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# taz.de -- Regierungskrise in Kolumbien: Die Zerstörung der eigenen Regierung
> Kolumbiens linker Präsident Petro entpuppt sich bei einer live
> übertragenen Kabinettssitzung als selbstherrlicher Patriarch. Er kanzelt
> MinisterInnen ab.
Bild: Kolumbiens Umweltministerin Susana Muhamad hat die Nase voll von Macho-Pr…
Bogotá taz | Kolumbiens Umweltministerin Susana Muhamad hat am Sonntag
ihren „unwiderruflichen Rücktritt“ eingereicht. Vor wenigen Tagen hatte die
langjährige Vertraute von Präsident Gustavo Petro noch [1][gesagt]: „Ich
werde nicht zurücktreten.“ Nicht aus der Regierung, von dem Projekt, mit
dem die Regierung antrat. „Würde und Integrität sind nicht verhandelbar“,
so der Star des [2][UN-Biodiversitätsgipfels COP16.]
Das war nach ihrer tränenerstickten Wortmeldung in der Kabinettssitzung:
„Als Feministin kann ich nicht mit Armando Benedetti an einem Tisch
sitzen.“ Benedetti ist Petros neuer Kabinettschef und Ex-Wahlkampfmanager.
Ihm werden Korruption sowie sexuelle und häusliche Gewalt vorgeworfen.
Seine Äußerungen zeigen keine Sensibilität für die Problematik.
Ähnlich wie Muhamad hatte sich [3][Francia Márquez] geäußert. Die erste
Schwarze Vizepräsidentin des Landes, Gleichstellungsministerin und
preisgekrönte Umweltaktivistin, klagte, dass die neue Außenministerin Laura
Sarabia sie respektlos behandelt habe. Sie kritisierte, „diese Leute in
diese Regierung zu bringen“. Andere am Tisch pflichteten ihr bei. Petro
sagte über Benedetti: „Er hat Magie.“ Statt die beiden aus der Schusslinie
zu nehmen, hievt er sie trotz Skandalen auf immer höhere Posten.
Kolumbiens erste linke Regierung steckt in ihrer größten Krise. Schuld
daran ist die Idee des Präsidenten, erstmals eine Kabinettssitzung live im
TV zu übertragen. Damit wollte er für mehr Transparenz sorgen und
Minister:innen zur Rechenschaft ziehen, deren Ressorts das Wahlprogramm
nicht erfüllten.
## Macho-Sprüche ziehen sich durch die Sitzung
Was das Publikum über mehr als fünf Stunden sah, schockierte. Denn in
Kolumbien verpackt man Kritik normalerweise hinter Respektbekundungen.
Petro legte ohne Begrüßung los und watschte dann verbal Kabinettsmitglieder
ab. Dazwischen Exkurse über den Einfluss der Araber auf der Iberischen
Halbinsel, Suppenrezepte, Grundkurs kolumbianische Geschichte, Bemerkungen
über Kokain und Whisky. Dazu Sexismus und Altherrenwitze.
Petro hatte im Wahlkampf die würdige Behandlung von Minderheiten und Frauen
versprochen, wie auch sexistische und patriarchalische Strukturen
aufzubrechen. Jetzt zogen sich Macho-Sprüche durch die Sitzung. Die hatte
offenbar keine Tagesordnung und endete ohne Beschlüsse. Die
Minister:innen und Behördenleiter:innen saßen wie angewachsen auf
ihren Stühlen. Klar wurde: Durchs Kabinett verlaufen tiefe Gräben. Man
bezichtigte sich der Korruption und Lüge. Auch wurde klar, dass es keine
gemeinsame Strategie für den Umgang mit der [4][jüngsten Gewaltwelle in
Catatumbo] gibt. Von dort flohen 48.000 Menschen.
Schon kurz danach gab es die ersten Rücktritte. Sonntagmorgen wurde dann
bekannt, dass Susana Muhamad gehen will, noch bevor Petro alle
Kabinettsmitglieder und leitende Beamte per X zum Rücktritt aufforderte.
Die Regierung ist sich selbst der größte Gegner, heißt es in den Medien.
Doch Petro will Kabinettssitzungen auch weiterhin live übertragen.
Anmerkung: In einer früheren Version dieses Textes haben wir Gustavo Petro
fälschlicherweise Gustavo Santos genannt. Wir bitten diesen Fehler zu
entschuldigen.
10 Feb 2025
## LINKS
[1] https://www.instagram.com/reel/DFrV20_x9GH/?utm_source=ig_web_copy_link&amp…
[2] /UN-Artenschutzkonferenz-in-Kolumbien/!6042644
[3] /Praesidentschaftswahl-in-Kolumbien/!5855528
[4] /Kolumbien-kommt-nicht-zur-Ruhe/!6060209
## AUTOREN
Katharina Wojczenko
## TAGS
Kolumbien
Regierung
Krise
Gustavo Petro
Kolumbien
Schwerpunkt USA unter Trump
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