| # taz.de -- Kurzfristige Änderungen vor der Wahl: Kompliziertes Wählen | |
| > Am 23. Februar ist Wahltag für alle volljährigen Berliner:innen mit | |
| > Staatsangehörigkeit. Die Berliner Bürokratie erschwert einigen das | |
| > Wählen. | |
| Bild: Wählen kann, für einige etwas schwieriger werden | |
| Berlin taz | Wer darf eigentlich in Berlin zur Bundestagswahl am 23. | |
| Februar wählen? Das Gesetz sagt eindeutig: jede und jeder, der oder die | |
| mindestens 18 Jahre alt ist, die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt und | |
| in Berlin gemeldet ist. Aber: Ist das auch praktisch so? | |
| Nach Angaben der Senatsinnenverwaltung wurden die Wählerverzeichnisse auf | |
| Basis der Meldedaten vom 12. Januar erstellt. Für alle, bei denen sich | |
| diese Daten danach noch ändern, könnte es also Schwierigkeiten geben. | |
| Einfach sei es noch, wenn jemand am 12. Januar noch 17 Jahre alt war, am | |
| Wahltag allerdings volljährig und damit wahlberechtigt ist. Eine solche | |
| Änderung sei vorhersehbar, sodass die Namen der jüngsten Wahlberechtigten | |
| im Wählerverzeichnis berücksichtigt werden, sagte Sabine Beikler von der | |
| SPD-geführten Innenverwaltung auf Anfrage der taz. Probleme sind hier | |
| demnach nicht zu erwarten. | |
| ## Wer vor Wahlen umzieht oder neu eingebürgert wurde, muss mit | |
| Komplikationen beim wählen rechnen | |
| Komplizierter wird es da schon bei Menschen, die nach dem 12. Januar | |
| umziehen. Oder die dies vorher getan haben, sich aber bis zum 12. Januar | |
| nicht ummelden konnten, weil man in Berlin wochenlang auf einen Termin beim | |
| Bürgeramt wartet. „Wahlberechtigte werden grundsätzlich in das | |
| Wählerverzeichnis desjenigen Wohnorts eingetragen, in dem sie am 12. Januar | |
| gemeldet waren“, sagt Beikler der taz. Sie könnten in diesem Wahllokal dann | |
| auch wählen, selbst wenn sie die Wahlbenachrichtigung unter dieser | |
| Anschrift nicht mehr erreicht. | |
| „Melden sich Wahlberechtigte nach diesem Stichtag an einem anderen Wohnort | |
| an, können sie dort grundsätzlich nur wählen, wenn sie bis zum 2. Februar | |
| einen Antrag auf Eintragung in das dortige Wählerverzeichnis stellen“, | |
| stellt Beikler klar. | |
| Noch komplizierter wird es für Menschen, die nach dem 12. Januar, aber vor | |
| dem Wahltag eingebürgert wurden oder werden. [1][Wegen der hohen | |
| Einbürgerungszahlen] könnte das immerhin mehrere Tausend Menschen | |
| betreffen. Beikler verspricht, dass auch sie ihr Wahlrecht ausüben können, | |
| schränkt aber ein: „Maßgeblich dafür ist die rechtzeitige Eintragung ins | |
| Wählerverzeichnis.“ Das werde bis zum 21. Februar aktualisiert. „Die | |
| Wahlbenachrichtigungen werden regulär bis zum 2. Februar 2025 zugestellt. | |
| Eingebürgerte, die bis dahin keine Wahlbenachrichtigung erhalten haben oder | |
| erst danach eingebürgert wurden, sollten sich vorsorglich mit ihrem | |
| zuständigen Bezirkswahlamt in Verbindung setzen.“ | |
| Dann folgt aber das nächste Problem: Bei der Einbürgerung erhält man | |
| lediglich eine Einbürgerungsurkunde. Die enthält kein Foto und reicht damit | |
| nicht aus, um sich im Wahllokal ausweisen zu können. Dazu muss man einen | |
| Pass oder Personalausweis beim Bürgeramt beantragen – was Wochen dauern | |
| kann. Auch Beikler weist darauf hin, dass man sich beim Wählen ausweisen | |
| muss. Wer noch kein deutsches Ausweisdokument hat, „kann dies zum Beispiel | |
| auch mit einem ausländischen Pass, einem Führerschein oder einem anderen | |
| amtlichen Ausweisdokument“ tun. Es gibt also viel Verwirrungsstoff für | |
| ehrenamtliche Wahlhelfer. | |
| 28 Jan 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Bilanz-der-digitalen-Einbuergerung/!6059449 | |
| ## AUTOREN | |
| Marina Mai | |
| ## TAGS | |
| Wahlrecht | |
| Bürokratie | |
| Einbürgerung | |
| Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
| Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
| Repräsentation | |
| Briefwahl | |
| Einbürgerung | |
| Doppelpass | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Debatte um Einbürgerungen: Kai und Co. springen übers Stöckchen | |
| Springer und Teile der CDU fahren eine Kampagne gegen Einbürgerungen in | |
| Berlin. Mit der Realität hat das wenig zu tun. | |
| Bürgeramtstermin verzweifelt gesucht: Abgelaufen und alleingelassen | |
| Läuft der Personausweis ab, braucht es einen Termin auf einem Berliner | |
| Bürgeramt. Termine aber sind absolut Mangelware – wegen der | |
| Bundestagsneuwahl. | |
| Redesign demokratischer Repräsentation: Wählen nicht mehr für die Tonne | |
| Wahlurnen symbolisieren den Kern der Demokratie, aber sehen aus wie | |
| Mülltonnen. Ein Projekt in Hamburg sucht neue Designs und will das Wählen | |
| weiterentwickeln. | |
| Bundestagswahl für Deutsche im Ausland: Das wird knapp | |
| Die Fristen der Briefwahl sind so kurz, dass Deutsche im Ausland womöglich | |
| ihre Stimme nicht abgeben können. Jetzt sollen Kuriere Abhilfe schaffen. | |
| Einbürgerung in Berlin: Das „gute“ Deutschland ist nur ein bisschen ungere… | |
| Die seit einem Jahr bestehende zentrale Einbürgerungsstelle hat die Zahl | |
| der Einbürgerungen verdoppelt. Die SPD wirbt mit dem Erfolg auch für sich. | |
| Rassismus der CDU: Merz will Doppelstaatler ausbürgern | |
| Menschen mit zwei Pässen sollen den deutschen verlieren, wenn sie | |
| straffällig werden. Davon träumt der CDU-Chef. Doch SPD, Grüne und FDP | |
| lehnen das ab. |