| # taz.de -- Künftige US-Regierung: Donald Trumps Gruselkabinett | |
| > Immer klarer zeichnet sich ab, mit wem der nächste US-Präsident regieren | |
| > will. Das gemeinsame Ziel: den Staat um- und abbauen. | |
| Bild: Hoffen auf ein „goldenes Zeitalter“: Eine Trump- Anhängerin auf eine… | |
| Washington taz | Seit Donald Trumps Wahlsieg Anfang November gehört es fast | |
| zur Routine: Nahezu täglich verkündet der 78 Jahre alte Republikaner | |
| Personalentscheidungen für seine bevorstehende zweite Amtszeit. [1][Die | |
| Namen, die bisher gefallen sind], haben bei vielen Beobachtern für | |
| Kopfschütteln und Unbehagen gesorgt. | |
| „Ich halte sie für gefährlich. Ich glaube, dass viele dieser Leute den | |
| Präsidenten an die erste Stelle stellen und nicht die amerikanische | |
| Bevölkerung, wenn es um Politik, Wirtschaft und Strafverfolgung geht“, | |
| sagte Ben Olinsky vom Center for American Progress der taz. | |
| Auf nichts legt Donald Trump mehr Wert als auf [2][Loyalität]. Doch wer bei | |
| seinen bisherigen Nominierungen etwas genauer hinschaut, erkennt Menschen | |
| mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten, Erfahrungen und Ideologien. Was sie | |
| alle verbindet: Washington als politisches System soll weg. | |
| Die am klarsten ausgearbeiteten Ideen, wie das gehen soll, stehen im | |
| [3][„Project 2025“]. Der von der rechtskonservativen Heritage Foundation | |
| veröffentlichte 900 Seiten starke Entwurf für Trumps zweite Amtszeit würde, | |
| wenn umgesetzt, die US-amerikanische Demokratie grundlegend verändern. | |
| ## Gewaltenteilung ade | |
| Das „Project 2025“ versammelt Punkte, die die Republikaner anders sehen als | |
| die Demokraten – etwa in Bezug auf Abtreibungsrechte und die Migrations- | |
| und Klimapolitik. Darüber hinaus will es die politischen Institutionen über | |
| viele Jahre hinweg umbauen und das System der sogenannten checks and | |
| balances zerstören, das sicherstellt, stets den Kompromiss suchen zu | |
| müssen. Gewaltenteilung, ade. | |
| Noch während des Wahlkampfs behauptete Donald Trump, er kenne das „Project | |
| 2025“ gar nicht, habe es nicht gelesen, nichts damit zu tun und wisse auch | |
| nicht, welche Leute dahintersteckten. Nur: Einige der wichtigsten Autoren | |
| des Entwurfs hat er jetzt für seine Regierung nominiert. | |
| Russell Vought und Stephen Miller etwa. Beide waren bereits Teil des ersten | |
| Trump-Kabinetts. Diese Erfahrung könnte ihnen dabei helfen, ihre Pläne für | |
| verschiedene Politikfelder in den kommenden vier Jahren noch besser | |
| umzusetzen. | |
| Stephen Miller gilt als Hardliner. Er war maßgeblich für Trumps | |
| umstrittenen „Muslim Ban“ von 2017 verantwortlich, das Einreiseverbot für | |
| Bürger bestimmter muslimisch geprägter Staaten. In der nächsten Regierung | |
| soll Miller als stellvertretender Stabschef agieren. Er will die | |
| Einwanderung sowie das Asylrecht so weit wie möglich beschränken. Die | |
| Massenabschiebung von „illegalen Einwanderern“, wie sie von Trump während | |
| des Wahlkampfs oft genannt wurde, steht ganz oben auf Millers Agenda. | |
| ## Trump will eine Million Menschen abschieben | |
| Wirtschaftsexperten haben immer wieder vor Massenabschiebungen gewarnt, | |
| weil damit zum Beispiel die US-amerikanische Landwirtschaft und | |
| Servicebranche stark in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. In beiden | |
| Sektoren arbeiten besonders viele zugewanderte Menschen. Die neue | |
