# taz.de -- Vor dem KI-Gipfel in Paris: Besser machen statt nachmachen | |
> Künstliche Intelligenz ist das riesige Thema, ein Milliardenmarkt. Die | |
> USA und China haben vorgelegt. Was kann Europa dem entgegensetzen? | |
Bild: Das menschliche Gehirn im Fokus: Was mehr kann KI und wie beherrschbar is… | |
Die USA und China haben in den vergangenen Wochen vorgelegt: mit | |
Investitionszusagen in dreistelliger Milliardenhöhe von Unternehmen für | |
KI-Infrastruktur die einen, mit einem neuen und mutmaßlich effizienteren | |
KI-Modell die anderen. Wenn sich Regierungschef:innen und | |
Vertreter:innen aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und | |
Kultur nun [1][in dieser Woche in Paris zum KI-Gipfel treffen], dann werden | |
diese jüngsten Entwicklungen der USA und Chinas immer in den Hinterköpfen | |
sein. Und das wird gerade zum Problem. | |
Denn es zeichnet sich ab, dass sich Politiker:innen in Europa in die | |
Enge treiben lassen. Sie verfallen den Forderungen der – auch europäischen | |
– Wirtschaft: weniger Regulierung für [2][KI], mehr staatliche | |
Investitionen und Förderprogramme; bestehende Regeln, die gerade erst ganz | |
langsam und schrittweise überhaupt in Kraft treten, abschwächen und bloß | |
keine neuen dazu. Als wäre es eine gute Idee, sich im internationalen | |
KI-Wettbewerb einfach die USA und China als Vorbild zu nehmen und das | |
machen zu wollen, was die beiden vorlegen. | |
Die Forderungen treffen auf den Zeitgeist, der ohnehin von Rufen nach | |
Deregulierung geprägt ist. In dieser Logik sind Vorschriften und Verbote | |
nicht mehr als Bürokratie, die dringend abgebaut gehört. Wenn sich ein | |
Friedrich Merz beispielsweise dafür ausspricht, [3][die | |
Datenschutz-Grundverordnung zu kippen oder abzuschwächen], dann lässt sich | |
das zum Glück nicht einfach so umsetzen. Aber die gefährliche Haltung | |
hinter solchen Forderungen, die muss man ernst nehmen. Denn in dieser Denke | |
kommen immer die Gewinninteressen der Wirtschaft als Erstes – und die | |
Bedürfnisse der Menschen ohne dickes Aktiendepot irgendwann am Schluss. | |
In Sachen KI heißt das: Nachteile der Technologie werden bequem | |
ausgeblendet. Der enorme Bedarf an Energie, Wasser und Rohstoffen? Die | |
zunehmende Marktmacht der Konzerne? Der Mangel an Transparenz bei der | |
Entwicklung? Gefahren für die Demokratie? Nicht der Sorge wert. | |
Dabei kann KI, gezielt eingesetzt, sicher hilfreich sein: Im medizinischen | |
Bereich gibt es vielversprechende Ansätze, etwa bei der Unterstützung von | |
Ärzt:innen. Bei der [4][Energiewende] könnte sie eine tragende Rolle | |
spielen, wenn es darum geht, Erzeugung und Nachfrage zu prognostizieren und | |
Systeme zu steuern. | |
Ja, KI kann auch Teil der Lösung sein. Kann. Derzeit ist sie eher Teil des | |
Problems. Das muss man begreifen, um ihr Lösungspotenzial nutzen zu können | |
– und um nicht von den Problemen überrollt zu werden. | |
10 Feb 2025 | |
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[1] https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/kuenstliche-intelligenz-fast-10… | |
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## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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