# taz.de -- Fridays for Future: Neuer Treibstoff für die Bewegung | |
> Am Donnerstag präsentierten die Aktivist*innen von Fridays for Future | |
> ihre Forderungen an die nächste Bundesregierung. Auch Los Angeles war | |
> Thema. | |
Bild: Die Fridays for Future Aktivist*innen stellten am Donnerstag in Berlin ih… | |
BERLIN taz | Längst bestehe die Klimakrise nicht mehr aus Zahlen in den | |
Nachrichten, sagt [1][die Klimaaktivistin Carla Reemtsma]. „Seit einigen | |
Tagen brennt es in Kalifornien. Mehr als 150.000 Menschen haben aufgrund | |
der Brände ihre Häuser verlassen. Hollywood-Premieren werden abgesagt, das | |
Löschwasser ist alle.“ Die ökologische Realität, sagt Reemtsma, „eskalie… | |
schneller, als wir hinterherkommen“. | |
Am Donnerstag präsentierten die Aktivist*innen von Fridays for Future | |
(FFF) im Haus der taz in Berlin ihre Forderungen an die nächste | |
Bundesregierung: allen voran Klimaneutralität bis 2035 (bisheriges Ziel | |
Deutschlands 2045) und ein geordneter Ausstieg aus [2][Erdgas] zum selben | |
Zeitpunkt. Besonderen Wert legt die Bewegung darauf, Klimaschutz bezahlbar | |
zu machen und jene zur Kasse zu bitten, die von der Klimakrise profitieren. | |
Superreiche sollen besteuert werden, um die Transformation von | |
Infrastruktur zu bezahlen. So will FFF ein „Recht auf klimafreundliche | |
Wärme und Mobilität“ sichern. Verändern werde sich die Welt sowieso, sagt | |
Sprecher Pit Terjung. Die Frage sei: „Gestalten wir die Transformation | |
ökologisch und gerecht oder sehen wir der Klimakrise beim Eskalieren zu?“ | |
Für diese Transformation brauche es Fachkräfte, die Fernwärmerohre | |
verlegen, Züge fahren und Häuser sanieren. „Klimaschutz steht und fällt mit | |
den Jobs, die ihn finanzieren und möglich machen“, sagt Terjung. FFF | |
fordert daher, jährlich 300.000 Menschen in „Zukunftsindustrien“ | |
auszubilden. Damit wolle man auch der Zukunftsangst junger Menschen | |
begegnen: „Wenn man verhindern will, dass diese Unsicherheit in | |
Vertrauensverlust und Resignation kippt, dann muss die Politik Menschen in | |
meinem Alter Perspektiven eröffnen, in welchen Berufen sie später arbeiten | |
können“, sagt der 19-jährige Terjung. | |
## Klimastreik eine Woche vor Bundestagswahl | |
Um für Klimakatastrophen zu bezahlen, will FFF fossile Unternehmen | |
besteuern. „Im Moment sind die Betroffenen auf sich selbst gestellt, | |
während fossile Konzerne Milliarden einstreichen“, kritisiert Frieda | |
Egeling, wie Terjung und Reemtsma Sprecherin der Bewegung. | |
[3][In den Wahlprogrammen der Parteien] fehlten diese Forderungen. Sie | |
seien stattdessen „der Versuch, den Menschen eine heile Welt zu verkaufen, | |
während die Welt da draußen in Flammen steht“, sagt Terjung. Derzeit drohe | |
der Rückbau des Klimaschutzes, fürchtet Reemtsma: „Unwetter, | |
Überschwemmungen, Hitzesommer haben Ursachen und Verantwortliche, nämlich | |
Politiker, denen die Profite fossiler Unternehmen wichtiger sind als | |
Menschenleben.“ | |
Die SPD vergesse, dass zum Klimaschutz auch der Ausstieg aus den fossilen | |
Energien gehört, bemängelt Reemtsma. Die Union verweigere klimapolitische | |
Verantwortung und wolle Errungenschaften wie das EU-weite Verbrenner-Aus | |
2035, das Heizungsgesetz und den Kohleausstieg 2030 in Westdeutschland | |
rückgängig machen. Auch an den Grünen übt Reemtsma Kritik: Nach guten | |
ersten Schritten in der Regierung drohten sie, Klimaschutz „aus | |
vermeintlicher Wahlkampfstrategie hinten runterfallen zu lassen“. Zwar | |
stünden die Grünen am klarsten zu den Klimazielen, „sie wären allerdings | |
deutlich glaubwürdiger, wenn sie nicht von ihrem eigenen Kanzlerkandidaten | |
infrage gestellt würden, wie er es beispielsweise beim Kohleausstieg 2030 | |
gemacht hat.“ | |
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, ruft FFF am 14. Februar, etwa | |
eine Woche vor der Bundestagswahl, zum bundesweiten Klimastreik auf. Ob | |
sich noch so viele Menschen wie 2019 beteiligen – das sei zwar teilweise | |
davon abhängig, wie gut die Bewegung mobilisieren könne, sagt FFF-Urgestein | |
Luisa Neubauer, die die Veranstaltung moderierte. „Aber Teil davon ist | |
auch, wie groß das Vertrauen darin ist, dass die Proteste in die Politik | |
wirken.“ | |
9 Jan 2025 | |
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## AUTOREN | |
Jonas Waack | |
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