| # taz.de -- Betroffene zu Rechtsruck in Deutschland: „Aber wohin gehen?“ | |
| > Rechte Aggressionen nehmen zu in Deutschland. Fünf Menschen über den | |
| > Hass, den sie erleben – und die Frage, wo sie sich noch sicher fühlen | |
| > können. | |
| Bild: Arif Abdullah Haidary engagiert sich unter anderem im Bayerischen Flücht… | |
| „Das alles kam nicht über Nacht“ | |
| Arif Abdullah Haidary, 25, lebt in München: | |
| Nach [1][der Correctiv-Recherche] über das Geheimtreffen von AfD-Politikern | |
| und Rechtsextremen in Potsdam im November 2023 rief mich mein Bruder an und | |
| fragte mich, was wir jetzt machen sollen. „Werden wir jetzt abgeschoben?“ | |
| Wir sind zusammen 2015 als unbegleitete Flüchtlinge aus Afghanistan nach | |
| Deutschland gekommen. Seitdem lebe ich in München. Ich habe hier in den | |
| vergangenen Jahren viele Freunde gefunden und viel Hilfe und Unterstützung | |
| von Ehrenamtlichen erfahren, wofür ich sehr dankbar bin. Ich fühle mich | |
| angekommen, bin inzwischen auch eingebürgert. Gleichzeitig ist da häufig | |
| dieses Misstrauen im Blick meines Gegenübers, wenn ich meinen Ausweis zeige | |
| – als ob ich immer noch nicht hierher gehöre. | |
| München ist bunt und offen, aber auch hier ist der Rechtsruck im Alltag zu | |
| spüren. Einige Leute haben heute keine Hemmung mehr, sich rassistisch zu | |
| äußern. Menschen, die migrantisch aussehen, werden schief angeschaut, | |
| beleidigt und angegriffen. Physische Gewalt habe ich zum Glück noch nicht | |
| erlebt, trotzdem nehme ich immer wieder wahr, dass ich nicht willkommen | |
| bin: Wenn ich mich in der S-Bahn in einen Vierersitz setze und eine Person | |
| direkt danach aufsteht. Wenn ein Passant neben meine Füße spuckt oder | |
| Menschen gebrochenes Deutsch imitieren, während sie mit mir sprechen – | |
| obwohl ich inzwischen fließend Deutsch spreche. | |
| Das alles kam nicht über Nacht, sondern hat sich in den vergangenen Jahren | |
| entwickelt. Die Politiker – nicht nur in der AfD – befeuern diese | |
| Entwicklung, indem sie Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete | |
| als Sündenböcke darstellen, ihnen die Verantwortung geben für alles, was in | |
| Deutschland schlecht läuft. | |
| Das heißt nicht, dass Angriffe [2][wie zuletzt in Aschaffenburg] nicht | |
| furchtbar sind. Aber wir dürfen nicht verallgemeinern und mit Begriffen wie | |
| „Messermänner“ hantieren. Jedes Mal, wenn eine Gewalttat eines Geflüchtet… | |
| durch die Medien geht, schäme ich mich, weil ich weiß, wie viele Leute mich | |
| danach abstempeln werden. | |
| Seitdem ich in Deutschland bin, setze ich mich auch öffentlich für die | |
| Rechte von Geflüchteten ein, unter anderem im Migrationsbeirat München und | |
| im Bayerischen Flüchtlingsrat. Ich will mich nicht zurückziehen – obwohl | |
| die rassistischen Anfeindungen nach jedem Zeitungsinterview oder | |
| Fernsehauftritt zunehmen. Sei es in E-Mails, sei es in den Kommentarspalten | |
| von Videos rechter Youtuber, die meine Auftritte mit rassistischen | |
| Narrativen kommentieren. | |
| Obwohl ich es versuche, fällt es mir schwer, mich von diesen Anfeindungen | |
| zu distanzieren. Immer wieder stelle ich mir die Frage, was ich falsch | |
| gemacht habe, dass ich so behandelt werde. Ich habe Afghanistan verlassen, | |
| weil ich mich dort nicht mehr sicher gefühlt habe. Jetzt fühle ich mich in | |
| Deutschland zunehmend unsicher. | |
| In jüngerer Zeit denke ich immer wieder darüber nach, wegzuziehen, aber ich | |