| Trump-Regierung will mehr als eine Million von ihnen im Jahr abschieben. | |
| Auch bei der Wahl eines neuen Grenzschutzbeauftragten setzt Trump auf einen | |
| Ultrakonservativen. [4][Tom Homan] ist der ehemalige Direktor der | |
| Sicherheitsbehörde für Einwanderungsvergehen (ICE). Auch er hat am „Project | |
| 2025“ mitgearbeitet. | |
| „Ich habe eine Botschaft an die Millionen illegaler Einwanderer, die Joe | |
| Biden unter Verletzung des Bundesgesetzes in unser Land gelassen hat: Fangt | |
| jetzt besser an, eure Sachen zu packen“, sagte Homan im Juli beim | |
| Nominierungsparteitag der Republikaner. | |
| Einwanderung war eines der wichtigsten Themen im US-Wahlkampf. Laut | |
| offiziellen Regierungszahlen sollen 2022 knapp 11 Millionen Einwanderer | |
| ohne Papiere in den USA gelebt haben. Es ist wahrscheinlich, dass diese | |
| Zahl in den vergangenen Jahren weiter zugenommen hat. | |
| ## Die Mär vom „Deep State“ | |
| Die vom „Project 2025“ beschriebene Umstrukturierung der US-Regierung zielt | |
| auf mehr als das Thema Migration. Nach Trumps Vorstellungen soll Russell | |
| Vought die Position des Direktors für Budget und Management (OMB) | |
| bekleiden. Schon am Ende von Trumps erster Amtszeit war Vought | |
| OMB-Direktor. | |
| Dieser weniger bekannte Regierungsposten ist vor allem dafür zuständig, den | |
| vom Präsidenten vorgeschlagenen Haushaltsplan zu erstellen und dafür zu | |
| sorgen, dass dessen Agenda in den verschiedenen Behörden auch wirklich | |
| umgesetzt wird. | |
| Vought hat vor, die Macht des Präsidenten und dadurch auch die Macht des | |
| OMB-Direktors in der nächsten Amtszeit deutlich auszuweiten. Unter anderem | |
| soll der Präsident das Recht haben, durch den US-Kongress verabschiedete | |
| Regierungsprogramme und -ausgaben zu kürzen oder ganz zu streichen. Aktuell | |
| kann das nur der Kongress. Um diese Pläne umzusetzen, bräuchte es laut | |
| Vought loyale Mitarbeiter innerhalb des gesamten Regierungsapparats, die | |
| den Anweisungen aus dem Weißen Haus ohne Widerstand Folge leisten. | |
| Unter Republikanern gibt es zudem den verschwörungstheoretischen Glauben, | |
| dass ein sogenannter „Deep State“, ein Staat hinter dem Staat, innerhalb | |
| der Regierungsorgane existiert. Dieser angebliche Zusammenschluss aus | |
| Bürokraten soll versuchen, die Umsetzung konservativer beziehungsweise | |
| rechter Politik zu vereiteln. Auch deshalb will Vought so viele | |
| Regierungsmitarbeiter wie möglich ersetzen. „Ohne kleine Konfrontationen | |
| werden wir unser Land nicht retten“, sagte er im Juni. | |
| ## Bloß keine Fachkompetenz | |
| Die Verschwörungstheorie eines „Deep State“ wird auch von Trump selbst | |
| geteilt. Seine Kandidaten für die Posten des [5][FBI-Direktor]s, des | |
| [6][Justiz]-, Außen- und Verteidigungsministers sowie der | |
| Geheimdienstdirektorin sind ebenfalls davon überzeugt. Sollten sie vom | |
| Senat in ihren Ämtern bestätigt werden, werden sie versuchen, den | |
| angeblichen „Deep State“ zu zerlegen. Im Gegensatz zu Vought, Homan und | |
| Miller hat keiner von ihnen direkt an „Project 2025“ mitgearbeitet. | |
| Der frühere Kongressabgeordnete [7][Matt Gaetz] war Trumps erste Wahl für | |
| den Posten des Justizministers. Gaetz, der bis vor Kurzem selbst von dem | |
| Ministerium beobachtet wurde, das er nun leiten soll, hatte noch nie eine | |
| leitende Führungsposition inne. Auch der Ethikausschuss des | |
| Repräsentantenhauses untersuchte Gaetz aufgrund von Vorwürfen, dass er für | |
