| # taz.de -- Rückschlag für Antirassismus-Arbeit: Enquetekommission am Ende | |
| > Erst der Dauerstreit mit der Berliner CDU, jetzt der Rücktritt zweier | |
| > Sachverständiger: Grüne und Linke erklären die Kommission für | |
| > gescheitert. | |
| Bild: Finger weg von Facebook: Ein rassistischer Post von Timur Husein (CDU) be… | |
| Die Enquetekommission gegen Antisemitismus und Rassismus steht vor dem Aus. | |
| Sowohl die Links- wie die Grünen-Fraktion verkündeten am Montag, dass sie | |
| aufgrund des Verhaltens der CDU keine gemeinsame Arbeitsgrundlage mehr | |
| sehen. Eine weitere Teilnahme an den regulären Arbeitssitzungen der | |
| Kommission sei für sie „derzeit nicht vorstellbar“, stellten die grünen | |
| Kommissionsmitglieder Bettina Jarasch und Tuba Bozkurt sowie weitere | |
| Grünen-Abgeordnete in einer Erklärung klar. Auch für die Linke kann es ein | |
| „einfaches weiter so“ nicht mehr geben, teilten die Fraktionsvorsitzende | |
| Anne Helm und die Sprecherin für Migration Elif Eralp mit. | |
| Die Kommission hat den Auftrag, Empfehlungen zu erarbeiten, wie der | |
| gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt und Antisemitismus, Rassismus, | |
| Muslimfeindlichkeit und jeder Form der Diskriminierung begegnet werden | |
| kann. Das Gremium besteht aus 13 Abgeordneten der Fraktionen und 11 | |
| Sachverständigen. Doch seit Monaten [1][gibt es Streit], weil die CDU die | |
| Existenz von strukturellem Rassismus anzweifelt, obwohl Experten dies bei | |
| Kommissionssitzungen wiederholt darlegten. | |
| Zudem kam im Rahmen der [2][CDU-Fördergeldaffäre] heraus, dass der | |
| CDU-Abgeordnete Christian Goiny unter anderem drei sachverständige | |
| Mitglieder der Kommission als „[3][zu links, zu woke, zu BDS]“ | |
| verunglimpfte. Sie waren Teil einer Fachjury der Kulturverwaltung für den | |
| „Aktionsfonds gegen Antisemitismus“, die der CDU politisch nicht in den | |
| Kram passte. „Insbesondere die Unterstellung einer ‚BDS-Nähe‘ ist | |
| ehrenrührig und droht die genannten Personen nachhaltig zu beschädigen. Wir | |
| weisen diese Aussagen entschieden zurück“, erklärten die Grünen. | |
| Das Fass zum Überlaufen brachte Timur Husein, Kommissionsmitglied und | |
| CDU-Sprecher für Antisemitismus, der in einem Social-Media-Post gegen die | |
| linke Bürgermeisterkandidatin Elif Eralp von „illegalen Sinti und Roma“ | |
| schrieb und [4][dabei das Z-Wort benutzte]. Mehrere Roma-Organisationen | |
| sowie Linke und Grüne forderten eine Entschuldigung und den Rücktritt | |
| Huseins aus der Kommission. Ein Krisengespräch des Gremiums unter dem | |
| Vorsitzenden Raed Saleh (SPD) vor einer Woche blieb jedoch ohne Ergebnis. | |
| Die CDU kam der Forderung nicht nach; eine Stellungnahme Huseins [5][auf | |
| Facebook], in der er die Wortwahl bedauert, betrachten Linke, Grüne und | |
| Roma-Verbände als nicht ausreichend. | |
| Zwei Sachverständige aus der Kommission, Saraya Gomis, frühere | |
| Antidiskriminierungsbeauftragte der Bildungsverwaltung, und Hajdi Barz, | |
| Mitglied im Berliner Beirat für die Angelegenheiten der Sinti*zze und | |
| Rom*nja, erklärten daher am Freitag ihren Rücktritt. Sie waren auf | |
| Vorschlag der Linksfraktion in die Kommission gewählt worden. Helm und | |
| Eralp erklärten am Montag, sie bedauerten den Rücktritt, hätten jedoch | |
| „volles Verständnis“. Die Fraktion stehe an der Seite der betroffenen | |
| Communitys. | |
| ## Bisherige Arbeit sichern | |
| Auch die Grünen finden es „absolut inakzeptabel“, dass ein | |
| Kommissionsmitglied diskriminierende Äußerungen verbreitet – eine weitere | |
| Zusammenarbeit mit ihm sei für sie nicht mehr vorstellbar. Angesichts von | |
| Huseins Verbleib in der Enquete „stellen wir den Sinn der Kommission | |
| grundsätzlich in Frage“. Die CDU ließ eine taz-Anfrage bis | |
| Redaktionsschluss unbeantwortet. | |
| Die Kommission ist damit fachlich wie politisch gescheitert. Ein | |
| gemeinsamer Abschlussbericht, der bis Sommer erarbeitet werden sollte, | |
| dürfte illusorisch sein. Die Linken wollen prüfen, „wie die bisherige | |
| Arbeit in der Enquetekommission gesichert und Handlungsempfehlungen | |
| entwickelt werden können, um die Arbeit gegebenenfalls unter anderen | |
| Voraussetzungen fortsetzen zu können.“ Die Grünen wollen einen eigenen | |
| Bericht erarbeiten und in ihm ihre Erkenntnisse aus den bisherigen neun | |
| Sitzungen, den vielen Eingaben, Stellungnahmen und Empfehlungen | |
| zusammentragen. | |
| 15 Dec 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Enquete-Kommission-gegen-Rassismus/!6134996 | |
| [2] /CDU-Foerdergeldaffaere/!t6127447 | |
| [3] /Berliner-CDU-Foerdergeldaffaere/!6124395 | |
| [4] /CDUler-hetzt-im-Netz/!6129225 | |
| [5] https://www.facebook.com/husein.cdu/posts/stellungnahme-zur-verwendung-eine… | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Memarnia | |
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