| wüsste nicht wohin. Denn in fast allen europäischen Ländern sind inzwischen | |
| rechte und rechtsextreme Parteien an der Macht, deren Motto lautet: | |
| Abschotten, ausgrenzen, abschieben. | |
| „Es passiert immer wieder, dass jemand ‚Sieg Heil‘ ruft“ | |
| Alice K., Mitte 30, lebt in Dresden: | |
| Nach Dresden bin ich vor anderthalb Jahren gezogen. Hier konnte ich mir | |
| einen Freundeskreis schaffen, in dem ich mich sicher fühle und von dem ich | |
| weiß, dass ich nicht mit rechtem Blödsinn konfrontiert werde. Sobald ich | |
| diesen Freundeskreis aber verlasse, fühlt es sich an, als müsste ich mit | |
| Scheuklappen durch die Stadt laufen. So präsent sind die rechten | |
| Aggressionen, so sehr ist das Stadtbild von rechten Bewegungen geprägt. | |
| Ich wurde schon mehrfach in der Dresdener Straßenbahn angepöbelt. Ich habe | |
| gemerkt, wenn ich nichts dagegen sage und leise bleibe, dann passiert mir | |
| in der Regel nichts. Aber ich will auch nicht zusehen, wie andere | |
| diskriminiert werden. | |
| Als ich mich einmal für eine Frau mit Hidschab in der Tram eingesetzt habe, | |
| die von zwei Neonazis angefeindet worden war, hat mich einer von ihnen | |
| angespuckt. Dort, wo ich wohne, passiert es immer wieder, dass nachts | |
| irgendwer „Sieg Heil“ ruft. Solche Dinge machen mich jedes Mal aufs Neue | |
| fassungslos. | |
| Ich bin als Tochter eines Iraners im Rhein-Main-Gebiet aufgewachsen, | |
| spreche perfektes Deutsch und trage selbst keinen Hidschab. Dadurch bin ich | |
| im Vergleich zu anderen Menschen mit Migrationshintergrund in einer | |
| privilegierten Position – weil ich relativ deutsch wirke. | |
| Ich achte allerdings auch darauf, möglichst wenig migrantisch auszusehen. | |
| Wenn es regnet, vermeide ich es, mir meinen Schal um den Kopf zu legen. | |
| Wenn ich irgendetwas von irgendwem brauche, melde ich mich mit dem | |
| Nachnamen meines Mannes. Das fühlt sich immer komisch an. | |
| Genauso wie die Momente, in denen frühere Nachbarn AfD-Propaganda mit mir | |
| geteilt haben – weil sie offenbar dachten, dass ich dafür deutsch genug | |
| aussehe. In solchen Gesprächen schalte ich inzwischen meist ab. Weil ich | |
| müde bin vom Dagegenhalten und weil man viele Menschen mit Argumenten nicht | |
| mehr erreichen kann. | |
| Ich wohne seit sieben Jahren in Ostdeutschland. Anfeindungen habe ich von | |
| Beginn an erlebt. Trotzdem hat sich etwas verändert in jüngerer Zeit. Der | |
| Ton ist aggressiver geworden, nicht nur gegenüber migrantisierten Menschen. | |
| Vieles, was sich früher kaum einer getraut hätte zu sagen, ist heute | |
| sagbar. Das liegt meiner Meinung nach auch daran, dass sich Politiker der | |
| AfD Dritter-Reichs-Rhetorik bedienen und die Menschen das unhinterfragt | |
| aufschnappen. | |
| Meine Kinder sind zum Glück blond und deshalb aus dem Schneider, was | |
| Anfeindungen angeht. Trotzdem frage ich mich manchmal, ob ich sie hier | |
| aufwachsen lassen will. Nach dem Abschluss meines Masters würde sich eine | |
| Möglichkeit ergeben, umzuziehen. Ich habe aber auch nicht so viel Geld, | |
| dass ich mir einen Neustart in jeder Stadt finanzieren könnte. Meine | |
| Überlegungen gehen derzeit in Richtung Rhein-Main-Gebiet, wo ich herkomme. | |
| Einfach weil es dort deutlich multikultureller zugeht und in den | |
| vergangenen Jahrzehnten migrantische Strukturen gewachsen sind, die einen | |
| schützen. | |
| Das Nachdenken über dieses Thema löst in mir eine große Zerrissenheit aus. | |
