregierung/75-… | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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