# taz.de -- Friedensgespräche in Angola geplatzt: Krieg in Kongo flammt wieder… | |
> Das Gipfeltreffen für ein Abkommen mit Ruanda fand nicht statt. Im Osten | |
> der Demokratischen Republik Kongo steht deren Armee den Tutsi-Rebellen | |
> M23 gegenüber. | |
Bild: Sake, 25 Kilometer westlich von Goma, ist eine Frontstadt der kongolesisc… | |
Kampala taz | Das geplante Friedensabkommen zwischen Ruanda und der | |
Demokratischen Republik Kongo ist geplatzt. Während das [1][Presseteam von | |
Kongos Präsident] am Sonntagfrüh auf sozialen Medien Fotos postete, wie | |
Félix Tshisekedi ins Flugzeug steigt, um nach Angola zu fliegen, wo das | |
Abkommen unterzeichnet werden sollte, verbrachte sein Amtskollege [2][Paul | |
Kagame] in Ruanda das Wochenende auf seiner Farm und hatte offenbar nie | |
vor, zum Gipfel zu reisen. Die Unterschrift kam nicht zustande. | |
Unter Federführung von Angolas Präsidenten João Lourenço finden in Angolas | |
Hauptstadt Luanda seit März [3][Verhandlungen] statt, um den Krieg im Osten | |
der Demokratischen Republik Kongo einzudämmen. | |
Laut UN-Ermittlungen unterstützt dort Ruanda mit 3.000 Soldaten die | |
kongolesischen Tutsi-Rebellen der [4][M23 (Bewegung des 23. März)] in ihrem | |
Kampf gegen Kongos Arme. Gemeinsam haben sie ein Gebiet erobert, das fast | |
größer ist als das Nachbarland Ruanda und die wichtige Millionenstadt Goma | |
an der Grenze eingekesselt. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht. | |
Die Afrikanische Union (AU) hat Angola damit beauftragt, eine Lösung für | |
den Kongo-Konflikt auszuarbeiten. Anfang August trat ein Waffenstillstand | |
in Kraft. Dann setzten die ruandischen und kongolesischen Außenminister und | |
Geheimdienstvertreter einen Entwurf für ein Abkommen auf, das einen | |
Fahrplan in Richtung Frieden darstellen soll. | |
## Knackpunkt: Gespräche mit M23-Rebellen | |
Laut diesem verpflichtet sich Kongos Regierung, die Zusammenarbeit mit der | |
ruandischen Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) | |
einzustellen, die Kongos Armee im Kampf gegen Ruanda und die M23 | |
unterstützt. In den Reihen der FDLR tummeln sich Völkermörder, die 1994 das | |
Massenschlachten an über einer Million Tutsi in Ruanda geplant und | |
durchgeführt haben und sich seitdem im Ostkongo verstecken. | |
Umgekehrt soll Ruanda seine Truppen aus Kongo zurückziehen. Die M23 | |
wiederum soll sich entwaffnen lassen. Am Samstag sollte ein letztes Treffen | |
auf Ministerebene in Angola grünes Licht für eine Unterzeichnung des | |
Abkommens durch die Staatschefs am Sonntag geben. | |
Doch [5][dazu kam es nicht]. Laut Ruanda gab es keinen „Konsens“ in der | |
Frage, was mit den M23-Rebellen geschehen solle. Ruanda beharrt darauf, | |
dass Kongos Regierung direkt mit den M23-Rebellen verhandeln soll. Kongos | |
Regierung lehnt das ab. | |
Ruandas Außenminister Olivier Nduhungirehe [6][erklärte gegenüber lokalen | |
Medien], der Begriff „Dialog“ mit der M23 sei aus dem Abkommenstext | |
herausgestrichen worden. „Wir waren überrascht“, so Nduhungirehe. Eine | |
„Verschiebung“ des Gipfeltreffens ermögliche es nun, einen „Dialog“ | |
zwischen M23 und Kongos Regierung in Gang zu bringen. „Es gibt gewisse | |
Schritte, die die DR Kongo unternehmen muss, ohne jedes Mal Ruanda als | |
