# taz.de -- EU-Lieferketten: Konzerne kämpfen für „Bürokratie“ | |
> Große Unternehmen verlangen von der EU, ihre Lieferketten-Regeln nicht | |
> aufzuweichen. Diese würden Europas Wettbewerbsfähigkeit stärken. | |
Bild: Kaffee für Nestlé: Konzerne fordern die EU-Kommission auf, Regeln zu So… | |
Berlin taz | In einem [1][offenen Brief] fordern Unternehmen die | |
EU-Kommission auf, Regeln zu Sorgfaltspflichten und Nachhaltigkeitsprüfung | |
nicht aufzuweichen. Darunter sind etwa die Lebensmittelkonzerne Nestlé, | |
Unilever und Ferrero, der Kleidungsdiscounter Primark sowie der | |
Branchenverband Ethical Trading Initiative. | |
Hintergrund ist die anhaltende Kritik von Wirtschaftsverbänden, die Regeln | |
seien zu bürokratisch. [2][Auch die Bundesregierung] hatte die EU | |
aufgefordert, die Vorschriften zu überarbeiten und zu verschieben. | |
Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen hatte vergangenes Jahr einen | |
„Omnibus“ angekündigt: Die Berichtspflichten nach den Richtlinien zu | |
[3][Sorgfaltspflichten], entwaldungsfreien Lieferketten, der | |
Nachhaltigkeitsberichterstattung und der Taxonomie nachhaltiger | |
Investitionen sollen demnach gebündelt werden. Die Initiative soll in den | |
nächsten Wochen vorgestellt werden. „Der Inhalt der Gesetze ist gut“, sagte | |
von der Leyen, „Wir wollen sie beibehalten und werden sie beibehalten“. | |
Die Unternehmen betonen in dem Brief jedoch ihre Sorge, „dass andere diesen | |
Prozess nutzen könnten, um zu fordern, dass die Gesetzgebung für politische | |
Neuverhandlungen wieder geöffnet wird. Teile der Gesetzgebung sind bereits | |
in Kraft, und die Unternehmen haben bereits erhebliche Ressourcen in die | |
Vorbereitung auf die neuen Anforderungen und deren Erfüllung investiert“. | |
Sie fordern die EU-Kommission auf, klarzustellen, dass der Omnibus-Ansatz, | |
„nicht zulässt, dass bereits vereinbarte und angenommene Rechtstexte für | |
Neuverhandlungen wieder geöffnet werden“. Dies gelte insbesondere für die | |
Lieferkettenrichtlinie, die bereits eine Dopplung von Berichtspflichten im | |
ausgehandelten Text ausschließt. Stattdessen solle sich die Kommission auf | |
die „praktische Umsetzung“ der Vorschriften konzentrieren. „Diese | |
Initiativen haben das Potenzial, die langfristige Widerstandsfähigkeit und | |
den Wert der europäischen Unternehmen zu steigern und ihnen einen | |
Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Um diese Ziele zu erreichen, brauchen | |
wir Konsistenz, Klarheit und Vertrauen in ihrer Anwendung“, heißt es in dem | |
Brief. | |
Anfang Januar hatten auch französische Unternehmen die Kommission gebeten, | |
die Pflichten nicht aufzuweichen oder deren Umsetzung zu verzögern, wie die | |
Finanznachrichtenagentur [4][Bloomberg berichtete]. Sie böten „wesentliche | |
Instrumente“, um sicherzustellen, dass europäische Unternehmen auf Risiken | |
vorbereitet sind, schrieben die Unternehmen. Die öffentliche Kritik sei | |
„übertrieben“ und es werde oft übersehen, dass Unternehmen nur berichten | |
müssen, was sie als „wesentlich“ für ihre Geschäftstätigkeit erachten. | |
21 Jan 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://media.business-humanrights.org/media/documents/Omnibus_Business_Sta… | |
[2] https://table.media/wp-content/uploads/2024/12/17215006/CSRD-Proposal.pdf | |
[3] /Zwei-Jahre-Lieferkettengesetz/!6060684 | |
[4] https://www.bnnbloomberg.ca/business/company-news/2025/01/08/amundi-edf-amo… | |
## AUTOREN | |
Leila van Rinsum | |
## TAGS | |
EU-Kommission | |
Lieferketten | |
Ursula von der Leyen | |
Unilever | |
Primark | |
Social-Auswahl | |
Lieferketten | |
Europäische Union | |
Lieferketten | |
Weltwirtschaftsforum | |
Klima | |
Lieferketten | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Von der Leyens Pläne: Angriff auf die EU-Lieferketten-Richtlinie | |
Die EU-Kommission will Bürokratieabbau. Umwelt | |
und-Menschenrechtsorganisationen befürchten eine Aushöhlung des Regelwerks. | |
EU-Kommission kommt Wirtschaft entgegen: Bürokratieabbau wird wichtiger als Kl… | |
Die EU-Kommission stellt einen Plan für mehr Wettbewerbsfähigkeit vor. Sie | |
kündigt den Abbau von Berichtspflichten und Regeln für Unternehmen an. | |
Personalmangel im Amt: Ein Viertel arbeitet woanders | |
Die Behörde, die das Lieferkettengesetz kontrolliert, gibt zeitweise viele | |
der Prüfer*innen an andere Bereiche ab. Dabei gäbe es viel zu tun. | |
Weltwirtschaftsforum in der Schweiz: „Davos sollte nicht mehr stattfinden“ | |
NGOs wollen das Weltwirtschaftsforum in Davos abschaffen, weil es die | |
Umverteilung von Reichtum verhindert. Oxfam fordert Abgaben für | |
Superreiche. | |
Papierproduktion in Brasilien: Grün ist die Wüste | |
Eukalyptusplantagen liefern den Rohstoff für den globalen Papierbedarf. Es | |
ist ein gigantischer Markt, der den brasilianischen Regenwald zerstört. | |
Zwei Jahre Lieferkettengesetz: Pflichten in Kinderschuhen | |
In seinen ersten Lebensjahren stand das Lieferkettengesetz unter Beschuss. | |
Jetzt muss es an europäische Vorgaben angepasst werden. |