| Denn ich wohne eigentlich gerne in Dresden. Ich fühle mich als Teil der | |
| Stadtgesellschaft – auch wenn das manche vielleicht anders sehen. | |
| „Die Proteste lassen mich hoffen“ | |
| Dina Kunze, 80, lebt in einer Kleinstadt in Hessen: | |
| Meine beiden Eltern sind Auschwitz-Überlebende. Ich bin deutsche Jüdin. | |
| Offene Anfeindungen habe ich an meinem Wohnort in Hessen nie erlebt. Bis | |
| ich im Herbst 2023 meinen Fernseher einschaltete, um Nachrichten [3][zum | |
| Nahostkonflikt] zu schauen. | |
| Plötzlich war nur der arabische Sender Al Jazeera verfügbar mit seiner | |
| islamistischen Propaganda, alle anderen Programme waren verschwunden. Wie | |
| es schien, hatte jemand meine Fernsehverbindung gehackt. Kurze Zeit später | |
| bekam ich einen Anruf von einem Mann, der mich massiv antisemitisch | |
| beschimpfte. Beide Vorfälle ereigneten sich kurz nach dem Überfall der | |
| Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 – ein Tag, der für mich die Welt | |
| veränderte. | |
| Das merke ich auch in Alltagsgesprächen. Immer wieder schildern mir | |
| Menschen ihre Meinung zum Nahostkonflikt. Als trüge ich irgendeine | |
| Verantwortung für das Vorgehen Israels. Überall auf der Welt werden Juden | |
| angefeindet, obwohl sie nichts damit zu tun haben. | |
| In solchen Gesprächen fühlt es sich an, als würde mein Gegenüber all seine | |
| Stereotype über Juden bei mir abladen, weil ich vermutlich die einzige | |
| Jüdin bin, die er kennt. Das versetzt mir jedes Mal einen Stich, und ich | |
| rutsche in eine Rolle, in der ich aufklären und berichtigen muss. Das ist | |
| sehr anstrengend. | |
| Dabei stelle ich immer wieder großes Unwissen fest. Viele wissen nicht | |
| einmal, wie viele in jüdischen Gemeinden organisierte Juden in Deutschland | |
| leben, nämlich nicht einmal 100.000 – eine verschwindend geringe Zahl im | |
| Vergleich zu den etwa 5,5 Millionen Muslimen im Land. Dieses | |
| Ungleichgewicht bekomme ich vor allem seit dem Massaker der Hamas zu | |
| spüren, das eine neue Form des Antisemitismus von Teilen der muslimischen | |
| Seite entfacht hat. | |
| Wenn ich dann noch die Zustimmungswerte der AfD sehe, in der vom Holocaust | |
| als einem „Vogelschiss in der deutschen Geschichte“ die Rede ist und von | |
| Adolf Hitler als Kommunisten, dann bricht es mir das Herz. Nicht in meinen | |
| schlimmsten Träumen hätte ich es für möglich gehalten, dass sich die | |
| politische Lage in Deutschland noch einmal in eine Richtung entwickeln | |
| würde wie aktuell. | |
| Besonders traurig macht mich der Eindruck, dass die große Mehrheit, die | |
| nicht die AfD wählt, schweigt. Wenn ich durch die Straßen gehe, ist da – | |
| wenn nicht gerade ein Protestzug gegen die AfD vorbeizieht – dieses Bild | |
| der heilen Welt, als würde der Rechtsruck nicht passieren. | |
| Als Jüdin und als Künstlerin ist das Mahnen mein Beruf. Ich habe in | |
| Deutschland mehrere Denkmäler gestaltet, die an die Opfer der | |
| Nationalsozialisten erinnern. Heute habe ich den Eindruck, dass die | |
| Vergangenheit uns einholt und ich vor der Zukunft warnen muss. Das ist | |
| erschütternd. | |
| Um aus diesem Gefühl der Ohnmacht herauszukommen, habe ich in meiner Stadt | |
| eine Lokalgruppe der „Omas gegen rechts“ gegründet. Innerhalb kurzer Zeit | |
| ist eine große Gruppe von wunderbaren Frauen mit Zivilcourage, Mut und | |
| Solidarität entstanden. Das macht mir Hoffnung. Genau wie die | |