Vorwand zu nennen, warum diese nicht getan werden“, so das offizielle | |
Statement aus Kigali am Sonntag. | |
Die Antwort aus Kongos Hauptstadt Kinshasa kam prompt: „Wir waren kurz | |
davor, ein Friedensabkommen zu erzielen, aber Ruanda hat sich für den Weg | |
des Krieges entschieden“, [7][donnerte Kongos Außenministerin Thérèse | |
Kayikwamba Wagner] am Montag früh auf einer Pressekonferenz. | |
Die Folgen sind bereits zu spüren. An sämtlichen Frontlinien im Ostkongo | |
knallte es am Sonntag bereits heftig, bestätigen Quellen beider Seiten der | |
taz. | |
Die M23 eroberte in nur wenigen Stunden mit ruandischer Hilfe die Ortschaft | |
Matembe im Gebiet Lubero in der Provinz Nord-Kivu und versucht weiter gen | |
Norden vorzudringen, in Richtung der wichtigen Handelsstadt Butembo. Von | |
Seiten der kongolesischen Armee erfährt die taz, dass von dem geltenden | |
Waffenstillstand „absolut nichts mehr zu spüren sei“ und man sich auf ein | |
umkämpftes Weihnachten einstelle. | |
Die M23 erklärt hingegen, sie sei nie Teil der Verhandlungen gewesen. | |
Corneille Nangaa, Koordinator der Rebellenkoalition AFC (Alliance Fleuve du | |
Congo), zu der auch die M23 gehört, zitierte in einer [8][Videoansprache | |
zum Jahrestag der AFC-Gründung] am Samstag Nelson Mandela: „Alles was ihr | |
für mich tut, ohne mich darin einzubeziehen, tut ihr gegen mich.“ | |
16 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://x.com/Presidence_RDC/status/1868227299738337513?t=1P2VvMcIWFP-AR9JS… | |
[2] https://x.com/UrugwiroVillage | |
[3] https://issafrica.org/iss-today/the-revived-luanda-process-inching-towards-… | |
[4] /M23-Rebellenchef-ueber-Kongo/!5893776 | |
[5] https://x.com/Presidence_RDC/status/1868253009727443422 | |
[6] https://www.newtimes.co.rw/article/22625/news/africa/dialogue-with-m23-the-… | |
[7] https://x.com/GraceShako1/status/1868397904995484008 | |
[8] https://x.com/LawrenceKanyuka/status/1867930087301296545 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
Ruanda | |
Ostkongo | |
Angola | |
Nord-Kivu | |
Goma | |
M23-Rebellen | |
Ostkongo | |
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Krieg im Osten der DR Kongo: Soldaten fliehen vor Rebellen | |
Im Osten der DR Kongo setzen sich die M23-Rebellen erstmals in der Provinz | |
Süd-Kivu fest. Der Friedensprozess ist endgültig kollabiert. | |
Krieg im Osten der DR Kongo: Weiterer Erfolg für Kongos M23-Rebellen | |
Die Distrikthauptstadt Masisi im Osten der DR Kongo fällt an die von Ruanda | |
unterstützten Aufständischen. Kongos Regierung lehnt Gespräche weiter ab. | |
US-Präsident in Angola eingetroffen: Rückendeckung für Vermittlung zwischen … | |
Zu seiner einzigen Afrikareise als US-Präsident besucht Joe Biden Angola. | |
Pünktlich dazu flammen Kämpfe in der DR Kongo auf, wo Angola vermittelt. | |
Europäische Ausbilder im Kongo: Verdeckter Einsatz | |
Private europäische Militärausbilder helfen Kongos Armee im Kampf gegen | |
Rebellen. Sind diese Firmen in Kampfhandlungen verstrickt? Eine | |
Spurensuche. | |
An der Front in der DR Kongo: Bevor die Rebellen kommen | |
Im ostkongolesischen Butembo macht die „patriotische“ Jugend mobil. Die von | |
Ruanda unterstützten M23-Rebellen sind nur noch 100 Kilometer entfernt. |