# taz.de -- Maßnahmen gegen Industriekrise: Ökonomen gegen Kürzungen im Sozi… | |
> Weder Bürokratie noch zu hohe Abgaben sind laut einer Studie schuld an | |
> der Konjunkturflaute. Neoliberale Konzepte helfen also nicht weiter. | |
Bild: Empfohlen wird ein Brückenstrompreis | |
Berlin taz | Angesichts der anhaltenden Konjunkturflaute fordern | |
Ökonom*innen eine [1][EU-weit koordinierte Industriepolitik] sowie eine | |
Investitionsoffensive und einen Brückenstrompreis. Kürzungen bei | |
Sozialleistungen seien dagegen kontraproduktiv. | |
„Anstatt die Herausforderungen durch die aggressive Industriepolitik in | |
China und in den USA sowie durch das Risiko eines globalen Handelskrieges | |
zu adressieren, wird vielfach über vermeintlich überhöhte Sozialausgaben | |
oder falsche Anreize für [2][Bürgergeldempfänger*innen] diskutiert“, | |
schreiben die Forschenden des Instituts für Makroökonomie und | |
Konjunkturforschung (IMK) in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie. | |
Ihnen zufolge sind Investitionen in die Industrie und Infrastruktur das | |
beste Mittel, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Werden diese schnell | |
umgesetzt, würde das auch die Nachfrage stützen. Ein falscher Druck auf | |
Löhne und soziale Sicherung hingegen würde laut IMK die Binnennachfrage | |
weiter schwächen – und die sei ein wichtiger Stabilitätsanker. | |
Die IMK-Ökonom*innen gehen davon aus, dass die Wirtschaft dieses Jahr nur | |
um 0,1 Prozent wachsen wird – nachdem sie 2024 vermutlich das zweite Jahr | |
in Folge schrumpfte. Entgegen in der aktuellen Debatte häufig erhobenen | |
Behauptungen sehen sie den Grund für die Wachstumsschwäche allerdings nicht | |
in zu hohen Sozialausgaben oder zu starker Bürokratie. | |
## 25 Prozent Wachstum | |
So hat sich die deutsche Wirtschaft laut IMK-Analyse zwischen 2000 und 2019 | |
noch relativ stark entwickelt, obwohl damals Bürokratie, Löhne und | |
Sozialausgaben nicht sonderlich geringer waren. Trotzdem wuchs in dieser | |
Zeit die Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung in Deutschland um rund 25 Prozent. | |
Damit konnte Deutschland noch mit den USA mithalten und europäische Länder | |
wie Großbritannien, Frankreich oder die Niederlande abhängen. | |
„Eine Art Agenda 2010 in neuer Verpackung, wie sie von konservativer und | |
wirtschaftsliberaler Seite vorgeschlagen wird, würde mehr schaden als | |
nutzen“, warnt deshalb [3][IMK-Chef Sebastian Dullien]. Stattdessen bestehe | |
die größte Herausforderung für die nächste Bundesregierung darin „zu | |
verhindern, dass strategisch wichtige Industriebereiche wegbrechen, und | |
Anreize für Investitionen zu schaffen, die eine zukunftsfähige Produktion | |
von innovativen Gütern und Dienstleistungen ermöglichen“. | |
8 Jan 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Oekonom-zu-Transformation-der-Wirtschaft/!6045549 | |
[2] /Debatte-um-Arbeitspflicht/!6060814 | |
[3] /Oekonom-ueber-Wahlen-in-Frankreich/!6018069 | |
## AUTOREN | |
Simon Poelchau | |
## TAGS | |
Industriepolitik | |
Wirtschaftskrise | |
Neoliberalismus | |
Investitionen | |
Bürgergeld | |
Social-Auswahl | |
CDU | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
Wirtschaft | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bürgergeld-Populismus der CDU: Die Neidreflexe bedient | |
Der CDU-Generalsekretär will Bürgergeld-Empfänger*innen zur Arbeit zwingen. | |
Dass das verfängt, liegt auch an der verkorksten Politik der Ampel. | |
Soziologe über Deutschlands Wirtschaft: „Die Krise ist teilweise inszeniert�… | |
Firmen ist der Einfluss der Gewerkschaften zu groß, sagt der Soziologe | |
Klaus Dörre. Er fordert ein linkes Bündnis für einen ökologischen | |
Sozialstaat. | |
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger: „Das deutsche Geschäftsmodell funktioni… | |
Der ehemalige Wirtschaftsweise Peter Bofinger sieht Deutschland in der | |
schwierigsten ökonomischen Lage seit der Nachkriegszeit. Wie schlimm steht | |
es ums Land? |