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# taz.de -- Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof: Mehr als 70 Filialen sollen…
> US-Investor NRDC und Unternehmer Bernd Beetz übernehmen die
> Kaufhauskette. Verdi appelliert an sie, in Filialen und Beschäftigte zu
> investieren.
Bild: Die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hat neue Eigentüm…
Berlin taz | Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi appelliert an die neuen
Eigentümer der [1][Warenhauskette Galeria], langfristig in Beschäftigte und
Standorte zu investieren. „Der neue Eigentümer sollte gemeinsam mit den
Beschäftigten ein modernes Zukunftskonzept entwickeln und auf den Weg
bringen, das die Stärke der Warenhäuser ausspielt: ein breites Sortiment
gepaart mit guter Beratung“, erklärte Verdi-Vorstandsmitglied Sabine Zimmer
am Mittwoch. „Vorschläge hierzu haben die Beschäftigten schon erarbeitetet,
sie sind bislang nicht aufgegriffen worden.“ Galeria beschäftigt derzeit
noch 12.800 Menschen.
Das Unternehmen ist in Zuge der [2][Signa-Pleite] in Schieflage geraten.
Wie Galeria nun am Mittwoch mitteilte, will ein Konsortium um den
US-Investor NRDC und den Unternehmer Bernd Beetz von den derzeit noch 92
Standorten „voraussichtlich mehr als 70 Filialen deutschlandweit
übernehmen“. Auch die Unternehmenszentrale werde an die reduzierte
Warenhausgröße angepasst, „mit dem Ziel, Galeria wie ein mittelständisches
Unternehmen zu führen“.
Die endgültige Entscheidung, wie viele Filialen letztlich gerettet werden,
soll Ende April fallen. Sie hängt auch von Verhandlungen zwischen
Vermietern, der Geschäftsführung und dem Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus
ab. Denkhaus soll bis voraussichtlich Ende Juli 2024 die Kontrolle über
Galeria behalten. Derzeit wird mit dem Betriebsrat ein Interessenausgleich
und Sozialplan verhandelt.
Experten bezweifeln, dass Galeria als Ganzes eine Zukunft hat. „Das Konzept
Warenhäuser ist schon länger in der Krise, weil sie mit dem Internet nicht
mithalten können“, sagt Einzelhandelsexperte Christian Rusche vom
arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) der taz.
Onlinehändler würden sowohl beim Preis als auch bei der Auswahl gegenüber
den Warenhäusern punkten. Die Folge: Laut Statistischem Bundesamt sind die
Umsätze der Kaufhäuser in den letzten 20 Jahren nach Abzug der Inflation
insgesamt um 34,8 Prozent gesunken, während jene des Versand- und
Onlinehandels um 170,1 Prozent stiegen.
## Pandemie verschärfte Situation
Die [3][Corona-Pandemie] hat die Krise des Einzelhandels weiter verstärkt.
„Der zweite Lockdown war der Genickbruch für Galeria“, sagt Rusche. Im
Januar meldete das Unternehmen zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren
Insolvenz an. Rusches Einschätzung deshalb: Gewisse Filialen mit besonderen
Merkmalen könnten überleben. „Galeria in seiner jetzigen Ausrichtung hat
keine Zukunft.“
Denn was die Situation noch erschwert, ist die [4][allgemeine
Wirtschaftslage]. „Die Kaufkraft ist seit der Coronakrise in breiten
Schichten der Gesellschaft stark gesunken“, so Rusche. Die gestiegene
Inflation habe die Haushalte belastet. Zuletzt stagnierten die Reallöhne
mehr oder weniger, in den Vorjahren waren sie sogar dramatisch gefallen, im
Jahr 2022 um rekordmäßige vier Prozent. „Darunter leidet auch der
Einzelhandel“, sagt Rusche. Die Umsätze der Kauf- und Warenhäuser gingen im
vergangenen Jahr real um 3,9 Prozent zurück.
10 Apr 2024
## LINKS
[1] /Insolvente-Warenhauskette-Galeria/!6000624
[2] /Was-Rene-Benkos-Insolvenz-bedeutet/!5997034
[3] /Aufarbeitung-der-Pandemie-Massnahmen/!5998044
[4] /Oekonom-Bofinger-ueber-die-Schuldenbremse/!6000943
## AUTOREN
Simon Poelchau
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