| Demonstrationen, bei denen sich in den vergangenen Wochen wieder | |
| Zehntausende für den Erhalt der Demokratie und Menschenrechte eingesetzt | |
| haben. | |
| So bleibt der Glauben, dass wir die Welle der Verachtung, die aktuell | |
| durchs Land zieht, noch brechen können. Besonders für die Generation | |
| unserer Kinder und Enkel. | |
| „Sachsen ist keine Option mehr für uns“ | |
| Simone (Name geändert), Mitte 30, lebt im Wendland: | |
| Die vergangenen elf Jahre habe ich in Sachsen gelebt. Seit dem Aufkommen | |
| [4][von Pegida] 2014 habe ich mich viel zivilgesellschaftlich engagiert und | |
| immer wieder betont, wie wichtig es ist, dass wir Sachsen nicht den Rechten | |
| überlassen. Im November 2024 bin ich dann selber gegangen. | |
| Zuvor hatte ich vier Jahre lang mit meinem Partner und unserem Sohn in | |
| einem alternativen Wohnprojekt in der Region gelebt, in der ich auch | |
| aufgewachsen bin: der Oberlausitz. Es fühlte sich so an, als herrschte dort | |
| eine rechte Hegemonie. Bei der Landtagswahl 2024 kam die AfD in unserem | |
| Wahlkreis auf 49 Prozent der Direktstimmen, und das hat man überall | |
| gespürt. Sticker und Graffiti mit rechten Parolen an jeder Ecke. Gespräche | |
| mit Bekannten, die die AfD und deren Positionen verharmlost haben, die | |
| gesagt haben, sollen die doch mal regieren. So eine Aussage muss man sich | |
| leisten können. | |
| Mein Partner hat einen Migrationshintergrund. Immer wieder hat er komische | |
| Blicke geerntet, sich zunehmend unwohl gefühlt in der Oberlausitz. Eines | |
| Tages stand ein Jäger vor unserem Grundstück und diskutierte mit ihm, weil | |
| ein Hund aus unserem Wohnprojekt ohne Leine unterwegs war. Auf einmal lud | |
| der Jäger sein Gewehr und sprach eine Drohung aus. Er packte seine Waffe | |
| danach wieder weg, doch der Schock saß tief. Dann liefen eines Abends | |
| grölende Männer an unserem Grundstück vorbei und riefen „Sieg Heil“. Ein | |
| anderes Mal wurde das Auto eines Mitbewohners von uns in Brand gesetzt – | |
| der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt. | |
| Dazu die immer weiter gestiegenen Zustimmungswerte für die AfD. Als wir all | |
| das zusammen betrachtet haben, wussten wir: Sachsen ist keine Option mehr | |
| für uns. | |
| Das lag nicht nur daran, dass wir uns dort nicht mehr sicher gefühlt | |
| hatten, sondern vor allem an unserem Sohn. Ich konnte mich nicht mit dem | |
| Gedanken anfreunden, ihn in der Oberlausitz in eine Schule zu schicken. Ich | |
| malte mir aus, wie er angesichts des stark präsenten rechten Gedankenguts | |
| entweder zum Mitläufer oder zum Opfer werden würde. Ich habe in den | |
| vergangenen Jahren mehr und mehr mein Aufwachsen in Ostdeutschland | |
| reflektiert und erst dadurch verstanden, wie sehr rechte Gewalt für mich | |
| Normalität war. Davor wollte ich meinen Sohn schützen. | |
| Heute leben wir im Wendland in Niedersachsen. Wir hatten bereits Freunde | |
| dort und wollten in eine ländliche, liberalere Gegend ziehen. Natürlich | |
| gibt es auch hier Menschen, die die AfD wählen, aber die Stimmung ist ganz | |
| anders. Was auch daran liegt, dass die Zivilgesellschaft hier stärker | |
| ausgeprägt ist. | |
| Erst seitdem ich im Wendland wohne und mit Abstand auf unser Leben in der | |
| Oberlausitz blicke, merke ich, wie sehr die rechte Hetze Teil unseres | |
| Alltags war und wie wenig Widerspruch es dagegen gab. Was nicht heißen | |
| soll, dass es in Sachsen nicht auch engagierte Menschen gibt, die für linke | |