| Sex mit einer Minderjährigen bezahlt hätte. Ein Bericht über das angebliche | |
| Vergehen wurde bislang noch nicht veröffentlicht. Nachdem klar wurde, dass | |
| seine Chancen auf eine Bestätigung durch den Senat verschwindend gering | |
| sind, zog Gaetz seine Nominierung zurück. | |
| Ähnlich liegt der Fall von Pete Hegseth. Der ehemalige Moderator des | |
| rechten Fernsehsenders Fox soll neuer Verteidigungsminister werden und | |
| damit das größte Ministerium innerhalb der US-Regierung leiten. Erfahrung | |
| hat er in diesem Bereich keine. Außerdem wurde Hegseth im Jahr 2017 der | |
| sexuellen Nötigung bezichtigt. Es kam nie zu einer Anklage, aber Hegseth | |
| gab später zu, dass er das mutmaßliche Opfer fürs Schweigen bezahlt hat. | |
| Jüngst machte der Verteidigungsminister in spe zudem Schlagzeilen, weil er | |
| schwule US-Soldaten als Teil einer „marxistischen“ Agenda bezeichnete. | |
| Auch die frühere Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard, die in der | |
| Vergangenheit russische und syrische Propaganda verbreitet hatte und nun | |
| die US-Geheimdienste leiten soll, verfügt auf den ersten Blick nicht über | |
| die nötigen Qualifikationen für das Amt. Gleiches gilt für [8][Robert | |
| Kennedy Jr]. Der ausgesprochene Impfgegner soll unter Trump das | |
| Gesundheitsministerium leiten. | |
| ## „Normalos“ und Superreiche | |
| Für Experten zeigen diese Nominierungen, dass Trumps Team nicht genug Zeit | |
| investiert hat, um die Kandidaten wirklich auf ihre Qualifikationen und | |
| mögliche Charakterschwächen zu untersuchen. „Ein Präsident wird immer Leute | |
| auswählen, die ähnliche Werte vertreten. Das ist hier jedoch anders. Es ist | |
| ein Streben nach absoluter Loyalität, gepaart mit dem, was ‚Project 2025‘ | |
| und der designierte Präsident Trump darüber dargelegt haben, wie sie die | |
| Arbeitsweise der Regierung verändern wollen“, sagt Olinsky. | |
| Neben fragwürdigen Charakteren hat Trump aber auch vermeintlich „normale“ | |
| Kandidaten für wichtige Regierungspositionen nominiert. Der als | |
| Finanzminister gehandelte Scott Bessent oder Lori Chavez-DeRemer, die als | |
| Arbeitsministerin fungieren soll, werden als vernünftig und solide | |
| beschrieben. | |
| „Diese Beispiele zeigen, dass Trump eine rationale Seite hat“, sagt zum | |
| Beispiel Yale-Professor Jeffrey Sonnenfeld. „Aber dann gibt es eben noch | |
| die andere, kapriziöse, emotionale, rachsüchtige, nachtragende Seite. Und | |
| mit dieser hat Trump einige der verheerendsten Kandidaten ausgewählt.“ | |
| Die große Unbekannte bleibt derweil weiter [9][Elon Musk.] Der reichste | |
| Mann der Welt hat es in kurzer Zeit mit seiner finanziellen | |
| Wahlkampfunterstützung in Trumps engsten Kreis der Vertrauten geschafft. | |
| Musk und der Geschäftsmann Vivek Ramaswamy sollen in der Trump-Regierung | |
| eine neue Behörde „für effizientes Regieren“ leiten. Am vergangenen | |
| Donnerstag hat Musk Kongressabgeordnete getroffen, um über einen | |
| drastischen Personalabbau im Regierungsapparat zu sprechen. | |
| Diese erfolgreiche politische Einflussnahme scheint auch andere | |
| Tech-Milliardäre zu beeindrucken: Nachdem Meta-Chef Mark Zuckerberg an | |
| Donald Trump vor vier Jahren noch kaum Interesse zeigte, spendete er jetzt | |
| eine Million Dollar für dessen Amtseinführung. | |
| 13 Dec 2024 | |
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| Hansjürgen Mai | |
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