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# taz.de -- Auch Signa Holding pleite: Komplette Rieseninsolvenz
> Nun ist auch die Dachgesellschaft des österreichischen Unternehmers René
> Benko am Ende. Galeria-Karstadt-Kaufhof ringt um einzelne Standorte.
Bild: Wollte einen Schutzwall um seine Unternehmen aufbauen: Rene Benko
München taz | Auch die Dachgesellschaft des Innsbrucker
Milliarden-Pleitiers René Benko ist nicht zu retten. Der österreichische
Insolvenzverwalter Christoph Stapf zog die geplante Sanierung der Signa
Holding zurück und beantragte Konkurs. Damit fällt das Dach des in
insgesamt mehr als [1][1.000 Unternehmen verzweigten Benko-Reichs]. Ihr
waren die beiden großen Töchter Signa Prime und Signa Development
unterstellt, die sich beide mit den [2][Benko-Immobilienprojekten] befasst
haben. „Das überrascht mich jetzt nicht wirklich“, sagt der Innsbrucker
Wirtschafts-Professor Leonhard Dobusch im Gespräch mit der taz.
Denn die beiden Unternehmen Prime und Development sind selbst im
Insolvenzverfahren. Ihre Gläubiger können laut Stapf auf eine
Insolvenzquote von insgesamt 23 bis 40 Prozent hoffen, so viel ihres
Einsatzes dürften sie also zurückbekommen. Mit der Signa Holding hatte
Benko die Möglichkeit, weiterhin die Geschicke seines Imperiums zu
bestimmen, obwohl es ihm auf dem Papier gar nicht mehr gehörte. Denn an ihr
war zu 56 Prozent die sogenannte Signa-Supraholding beteiligt, welche
wiederum mehrheitlich der Familie-Benko-Privatstiftung gehörte.
Benko habe somit „die Zügel in der Hand“, gehabt, wie es der Bauunternehmer
und Mitinvestor Peter Haselsteiner Ende Januar gesagt hatte. Auch war die
[3][Signa Holding] eine Möglichkeit für Benko, bekannte und einflussreiche
Persönlichkeiten in seine Dienste zu stellen – indem er ihnen Posten im
Unternehmensbeirat der Firma verschaffte. Dazu zählten etwa der ehemalige
österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), die ehemalige
Vizekanzlerin Susanne Riess von der äußerst rechten FPÖ sowie der
Unternehmensberater Roland Berger. Ende 2023 wurde dieses Gremium
aufgelöst.
Ebenso nutzte Benko die Holding, um sich selbst Geld auszuzahlen. So
erhielt er laut der österreichischen Nationalratsabgeordneten Nina
Tomaselli für das Jahr 2019 ein Honorar von knapp 26 Millionen Euro. Welche
Leistung für diese Einnahmen erbracht wurden, bleibt unklar, denn der
46-Jährige hatte formal nichts mit der Holding zu tun.
## Benkos Aktivitäten waren ein Schönwettermodell
Zur gesamten [4][Causa Signa und Benko] sagt der Wirtschaftsprofessor
Dobusch: „So eine komplette Rieseninsolvenz hat es in Österreich noch nie
gegeben. Ein Dominostein fällt, und dann fallen alle.“ Benkos geschäftliche
Aktivitäten, die auf immer teurere und immer größere Immobilienprojekte
setzten, sei ein „Schönwettermodell“ gewesen, „das im strömenden Regen
eingegangen ist“.
Auch strafrechtlich wird es für den einstigen Selfmade-Multimilliardär
enger. Laut einem Schweizer Finanzmedium hat die Staatsanwaltschaft in
Liechtenstein ein Strafverfahren wegen Konkursbetrugs und Geldwäsche gegen
ihn eröffnet. Das kleine Fürstentum gilt gemeinhin als äußerst verschwiegen
bei Finanzangelegenheiten.
Im Zentrum stehen die Privatstiftungen, die Benko in seinem familiären
Umfeld errichtet hat. Diese soll er, so wird berichtet, als „Schutzwall“
aufgebaut haben, um Teile seines Vermögens zu sichern. Öffentlich sind
nahezu keine Informationen über die Stiftungen zu erfahren. Die Innsbrucker
„Familie Benko Privatstiftung“ ging [5][im Zuge des Unternehmens-Crashs
auch in die Insolvenz].
Geblieben sind aber die im liechtensteinischen Vaduz ansässigen
Ingbe-Stiftung und Laura-Privatstiftung. Dort hat es offenbar bei dem
Besitz von Villen und Gold einige Verschiebungen gegeben. Nun wurde
bekannt, dass in Liechtenstein noch eine dritte Stiftung existiert mit dem
Namen Arual. Liest man die Buchstaben rückwärts, kommt man auf den Namen
von Benkos Tochter: Laura. Auch in Österreich und in München wird
ermittelt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Unterdessen geht der Verkauf der verschiedenen Signa-Besitztümer weiter.
Die Warenhauskette Galeria-Karstadt-Kaufhof wird von einem Konsortium um
die [6][Investoren Richard Baker und Bernd Beetz übernommen]. Damit beginnt
im Unternehmen und in den Innenstädten die Sorge und das Ringen um einzelne
Standorte. Die thailändische Central-Gruppe hat das Berliner KaDeWe-Gebäude
gekauft. Die Zukunft des zu einem Drittel fertiggestellten Hamburger
Elbtowers ist weiterhin offen. Der Insolvenzverwalter Torsten Martini ist
auf der Suche nach Käufern.
15 Apr 2024
## LINKS
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[6] /Insolvenz-von-Galeria-Karstadt-Kaufhof/!6000707
## AUTOREN
Patrick Guyton
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