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# taz.de -- Elbtower in Hamburg: Hamburgs peinlichste Baustelle
> Durch private Investitionen könnte aus dem Elbtower doch noch was werden.
> Dafür soll das Naturkundemuseum mit einsteigen – auf Rechnung der Stadt.
Bild: Impressionen im Baustopp: der Elbtower in Hamburg
Bei Hamburgs peinlichstem Bauprojekt tut sich was. Kürzlich hat der
rot-grüne Senat bekanntgegeben, dass der Insolvenzverwalter des Elbtowers
an den Hamburger Elbrücken exklusiv mit einem Investorenkonsortium über
eine Fertigstellung verhandelt. Dafür müsste der Senat aber wohl von seinem
Versprechen abrücken, [1][kein öffentliches Geld in das Projekt] zu
stecken.
Der Elbtower soll eine weithin sichtbare Landmarke werden. Schon von Weitem
wäre sichtbar: Jetzt kommt Hamburg. Mit 245 Metern Höhe würde er die
wenigen anderen Hochhäuser Hamburgs weit überragen, weswegen er unter
Hamburger Architektur-Freunden nicht nur auf Begeisterung stößt.
Gegenwärtig steht ein zu einem Drittel fertiggestellter Rohbau im
Dezemberniesel. Die Arbeit daran war im Oktober vergangenen Jahres
eingestellt worden, nachdem die Signa-Gruppe des österreichischen
[2][Groß-Pleitiers René Benko] ihre Rechnungen nicht mehr bezahlt hatte. Im
Januar wurde ein Insolvenzantrag für das Projekt gestellt.
Vor einer Woche nun hat der vorläufige Insolvenzverwalter, der Berliner
Anwalt Torsten Martini mitgeteilt, er werde mit einem Konsortium um den
Hamburger Bauunternehmer Dieter Becken verhandeln, zu dem auch der
Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne gehört. Der gebürtige [3][Hamburger
und Milliardär Kühne] betätigt sich auch als Stifter. Er hat zig Millionen
Euro in den Hamburger SV gesteckt und zuletzt angeboten, der Stadt für
mehrere Hundert Millionen ein neues Opernhaus zu spendieren. Auch in Benkos
Signa-Holding hatte er investiert, stieg aber 2022 rechtzeitig vor der
Pleite aus.
Dem Elbtower ist aufgrund des Stillstandes ein Ankermieter abhanden
gekommen, der einen Mindestanteil der Flächen belegt hätte. Um das Projekt
finanzierbar zu machen, schlägt das Konsortium vor, die Stadt möge
einspringen und ihr geplantes Naturkundemuseum in den unteren Stockwerken
des Hochhauses unterbringen.
Das erste Hamburger Naturkundemuseum von 1843 ist hundert Jahre später im
Feuersturm der Bombenangriffe untergegangen, wobei ein bedeutender Teil der
Sammlung gerettet und nach dem Krieg erweitert worden ist. Den Neubau plant
der Senat gemeinsam mit dem Leibniz-Institut zur Analyse des
Biodiversitätswandels. Als „Evolutioneum“ soll es den Einfluss des Menschen
auf die Entwicklung des Lebens zeigen und mit seinen mehr als zehn
Millionen Exponaten Forschung zur Biodiversität und Evolution ermöglichen.
Geplant war es eigentlich als eigenständiger prominenter Bau im Zentrum
der Hafencity, also dem Neubaustadtteil, dessen östlichen Abschluss der
Elbtower bilden soll. Jetzt hat sich angeblich herausgestellt, dass das
fürs Museum vorgesehene Baufeld nicht so geeignet ist und Alternativen
gesucht werden.
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) findet jedenfalls, die
Idee des Naturkundemuseums in den unteren Stockwerken des Elbtowers habe
„großen Charme“. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) begrüßt, dass d…
Projekt „in der Federführung und im ausschließlichen Risiko privater
Investoren fertiggestellt werden soll“. Konkrete Vorschläge für eine
öffentliche Nutzung werde der Senat im Hinblick auf die Machbarkeit,
Qualität, und Wirtschaftlichkeit aus Sicht der Stadt prüfen.
Die Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sudmann von der Linken hält das für
Augenwischerei. Denn als Mieter würde sich die Stadt an den Eigentümer
ketten. „Ein Auszug des Museums bei zu hohen Mietbelastungen ist aufgrund
der hohen Umzugskosten unrealistisch“, warnt die Abgeordnete.
23 Dec 2024
## LINKS
[1] /Liberale-radikalisieren-sich/!6042931
[2] /Auch-Signa-Holding-pleite/!6001704
[3] /Vanity-Fair-ueber-Klaus-Michael-Kuehne/!6034426
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Schwerpunkt Stadtland
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Hamburg
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