Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar zur UN-Klimakonferenz in Baku: Wie blind in den Untergang
> Die UN-Klimakonferenz hat enttäuschende Ergebnisse geliefert. Wer es
> ernst meint mit dem Klimawandel, müsste jetzt zu drastischen Mitteln
> greifen.
Bild: Aktivisten demonstrieren schweigend auf dem UN-Klimagipfel COP29
Allein die Tatsache, dass die UN-Klimakonferenz in Baku überhaupt zu einem
Ergebnis gekommen ist, kann schon als Erfolg bezeichnet werden. Zynisch
nannte zu Anfang der Konferenz der Präsident des Gastgeberlandes
Aserbaidschan [1][erderhitzendes Öl und Gas ein „Geschenk Gottes“]. Als sei
nicht genau dieses Öl und Gas mitverantwortlich für Dürren und
Überschwemmungen auf der ganzen Welt. Und bis tief in die zweite Woche des
Gipfels weigerten sich die Industriestaaten, beim Hauptthema der Konferenz,
der Hilfen bei Klimaschutz und -anpassung, eine für sie akzeptable Summe zu
nennen.
Immerhin: Die Delegierten konnten sich auf einen Kompromiss einigen. Das
ist gut. Klar wurde im Verlauf der Konferenz aber auch, dass in einer Welt
der vielfachen Krisen Klimaschutz immer schwerer wird. Und wer die
Klimakrise ernst nimmt, müsste Saudi-Arabien wie einen Schurkenstaat
behandeln.
Wichtigstes Ergebnis der Konferenz ist, dass sich die reichen Länder dazu
verpflichten, bis 2035 300 Milliarden US-Dollar jährlich zur Verfügung zu
stellen, damit sich die Entwicklungsländer Klimaschutz und -anpassung
leisten können. Nötig wären 1,3 Billionen US-Dollar, also mehr als das
Vierfache. Die Industrieländer nehmen lieber [2][mehr Überschwemmungen,
Dürren und Sturmfluten bei sich und in der Welt in Kauf], als heute einen
kleinen Teil ihres Reichtums – die Rede ist von nur zwei Prozent ihrer
Wirtschaftsleistung – abzugeben.
Dabei würden sich größere Ambitionen vonseiten der EU lohnen: Jeder Euro,
der in Klimaschutz fließt, verhindert ein Vielfaches an Klimafolgeschäden
in Europa. Auch China hätte mehr Zugeständnisse machen können, um einen
größeren Gesamtbetrag zu ermöglichen. Doch die EU und China bewegen sich
auf einen Handelskrieg zu. China und die USA stecken schon mittendrin. Und
über allem [3][schwebt der Wahlsieg Donald Trumps]. Im Schatten dieser
Konflikte auf der Klimakonferenz zu einem Ergebnis zu kommen, ist wirklich,
wirklich schwer.
Natürlich reichen die vereinbarten 300 Milliarden US-Dollar nicht aus. Aber
sie werden dazu beitragen, die Folgen der Erderhitzung ein wenig
einzudämmen. Die EU und China haben zwar gebremst, aber nicht blockiert.
Das ist nicht selbstverständlich. Die saudische Delegation war
offensichtlich mit dem Ziel angereist, mühsam erkämpfte Fortschritte
rückgängig zu machen.
## Saudi-Arabien hat sabotiert und verhindert
Die Delegierten aus Riad sabotierten und verhinderten Beschlüsse, die weg
von fossilen Brennstoffen führen sollten, wo immer sie konnten. Und die
aserbaidschanische Konferenzleitung ließ sie gewähren. So blieb die
Konferenz ohne Folgen auf den Emissionsausstoß. Saudi-Arabien wird wohl
noch mehr Öl- und Gas-Vorkommen anzapfen. Und in der Folge werden mehr
Menschen an den Folgen der Klimakrise sterben.
Dabei ist vollkommen klar, dass die Erderhitzung es nicht erlaubt, die
Abkehr von fossilen Brennstoffen noch weiter zu verzögern. Aktuell steuert
die Welt auf 3,1 Grad Erhitzung zu, halbwegs sicher sind höchstens 1,5. Wer
die Klimakrise wirklich ernst nimmt, müsste die saudische Regierung ächten
und viele Hundert Milliarden unverzinst an den Globalen Süden geben. Das
ist natürlich vollkommen unrealistisch. Aber es wäre angemessen.
24 Nov 2024
## LINKS
[1] /Warnungen-und-Appelle/!6045641
[2] /Anpassung-an-den-Klimawandel/!6047428
[3] /Praesidentschaftswahl-in-den-USA/!6044120
## AUTOREN
Jonas Waack
## TAGS
COP29: Klimakonferenz in Baku
Schwerpunkt Klimawandel
Klimaschutzziele
Saudi-Arabien
Aserbaidschan
Social-Auswahl
Schwerpunkt Stadtland
Wir retten die Welt
Rumänien
COP29: Klimakonferenz in Baku
Lesestück Interview
## ARTIKEL ZUM THEMA
Wenn das Wasser steigt: Blankenese war einmal
In Aiki Miras Roman „Neongrau“ kann man Hamburg herrlich beim Untergehen
zuschauen – und dank einer feinen Hörspielfassung des WDR jetzt auch
zuhören.
Weltklimakonferenz ohne Diplomatie: Jetzt aber mal ehrlich!
Bei internationalen Klimaverhandlungen geht es knallhart zu. Es hört sich
nur nicht so an. Unser Autor hat mal übersetzt, was wirklich gemeint ist.
Wahlen in Rumänien: Ein Rechtsradikaler will Präsident werden
George Simion könnte bei den Präsidentenwahlen am Sonntag auf dem zweiten
Platz landen. In der Stichwahl hätte er jedoch gute Chancen.
Ergebnisse der UN-Klimakonferenz: Wenig Geld, wenig Schlaf
Die UN-Klimakonferenz ist knapp am Scheitern vorbeigeschrammt. Die
Delegierten konnten sich auf höhere Hilfen einigen, zufrieden ist kaum
jemand.
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf: „Das ist unsere Bedingung“
Juso-Chef Philipp Türmer über die „Shit-Show“ der SPD und was er Olaf
Scholz erzählen will, wenn er ihn demnächst trifft.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.