| Werte eintreten und Großes leisten. Von ihnen gibt es ganz viele und | |
| vielleicht sogar mehr als früher! | |
| Und dennoch schlich sich bei mir irgendwann das bittere Gefühl ein, mit | |
| meinen Wertvorstellungen in der Minderheit zu sein. Das habe ich an meinem | |
| neuen Wohnort nicht mehr. | |
| „Zurück nach Görlitz, trotzdem!“ | |
| Markus (Name geändert), Mitte 30, lebt in Dresden | |
| Als ich 14 Jahre alt war, kam eines Tages nach der Schule eine Gruppe | |
| Neonazis auf mich und einen Mitschüler zu. Wir trugen beide einen Irokesen, | |
| waren Punks. Da hieß es: Entweder ist morgen der Iro weg oder ihr kriegt | |
| aufs Maul. Mein Mitschüler rasierte sich den Iro ab, ich nicht. Das war das | |
| erste Mal, dass ich in meinem Leben zusammengeschlagen wurde. | |
| Ich bin in einem Dorf im Landkreis Görlitz aufgewachsen. In meiner Schule | |
| war es normal, dass Mitschüler T-Shirts von Thor Steinar oder | |
| Rechtsrockbands trugen. Wenn meine Freunde und ich am Wochenende unterwegs | |
| waren, hatten wir als Punks eigentlich jedes Mal Stress mit Neonazis. Wenn | |
| wir dann die Polizei darauf angesprochen haben, passierte in der Regel | |
| nichts. Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen seien das eben, hieß es | |
| dann. Nie war es etwas Politisches. Diese Ignoranz hat mich immer sehr | |
| geärgert. | |
| Mit 20 bin ich nach Dresden gezogen. Weniger aus politischen Gründen, | |
| sondern weil ich dort bessere Aussichten auf einen Job hatte. Ohne dass ich | |
| damit gerechnet hatte, machte sich in Dresden eine tiefe Entspannung in mir | |
| breit. Weil ich zum ersten Mal ohne Angst durch die Straßen laufen konnte, | |
| ohne mich umsehen zu müssen, ob mir jemand folgt. | |
| Ich wurde in Görlitz mehr als einmal von Neonazis angegriffen, war zum | |
| Schluss nur noch bewaffnet unterwegs. Erst in Dresden spürte ich, wie sehr | |
| ich mich an diese Gefahr von rechts gewöhnt hatte. Eine Gefahr, die immer | |
| dagewesen war – anders als es in den Medien manchmal rüberkommt. Es ist | |
| nicht so, dass rechte Hetze nur in [5][den sogenannten | |
| Baseballschlägerjahren] in den 1990ern präsent war und in der Zwischenzeit | |
| verschwunden. Dank der AfD hat sie ihren Weg aus dem Untergrund in die | |
| breite Masse geschafft. | |
| Nirgends hat die AfD bei der Landtagswahl 2024 in Sachsen mehr Zweitstimmen | |
| bekommen als in Görlitz. Und trotzdem plane ich zurückzuziehen. Weil ich | |
| mich der Region verbunden fühle und Potenzial in ihr sehe. Dort gibt es die | |
| Freiräume, die in Dresden zunehmend fehlen. Ich will die linke | |
| Stadtgesellschaft stärken, die es dort durchaus gibt. | |
| Ich kenne viele Leute, die Görlitz verlassen und mit ihrer Heimat total | |
| abgeschlossen haben. Sie kann ich verstehen. Gleichzeitig war ich immer | |
| beeindruckt von denen, die bewusst geblieben sind, weil sie diese Ecke | |
| nicht den Rechten überlassen wollten. Ich freue mich auf die vielen | |
| Möglichkeiten, die Görlitz bietet, auf die kreativen Leute, die Galerien, | |
| Museen und soziokulturellen Zentren. | |
| Was nicht heißt, dass ich keine Angst vor Neonazis habe. Aber ich denke, | |
| ich habe über die Jahre gelernt, mit dieser Angst umzugehen und mich nicht | |
| von ihr leiten zu lassen. Und ich habe auch kein Problem damit, mich mit | |
| Rechten anzulegen. Weil ich fit bin – oder vielleicht auch ein bisschen | |
| verrückt. | |
| 11 Feb 2025 | |
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