# taz.de -- Pressefreiheit in Russland: Moskau weist zwei deutsche Journalisten… | |
> Zwei ARD-Journalisten müssen Russland verlassen. Moskau spricht von | |
> „Vergeltung“ für die Ausweisung zweier russischer Journalisten aus | |
> Deutschland. | |
Bild: Muss Russland verlassen: der ARD-Radiokorrespondent Frank Aischmann | |
Moskau taz | Nach der Ausweisung zweier russischer Journalisten aus Berlin | |
entzieht das russische Außenministerium die Akkreditierungen für [1][einen | |
Korrespondenten und einen technischen Mitarbeiter der ARD]. Sie müssen | |
Russland bis zum 16. Dezember verlassen. Moskau spricht von „Vergeltung“. | |
Der ARD-Radiokorrespondent Frank Aischmann und der Techniker des Moskauer | |
ARD-Studios, Sven Feller, müssen Russland verlassen. Das teilte die | |
russische Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa am Mittwochnachmittag | |
mit. Das Außenministerium entzieht den beiden ihre Akkreditierungen, das | |
ist die Grundlage für ein journalistisches Visum im Land, das mittlerweile | |
alle drei Monate neu zu beantragen ist. „Wir sind gezwungen, diese | |
spiegelbildlichen Maßnahmen zu ergreifen. Es ist die Antwort auf das | |
unfreundliche Vorgehen Berlins“, sagte Sacharowa. | |
Erst am Mittwochmorgen hatte der staatstreue russische TV-Sender Perwyj | |
Kanal (Erster Kanal) von der Ausweisung ihres Korrespondenten und eines | |
Kameramannes berichtet. Deutschland ertrage die Fakten nicht, die der | |
„Weltmehrheit“ bekannt seien, deshalb müssten sie gehen, hieß es. In einem | |
Dokument, das dabei eingeblendet wurde, hieß es, die deutschen Behörden | |
sähen in der Arbeit des Senders eine Bedrohung für die Sicherheit | |
Deutschlands. Der Perwyj Kanal wird dabei als [2][gefährliches | |
Propagandaorgan] bezeichnet. | |
Das Auswärtige Amt wies diese Darstellung zurück. „Die russischen | |
Behauptungen sind falsch“, sagte ein Ministeriumssprecher am Mittwoch in | |
Berlin. Die Bundesregierung habe keine Büros geschlossen, russische | |
Journalisten könnten in Deutschland frei und ungehindert berichten. | |
## Bedingungen für Korrespondenten immer schlechter | |
Frank Aischmann ist langjähriger Hörfunkkorrespondent vom MDR und berichtet | |
seit diesem Jahr aus Moskau. Er war bereits in den 1990er Jahren | |
Russland-Korrespondent gewesen. Durch die plötzliche Ausweisung bleibt mit | |
[3][Ina Ruck], die seit 2018 bereits zum vierten Mal aus Moskau berichtet, | |
lediglich eine ARD-Korrespondentin vor Ort. In früheren Zeiten waren teils | |
bis zu sieben ARD-Korrespondent*innen im Studio Moskau. | |
Seit der Invasion russischer Truppen in die Ukraine im Februar 2022 ist die | |
Lage ausländischer Korrespondent*innen immer schlechter geworden. | |
Russlands Behörden behindern ihre Arbeit, indem sie sie bei ihren | |
Recherchen verfolgen und immer wieder den Druck über die Vergabe der | |
Akkreditierung erhöhen. | |
Russlands Zensurgesetze erschweren die Arbeit zusätzlich. Jede Kritik an | |
Russlands Krieg gegen die Ukraine kann demnach ein Verfahren wegen der | |
sogenannten „Diskreditierung der russischen Armee“ nach sich ziehen. Themen | |
wie die Rüstungsindustrie, tote Soldaten und letztlich jegliche | |
Kriegsberichterstattung sind damit fast unmöglich geworden. | |
Die Menschen im Land sind eingeschüchtert, kaum eine*r traut sich noch, | |
mit westlichen Journalist*innen zu sprechen. Russland bezeichnet diese | |
als Berichterstatter*innen aus „unfreundlichen Ländern“. | |
27 Nov 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ard-moskau-ausweisung-100.html | |
[2] /Propaganda-in-russischen-Staatsmedien/!5884294 | |
[3] https://x.com/InaRuck | |
## AUTOREN | |
Inna Hartwich | |
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